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Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Titel: Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
Autoren: Leslie Parrish
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Aber der Täter war vollkommen verhüllt. Sie konnte nur hoffen, dass er irgendwelche unveränderlichen Kennzeichen aufwies. Vielleicht würden die Ermittler dann trotz der Dunkelheit einen Hinweis finden, den sie selbst jetzt gar nicht bewusst wahrnahm.
    Jetzt begann er, mit langen, bedächtigen Bewegungen die Messerspitze über ihren Körper zu ziehen. Langsam. Fast erotisch, als würde er sie liebkosen.
    Ihre Empfindungen wurden intensiver, denn ihre Nerven erholten sich zunehmend und übermittelten ihrem ermatteten Hirn Schmerzsignale. Die Klinge zog eine schmale Feuerspur über ihre Schulter, um ihren Hals, zwischen ihren Brüsten hindurch und über ihren Bauch. Bis sie ihre blutigen Schenkel erreichte und sich dazwischen schob.
    Es war verlockend, einfach loszulassen. Die Augen zu schließen und nur noch zu warten, bis es vorbei war. Aber dass ihre Ermordung so sicher bevorstand, hielt Leanne davon ab, die Augen zufallen zu lassen, auch wenn ihr Verstand nicht alles verarbeitete, was sie sah. Nein, eigentlich konnte sie kaum noch etwas erkennen, bis auf die silbrig schimmernde Waffe in der schwarz behandschuhten Faust.
    Plötzlich strahlte ein gleißend helles Licht auf, schien ihr direkt ins Gesicht, blendete sie. Stöhnend kniff sie die Augen zu.
    Es war egal. Sie konnte zwar jetzt nicht mehr sehen, was passierte, aber irgendwann, wenn alles vorbei war, würde jemand anders die Bilder in ihrem Kopf untersuchen.
    Und ihren Mörder fassen.

1
    »Das dauert ja ewig.«
    Ärgerlich schaute Detective Veronica Sloan durch die Windschutzscheibe. Im Geiste verfluchte sie die Hitze und die Menschenmassen. Der Verkehr in der Hauptstadt der USA war zwar immer ätzend, aber an diesem höllisch heißen Sommermorgen waren die Autoschlangen vor den Kontrollpunkten auf der Pennsylvania Avenue noch länger als sonst.
    Von den schwer bewachten Eingängen durch den Lafayette Park bis hin zur H Street zogen sich Fußgängerschlangen. Um sie herum herrschte ein großes Gewusel, manche Leute verkauften gekühlte Getränke, Snacks oder Souvenirs, andere hielten Protestschilder, und wieder andere standen im Kreis zusammen und beteten.
    Ein Grüppchen von ihnen versperrte die verdammte Straße.
    Unmut hätte das an jedem Tag ausgelöst. An diesem glühend heißen Julitag aber kochten die Gemüter. Und Ronnie schloss sich da nicht aus.
    Während sie in der zivilen Limousine zwei Blocks weitergeschlichen war, hatte sie mitangesehen, wie eine Frau in Ohnmacht gefallen war, wie zwei Prügeleien ausgebrochen waren und wie eine ganze Gruppe von Kindern sich vor Erschöpfung der Länge nach auf den Bürgersteig gelegt hatte. Mit Flaggen behängte Rechtsextremisten warfen böse Blicke auf japanische Touristen – der Anblick der schlitzäugigen Ausländer brachte sie genauso in Rage wie der Gedanke an Burkaträgerinnen. Alles schwitzte, fluchte, schimpfte und schrie.
    Aber niemand kehrte um. Krankhafte Neugier sorgte immer dafür, dass die Touristen nicht wieder fortgingen, wenn sie einmal bis hierher gekommen waren.
    Ronnie hätte einen Notfalleinsatz vortäuschen können, hätte die Menge mit Sirene und Hupe von der Straße scheuchen können. Doch das wollte sie nicht, denn wenn die Leute von dem Mord hörten, wurden sie möglicherweise unruhig. Vielleicht gerieten sie sogar in Panik. In Washington entstand heutzutage schnell eine Massenpanik. Und Ronnie hatte keine große Lust, sich neben ihrer ohnehin schon mörderischen Arbeitsbelastung auch noch mit von Stiefeln zertrampelten Omas aus dem Mittleren Westen zu befassen.
    »Mann, ich glaube, da stehen genauso viele Leute an wie gestern für die Umwidmung.«
    Ronnie warf einen Blick zu ihrem Beifahrer hinüber. Mark Daniels, ihr Partner, sah genauso ungeduldig aus, wie sie sich fühlte, und die Zynikerin in ihr konnte es sich nicht verkneifen, zu erwidern: »Ja, dabei ist das gar nichts im Vergleich zu den Massen, die im ersten Jahr hier Schlange gestanden haben, um Trümmer und Schutt zu begaffen.«
    Und das stimmte. Kaum hatte das Militär Besuchern erlaubt, die Verwüstungen vom Oktober 2017 zu besichtigen, da war Washington auch schon zur heißesten Touristenattraktion der Welt geworden. Die Leute hatten sich darum gerissen, sagen zu können, dass sie das Gelände des schwersten Terroranschlags in der Geschichte gesehen hatten.
    Dieser verfluchte Katastrophentourismus.
    »Da hast du wohl recht.« Mark lehnte sich zurück, verschränkte die Arme über der muskulösen Brust und schloss
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