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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers
Autoren: Robert Asprin
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verantwortlich sein. Er ist der einzige von allen, gegen die ich in den Spielen kämpfte, der mir je eine gefährliche Verletzung zufügte.«
    Sie deutete auf die bleiche Narbe, die sich über den ganzen linken Unterarm zog. »Ich konnte den Arm fast einen Monat lang nicht bewegen. Einige Heiler meinten sogar, daß ich ihn verlieren würde. Glücklicherweise waren die Götter mir hold.«
    Daphne lächelte. »Aber ich hörte, daß Ihr nie verliert!«
    Chenaya runzelte die Stirn. Sie selbst hatte dieses Gerücht in die Welt gesetzt, um Gegner abzuschrecken. Auch war es keine Lüge, allerdings kannten nur sie und Molin Fackelhalter die Einzelheiten ihrer Beziehung zu Savankala.
    Doch hier war die Gelegenheit, Daphne eine wichtige erste Lektion zu erteilen. »Es mag stimmen, daß ich nicht verlieren kann, Daphne«, sagte sie streng. »Doch nicht zu verlieren ist nicht dasselbe, wie immer zu gewinnen. Und denkt daran, auch der Sieg kann einen hohen Preis fordern. Ihr müßt Euch Eurer Bereitwilligkeit, ihn zu zahlen, sicher sein.«
    Sie drehte sich um, doch Daphne hielt sie zurück. »Ich habe den Schwur geleistet, und ich werde Euch auf diesem Übungsplatz Herrin nennen, wie die anderen auch.« Etwas flammte in den Augen der jungen Frau, und ihre Finger schlossen sich um Chenayas Handgelenk. »Aber auch Ihr müßt mir schwören, das Versprechen nicht zu vergessen, das Ihr mir gegeben habt.«
    Ruhig, aber entschieden löste sich Chenaya aus Daphnes Griff. »Ich werde mein Versprechen halten. Heute Nachmittag beginne ich mit der Suche.«
    »Ich will einen Namen, Herrin!« zischte Daphne und betonte den Titel.
    Chenaya streckte die Hand aus, faßte Daphne am Gewand, hob die Kleinere mühelos auf die Zehenspitzen und zog ihr Gesicht dicht an ihres. Sie konnte Daphnes Atem riechen. »Macht mir keine Vorschriften, droht mir nicht«, warnte Chenaya. »Und versucht nie, Spielchen mit mir zu treiben!« Sie stellte Daphne wieder auf die Füße und bedeutete Dayrne mit dem Training fortzufahren. »So, und jetzt strengt Euch an. Und entschließt Euch besser, Euch von Dayrne berühren zu lassen. Er wird Euch jeden Tag die Schmerzen aus den Muskeln massieren.« Dann zwinkerte sie ihr zu. »Und in vier Tagen gehen wir gemeinsam auf ein Fest.«
    »Wo?« fragte Daphne mißtrauisch.
    »Im Statthalterpalast«, antwortete Chenaya. »Wo sonst in dieser Stadt?« Damit verließ sie Daphne, holte sich einen Harnisch, einen Schild und ein Schwert aus dem Waffenlager und ging, um gleichzeitig gegen Gestas und Dismas anzutreten.
    Sie war wieder in ihre Lederkleidung geschlüpft, ehe sie sich am Nachmittag auf den Weg durch die Straßen machte. Ein Schwert hing von ihrem Waffengürtel, und zwei Dolche waren in Schlaufen an ihren Oberschenkeln geschoben. Sie trug einen schweren Umhang, dessen Kapuze sie tief über die Stirn gezogen hatte, sowohl um ihr Gesicht zu verbergen, als auch um sich gegen die eisige Kälte zu schützen, die bis in ihre Knochen dringen wollte.
    Am hellichten Tag wagten sich mehr Leute auf die Straße. Offenbar beschränkten die verschiedenen Fraktionen ihre Unternehmungen auf die Nacht. Das war ihr recht. Sie hatte genug zu tun, ohne sich auch noch mit wilden Fanatikern befassen zu müssen.
    Das Portal des Tempels der rankanischen Götter stand offen. Sie stieg langsam die Marmorstufen hinauf. Am Eingang blieb sie kurz stehen, schob die Kapuze zurück und schaute sich um. Das Bauwerk war prächtig, doch irgendwie wirkte es unfertig. Hunderte von Lampen und Kohlenbecken leuchteten den Tempelraum aus, und ein großes Oberlicht tauchte den Hauptaltar in Savankalas eigenes Licht. Über dem Altar glitzerte und schimmerte das Sonnensymbol mit Strahlenkranz aus poliertem Gold und warf seinen Schein in die Halle.
    Links und rechts von Savankalas Altar befanden sich je ein kleinerer für Sabellia und Vashanka. Sie waren von gleicher Form und Pracht, doch sie wurden nur vom Licht aus Menschenhand erhellt. Wahrhaft kunstvoll geschnitzte Holzfiguren der Göttin und ihres Sohnes ragten hinter diesen beiden kleinen Altären empor. Solche Darstellungen Savankalas waren jedoch nicht erlaubt. Ein Mensch konnte den Mond und die Sterne betrachten; ein Mensch konnte den Blitz sehen. Doch wer vermochte den Donner zu erschauen oder war imstande, in das blendende Antlitz der Sonne, des Sonnenvaters, zu blicken?
    Als sie sich dem sonnenbeschienenen Altar näherte, kam ihr ein junger, weißgewandeter Novize entgegen, um sie zu begrüßen. Chenaya
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