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Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Titel: Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
Autoren: Leslie Parrish
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die Augen. »Weck mich, wenn wir da sind.«
    Ronnie lachte leise. »Wer war es diesmal?«
    Ihr Partner war zu träge, um aufzusehen. »Eine Stripperin aus dem Shake & Bake . Ich habe immer gedacht, es müsste Spaß machen, mal zwei wandelnde Titten aufs Kreuz zu legen, aber ich glaube, ich werde allmählich zu alt für so was.«
    Er war noch nicht mal vierzig. Keine Spur von Alter, weder geistig noch körperlich, auch wenn sein müder Tonfall erkennen ließ, dass es in den vergangenen Nächten spät geworden war. In letzter Zeit war Mark Daniels gereizt gewesen, er war an seine Grenzen gegangen und hatte Risiken in Kauf genommen. Warum, wusste Ronnie nicht. Sie machte sich Gedanken um ihren Partner. An seinen Tränensäcken ließ sich seine Erschöpfung ablesen, und auch seinen Kater konnte er nicht verbergen. Später würde sie ihm einen Arschtritt verpassen, weil er in so jämmerlicher Verfassung zum Dienst erschienen war, zumal an einem Tag wie heute, der vermutlich ganz schön beschissen werden würde. Schlimm genug, wenn Mark an einem normalen Arbeitstag so kaputt war, auch wenn sie bloß hinter jemandem her waren, der in seiner Gang für Ordnung gesorgt hatte, oder wenn sie einen Pure-V-Dealer fassen wollten – Pure V war seit neuestem die begehrteste auf der Straße erhältliche Droge, eine billige Variante von Vicodin. Aber heute waren sie auf dieser Seite der Stadt im Einsatz und mussten gründliche Ermittlungen durchführen, und da war Marks Zustand einfach nicht tragbar.
    »Das Leben ist eines der Härtesten«, sagte sie versöhnlich. »Du solltest es lieber mal etwas langsamer angehen lassen.«
    »Das musst du gerade sagen.«
    »Ich hänge ja nicht sieben Abende in der Woche auf einem Barhocker. Und mein Kreuz spüre ich höchstens mal, wenn ich es beim Joggen übertrieben habe.«
    Marks Lippen zuckten ein wenig, doch seine Körperhaltung veränderte er nicht. »Ron, ich sag’s dir doch immer wieder, ein menschlicher Körper hat eben nur einen bestimmten Energievorrat. Und den solltest du dir besser für unsere Besuche auf der East Side aufsparen. Sonst geht dir noch die Puste aus, wenn du eines Tages hinter irgendeinem Spitzbuben herläufst.«
    Ach ja, Marks Weisheiten. Was würde sie nur ohne ihre tägliche Dosis anfangen?
    Ronnie hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn sie hatten die Kreuzung mit der hermetisch abgeriegelten 17th Street erreicht. Ohne sich um die wütenden Blicke der Fußgänger zu kümmern, die grollend Platz machten, bog sie ab und fuhr am Wachposten, einer Kette aus bewaffneten Soldaten in Tarnanzügen, vorbei.
    Es gab nur eine einzige Zufahrt zum nördlichen Quadranten des Geländes, das bisher National Mall geheißen hatte. Gestern hatte der Präsident das Gelände in Patriot Square umgetauft, in einer Zeremonie, die so pompös gewesen war, wie es hinter einer Wand aus kugelsicherem Glas nur möglich war.
    Im Volksmund allerdings hatte die frühere National Mall schon lange einen anderen Namen. Genauso, wie die meisten New Yorker das Gelände, auf dem sich die Katastrophe vom 11. September ereignet hatte, immer noch Ground Zero nannten, hieß er bei den meisten Leuten hier The Trainyard.
    »Anhalten«, befahl eine strenge Stimme, als Ronnie den Wagen langsam auf den mit Stacheldraht verstärkten Eisenzaun zurollen ließ. Einer von einem Dutzend Soldaten mit kugelsicheren Westen hatte diesen Befehl erteilt. Sie standen vor dem Tor und zielten mit ihren Waffen ausnahmslos auf Ronnies Gesicht. Ein schönes Empfangskomitee.
    Vor acht Jahren, als sie frischgebackene Polizistin gewesen war, hatten die USA sich – über zehn Jahre nach dem 11. September – relativ sicher gefühlt. Damals hatte man sie, sobald sie ihre Dienstmarke zückte, an jeder Straßensperre passieren lassen. Aber die Zeiten hatten sich geändert. Sehr sogar. Folglich hielt Ronnie wortlos den Wagen an, stellte den Motor ab und hob die Hände.
    »Also los«, sagte sie zu ihrem Partner.
    Daniels hob ebenfalls die Hände. Er öffnete die Augen, und nachdem der zuständige Sergeant ihnen zugenickt hatte, stiegen sie aus. Sofort näherten sich zwei Sicherheitsteams.
    »Sloan, D. C. P. D.«, sagte Ronnie, als der erste Soldat, während er weiter auf ihren Kopf zielte, bei ihr ankam. Hinter seiner linken Schulter stand ein weiterer, und ein dritter hielt einen Hund mit breiter Brust und scharfen Zähnen an der Leine.
    Ohne seine Waffe zu senken, streckte der erste Soldat die freie Hand aus. Ronnie übergab
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