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Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Titel: Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
Autoren: Leslie Parrish
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hatte die Nachtsichtbrille. In dem unheimlichen Grün konnte sie die dunkle Gestalt erkennen. Und solange sie den Mörder sehen konnte, konnte sie ihn besiegen.
    Als das Echo des zweiten Schusses verklungen war, zögerte Ronnie nicht mehr. Sie sprang vom Boden auf und stürzte sich auf Wilders. Mit einem lauten Stöhnen taumelte er zurück. Blitzschnell holte Ronnie aus und schlug ihm die Schusswaffe aus der rechten Hand, dann fuhr sie herum und trat ihm die Elektroschockpistole aus der linken. Kampfbereit hob er die Fäuste.
    »Na los, du Scheißkerl!«, knurrte Ronnie.
    Jetzt zehrte sie von jeder Sekunde ihrer Ausbildung, versetzte ihm einen Boxhieb auf die Kehle und legte dabei ihr ganzes Gewicht in den Stoß. Sie spürte, wie seine Luftröhre knirschend zu Bruch ging, hörte seinen keuchenden Husten, als er versuchte, Luft zu holen. Aber er ging nicht zu Boden, sondern kämpfte weiter, schlug sie in den Bauch und landete dann einen schmerzhaften Treffer gegen ihre verletzte Schläfe.
    Doch das machte Ronnie nur noch rasender. Zur Strafe kriegte er einen Fausthieb in die Nierengegend, dann machte sie einen Schritt rückwärts und versetzte ihm einen Tritt in den Bauch, sodass er rückwärts gegen die Wand krachte. Er rutschte an der Mauer hinunter, doch kaum berührte sein Arsch den Boden, da zog er ein langes, scheußlich scharfes Messer aus seinem Stiefel.
    »Dir macht es Spaß, unschuldige Frauen zu zerschnippeln, was?«, schrie Ronnie laut, konnte es aber selbst nur leise hören. »Du Jammerlappen, warum schneidest du dir nicht einfach selbst die Kehle durch?«
    Wilders brüllte auf und griff sie von unten an. Ronnie sprang zurück, stolperte über Jeremys hingestreckten Körper und verlor das Gleichgewicht. Sie knallte auf den Rücken. Durch den Stoß wurde ihr heiß und schmerzhaft der Atem aus den Lungen gepresst. Als sie aufblickte, sah sie, wie Wilders mit dem Messer in der Faust auf sie zugekrochen kam.
    Etwas stieß gegen ihren Arm. Sie spürte, wie Fingerspitzen ganz leicht über ihren Handrücken strichen, dann bekam sie einen harten, glatten Gegenstand in die Hand gedrückt.
    Jeremy . Er gab ihr seine Waffe.
    Sie griff danach, umschloss die Pistole fest und riss sie hoch, genau in dem Moment, als Wilders das Messer nach vorn stieß und sich auf sie werfen wollte.
    Ronnie schoss.
    Volltreffer.
    Die Kugel schlug in die rechte Seite der Nachtsichtbrille ein und fuhr Wilders durchs Auge in den Kopf. Glassplitter flogen, Funken stoben, und er fiel wieder gegen die Wand, sackte daran herab, bis er nur noch wie ein Häuflein auf dem Boden lag. An der Wand blieb eine Spur aus Blut, Knochensplittern und Hirnmasse zurück.
    Wilders’ Schreckensherrschaft war vorbei. Das verschaffte Ronnie eine gewisse Genugtuung, aber sie würde erst feiern, wenn sie sicher wusste, dass er ihren Partner nicht umgebracht hatte.
    Während sie keuchend auf dem Boden lag, mit Jeremy ausgestreckt neben sich, nahm sie sich eine Minute – eine einzige Minute – Zeit, um das Geschehene geistig zu verarbeiten. Seine Fingerspitzen strichen über ihren Arm, und auf ihrem Bauch hielt sie, immer noch fest umklammert, seine Glock.
    Ronnie wusste, dass Zeiler sich noch im Tunnel befand, vermutlich verletzt, und zwang sich, aufzustehen. Ihr Kopf schmerzte, in ihren Ohren klingelte es, und sie hatte das Gefühl, dass Wilders ihr mit seinem Hieb ein paar Rippen gebrochen hatte.
    Mühsam rappelte sie sich hoch. »Ich komme wieder«, versprach sie Jeremy. Er hatte zwar die Augen geöffnet, konnte aber nicht sprechen. »Muss Zeiler suchen und Hilfe holen.«
    Er blinzelte ein paar Mal, und seine Augen schwammen in Tränen, nicht vor Schmerzen, sondern vor Dankbarkeit. Sie würden durchkommen, trotz allem, sie würden es schaffen. Beide.
    Ronnie dachte an Mark und korrigierte sich im Stillen.
    Alle drei.
    Sie stolperte durch den Tunnel in Richtung Washington Monument. Als sie um eine scharfe Biegung kam, nicht weit entfernt von der Stelle, wo sie sich befunden hatten, als das Licht ausgegangen war, sah sie vor sich auf dem Boden etwas liegen. Sie rannte zu Zeiler hin und stellte fest, dass er lebte, aber schwer verletzt war.
    Als erstes nahm sie einen der Erste-Hilfe-Kästen von der Wand und stillte notdürftig das Blut, das aus der Stichwunde in seiner Brust quoll. Doch ohne richtige Versorgung würde er sterben, und sie konnte ihn nicht allein aus dem Tunnel transportieren. Ronnie zwang sich, den bewusstlosen Mann liegen zu lassen, und rannte
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