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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers
Autoren: Robert Asprin
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lungerte darin.
    »Verzeiht, wenn ich mich irre«, sagte die Gestalt zu ihr, »aber die meisten Leute zittern, wenn sie mich sehen. Ihr zittert nicht.«
    Sie zwinkerte unschuldig. »Tut mir leid, wenn ich Euch enttäusche.«
    Er hob Schweigen gebietend die Hand und setzte sich auf. »Ihr habt das Mal einer Gottheit an Euch.« Zwei rote Augen glühten unter einer Kapuze, die noch vermummender war als ihre. »Ihr seid Chenaya, von manchen Sonnentochter genannt.«
    Sie begann diesen Titel zu hassen. »Ich kam hierher, um ein Geschäft mit Euch zu machen, Zauberer. Ich habe von Eurer Macht gehört. Wenn in diesem Höllenloch etwas wissenswert ist, dann wißt Ihr es. Ich brauche Auskunft.«
    Sein Gelächter ließ die Wände schier erbeben. »Habe ich mich so gewaltig verändert? Haltet Ihr mich für Hakiem, den Geschichtenerzähler? Oder für den blinden Jakob? Geht zu ihnen um Auskunft, Frau. Ich bin kein Klatschweib! Wichtigeres beschäftigt mich!«
    »O wirklich? Nun, dann beschäftigt Euch damit!« Sie warf ihren Umhang zurück und legte herausfordernd die Hände um ihre Brüste. »Vor fast einem Jahr wurde eine Karawane, in der sich die Gemahlin und die Konkubinen des Prinzen befanden, in der Grauen Wüste überfallen. Die Verschwörer gaben den Auftrag dazu hier in Freistatt. Ihr habt Macht, Enas Yorl, und Ihr könnt Dinge feststellen. Gebt mir ihre Namen, und ich gebe Euch die schönste Nacht Eures Lebens!«
    Die roten Augen glühten wie Kohlen. Der Zauberer beugte sich vor und musterte sie interessiert. »Warum, in aller Welt, wollt Ihr Euch auf so etwas einlassen? Wißt Ihr denn nicht, was ich bin? Was mein Körper ist? Ja, ich kann Euch geben, was Ihr sucht, aber kennt Ihr den Preis wahrhaftig?«
    Chenaya lachte knapp. »Ihr habt das Mal meines Gottes an mir gesehen, aber wißt Ihr auch, was es bedeutet? Es bedeutet, daß ich nicht verlieren kann — egal, worum es geht. Und das würde langweilig, wenn ich nicht hin und wieder neue, aufregende Möglichkeiten fände, mich zu amüsieren.« Sie öffnete die Spange ihres Umhangs und ließ ihn auf den Boden fallen. »Ihr seid der gefürchtetste Zauberer im Reich, und ich dachte mir schon, als ich zum erstenmal in diese Stadt kam, daß es Spaß machen könnte, in Eurem Bett herumzutollen. Doch der Preis für meinen Körper ist die Auskunft, die ich suche.«
    »Aber mein Körper, Rankanerin«, gab der Zauberer zu bedenken. »Wißt Ihr, wie er sich verändert?«
    »Natürlich«, versicherte sie ihm lachend. »Und ich wäre sehr enttäuscht, wenn er sich nicht verwandelt, während wir uns lieben.« Sie zwinkerte ihm zu. »Ich sagte ja bereits, daß ich immer auf neue, aufregende Erlebnisse erpicht bin.«
    Seine Stimme nahm einen tieferen, sinnlicheren Ton an, als er sich erhob. »Ich habe keine Kontrolle über die Veränderungen. Ich kann nichts Derartiges versprechen.«
    Aber er verwandelte sich, während er ihr ins Ohr flüsterte.
    Chenaya runzelte gereizt die Stirn, als sie den Umhang enger um sich zog und von Schatten zu Schatten huschte. Das war nicht ihre übliche Art der Fortbewegung. Sie zog es vor, mitten auf der Straße zu schreiten, und verdammt, wer dumm genug war, sich ihr in den Weg zu stellen. Doch heute Nacht war das etwas anderes. Sie hatte etwas zu erledigen und keine Zeit für sinnlose Auseinandersetzungen mit irgendeiner der Fraktionen, die hier in der Nacht die Klinge schwangen.
    Die Pferche Corlas, des Kamelhändlers, befanden sich am Ufer des Schimmelfohlenflusses, unweit des Basars. Nach den gegenwärtigen Gerüchten gehörten sie zu jenen Orten, die man besser mied. Der Krieg zwischen den beiden Hexen Ischade und Roxane hatte die Gegend zum Tummelplatz unberechenbarer Kräfte gemacht, und die Hälfte der Anwohner hatte Partei ergriffen.
    Spiele, Spiele , seufzte sie. Alle spielen. Und wer weiß — vielleicht schaute sie sich diese Spieler näher an, falls es ihr langweilig wurde. Andererseits war ihr momentan nichts ferner als Langeweile. Enas Yorl hatte sie auf mehr denn eine Weise überrascht. Unerwartet hörte sie Stimmen hinter sich. Sie huschte in den nächstbesten Winkel und duckte sich hinter einem Faß. Abfälle — dem Geruch nach zu schließen. Sie rümpfte die Nase und wartete. Ein zerlumpter Trupp stapfte an ihr vorbei, ohne sie zu bemerken. Die meisten trugen offenbar Schwerter, einige allerdings nur Prügel. Von Zucht und Ordnung war an ihnen nichts zu bemerken. Sie unterhielten sich zu laut und benahmen sich, als gehöre die Nacht
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