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Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Titel: Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
Autoren: Leslie Parrish
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klar, Sir.«
    Wie ein überfürsorglicher Bärenpapa zog Ambrose sie in seine Arme. Da er ihren Vater gekannt hatte, war das wohl nicht anders zu erwarten.
    »Was ist denn bloß passiert?«
    »Lange Geschichte.« Ronnie legte einen Arm um ihre schmerzenden Rippen, wie um sich körperlich zusammenzuhalten. Seine Umarmung hatte sie an den Schmerz erinnert, den sie zu verbergen suchte. »Wie geht es Mark?«
    Zum ersten Mal seit Stunden sah sie ein echtes, warmes Lächeln.
    »Gut. Er wird wirklich wieder auf die Beine kommen.«
    Ronnie musste sich gegen eine Säule lehnen. »Ach, Gott sei Dank.«
    »Sie sind verletzt«, sagte ihr Chef. Er nahm sie am Arm und stützte sie, während sie zuschauten, wie Sykes in die Notaufnahme gerollt wurde.
    »Ach, nichts Schlimmes. Und bei Jeremy auch nicht. Nur um Mark mache ich mir Sorgen. Hat er die OP wirklich hinter sich?«
    »Ja, aber er ist noch nicht wieder wach. Die Ärzte nehmen an, dass er wieder gesund wird. Sie sind zwar nicht sicher, ob seine Hand wieder so anwächst, dass er sie richtig gebrauchen kann, aber sie sind sehr zuversichtlich, dass er es überlebt.«
    »Darf ich ihn sehen?«
    »Lassen Sie sich lieber erst selbst zusammenflicken.«
    Obwohl Ronnie ihrem Vorgesetzten recht geben musste, fiel es ihr nicht leicht, geduldig die besonders eifrige und besorgte Behandlung des Teams in der Notaufnahme über sich ergehen zu lassen. Offenbar hatten die Krankenschwestern schon Einzelheiten erfahren, und Ronnie hätte schwören können, dass jede diensthabende Schwester kurz hereinkam, vorgeblich, um sie anzuschauen, eigentlich aber, weil sie den neuesten Klatsch über die Ereignisse im Weißen Haus hören wollte. Die Ärzte brauchten Stunden, um sie zu nähen, ihre Kopfwunde neu zu klammern, ihre Rippen zu röntgen und eine Knochenfissur zu diagnostizieren. Dagegen konnten sie allerdings nichts tun, außer Schmerzmittel zu verschreiben. Endlich wurde sie dann entlassen und durfte ihren Partner besuchen.
    Auch Jeremy hatte sich von den Auswirkungen des Elektroschocks erholt. Er hatte zwar noch Schmerzen und seine Muskeln zitterten immer wieder, aber beides würde sich bald vollständig legen. Er holte sie am Ausgang der Notaufnahme ab und fragte, ob es ihr recht sei, wenn er mit zu Daniels fahren würde.
    Ronnie zögerte. Noch vor wenigen Stunden hätte sie das rigoros abgelehnt. Vor lauter Schuldgefühlen wegen ihrer Liebesnacht – in der ihr Partner überfallen worden war – wäre sie Jeremy am liebsten an den Hals gegangen und hätte ihm geraten, schleunigst zu verschwinden.
    Aber jetzt konnte sie das nicht mehr. Nachdem sie gemeinsam diese Minuten in der Finsternis durchgestanden hatten, und nachdem Ronnie so verzweifelt versucht hatte, ihn zu beschützen, damit ihn nicht das gleiche Schicksal ereilte wir Mark, wusste sie, dass ihre Gefühle für Jeremy Sykes zu tief waren. Sie konnte ihn nicht einfach wieder aus ihrem Leben entlassen. Er bedeutete ihr zu viel.
    »Aber lass mich erst ein paar Minuten mit ihm allein«, sagte sie in der Hoffnung, dass Jeremy sie verstehen würde.
    Und natürlich verstand er sie. »Klar. Ist besser, wenn du ihn zuerst siehst. Aber ich möchte mich wirklich bei ihm bedanken – wenn er den Schlüssel nicht gefunden hätte, hätten wir diese Nuss nie geknackt.«
    »Der Schlüssel war der Schlüssel«, sagte Ronnie in dem Versuch, ihm ein Lächeln zu entlocken.
    Und das gelang ihr, auch wenn es nur ein schwaches Lächeln war.
    Sie gingen zusammen zur Intensivstation, wo Mark inzwischen lag. Eine Krankenschwester, die sie am Vormittag schon gesehen hatte, erkannte sie wieder. Als sie Ronnies Verbände und Verletzungen sah, blieb ihr die Luft weg. »Ach du meine Güte, haben Sie einen Autounfall gehabt?«
    Ronnie sah Jeremy an. Er erwiderte ihren Blick. Beide mussten lachen.
    Sie fragten die Schwester, wo Mark zu finden war, und Ronnie ließ sich zu einer Kabine dirigieren, deren Vorhang nicht zugezogen war. Mark Daniels lag reglos in seinem Bett, die Monitore piepten neben ihm, und seine linke Hand war bis zum Ellbogen hinauf dick verbunden. Sein blasses, eingefallenes Gesicht war voller blauer Flecken. Der ganze Körper schien in den letzten vierundzwanzig Stunden geschrumpft zu sein.
    Aber er lebte. Atmete. Und sein Herz schlug.
    Mehr konnte man im Moment nicht verlangen.
    »Mark?«, flüsterte Ronnie.
    Seine Augenlider flatterten, dann öffneten sie sich langsam.
    Ronnie sog die Lippen in den Mund, als sie seine traurigen grünen Augen sah.
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