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Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Titel: Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
Autoren: Leslie Parrish
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Finsternis, es war so dunkel wie in einer reizabgeschirmten Kammer, und sie musste sich ganz auf ihren Tastsinn verlassen. So völlig blind zu sein war beängstigend, machte schwindlig, zumal sie wussten, dass sie nicht allein hier unten waren und höchstwahrscheinlich von einem Verbrecher verfolgt wurden.
    Na komm schon, wo bist du denn?
    Ihre Hand stieß auf die Ecke eines Kastens, der aus der Wand hervorragte. Sie ließ Sykes los und ertastete mit beiden Händen den Umriss. Dabei stellte sie sich vor, was Mark gesehen hatte. Dieser Kasten fühlte sich kleiner an, die Vorderseite war hart und aus Metall, und oben war ein stabiler Riegel. Erste Hilfe.
    Nicht das, was sie brauchte.
    Ronnie griff wieder nach Jeremys Arm, und sie gingen weiter. Drei Schritte. Fünf. Zehn. Verdammt, hing er höher? Niedriger? Bin ich vielleicht doch auf der falschen Seite?
    Endlich streifte ihre Hand etwas. Ronnie sog den Atem ein, ließ Sykes wieder los, und als sie die Vorderseite des Kastens betastete, spürte sie glattes Glas.
    Ja. Das könnte er sein.
    Sie öffnete den Verschluss am unteren Rand und öffnete die Tür. So weit, so gut. Dann griff sie tastend ins Innere des Schränkchens hinein und betete darum, jetzt bloß keinen Feuerlöscher oder Defibrillator zu finden.
    »Bingo«, flüsterte sie erleichtert, als ihre Hände einen Gegenstand spürten, der sich wie ein Fernglas anfühlte.
    »Was?«
    »Was zum Sehen!«
    Ronnie griff in den Kasten und holte die Nachtsichtbrille heraus. Es war zwar ein anderes Modell als alle, mit denen sie bisher geübt hatte, aber sie kannte sich gut genug aus, um es sich um den Kopf zu binden. Sie tastete nach dem Schalter, fand ihn, knipste ihn ein. Ein schwaches Surren ertönte, fast unhörbar, und auf einmal öffnete sich um sie herum eine grüne Schattenwelt.
    Sie lächelte erleichtert und wollte Sykes von ihrem Fund berichten. Doch als sie sich zu ihm umdrehte, blieb ihr vor Entsetzen die Luft weg. Denn aus der Dunkelheit hinter Jeremy tauchte eine große Gestalt in einem schwarzen Umhang auf, die selbst eine Nachtsichtbrille trug.
    Jack Wilders.
    Jeremy stand zwischen ihr und dem Mörder, blind für die Gefahr.
    »Runter!«, rief Ronnie, während sie instinktiv ihre Waffe hochriss. Erst reagierte Jeremy nicht, er ahnte ja nicht, dass drei Schritte hinter ihm ein Mörder stand. Ronnie versuchte, ihn aus dem Weg zu schubsen, denn er stand in der Schusslinie. Doch in dem Moment, als sie ihn berührte, durchfuhr ihn ein Zittern. Auch Ronnie bekam einen elektrischen Schlag, denn der Strom, der durch seinen Körper jagte, sprang auf sie über. Vor Schreck stolperte sie rückwärts und ließ ihre Glock fallen.
    Sykes krachte wie ein Stein zu Boden, bewegungsunfähig und wehrlos.
    Auch Ronnie ließ sich fallen, zog die Beine an und landete auf Jeremy. In diesem Augenblick wandte Wilders sich ihr zu und drückte ab. Das Krachen in dem geschlossenen Raum war ohrenbetäubend und erschütterte die Wände.
    »Du Aas!«, schrie er.
    Offenbar hatte er sich mit der Elektroschockpistole angeschlichen und gehofft, einen von ihnen kampfunfähig machen zu können, bevor er einen Schuss abfeuern und sich dadurch verraten musste. Und das hätte auch geklappt, wenn Ronnie nicht die Nachtsichtbrille gefunden und sich so auf den Angriff vorbereitet hätte.
    Aus Wilders’ Überraschungsangriff war nun nichts geworden, und außerdem kämpfte er nicht mehr gegen einen vollkommen blinden Gegner. Ronnie war nicht die liebe, naive Leanne Carr. Sie war auch nicht in einem Gässchen in Philadelphia mit einer Elektroschockpistole betäubt und mit einem Schlag auf den Kopf wehrlos gemacht worden. Und sie war nicht ihr armer Partner, der unter Drogen gesetzt worden war.
    Sie war zäh. Sie war stark. Und sie schäumte vor Wut.
    Ronnie verschwendete keine Zeit auf die Suche nach ihrer Waffe. Sie reagierte nur, kämpfte, wusste, dass sie am Leben bleiben musste, wenn Jeremy überleben sollte. Er selbst konnte nichts für sich tun. Ihr Lebenswille war seine einzige Chance.
    Und verdammt, sie wollte ihn unter keinen Umständen verlieren, nicht jetzt, denn sie hatte endlich erkannt, wie viel er ihr bedeutete.
    Instinktiv wälzte sie sich genau in dem Moment fort, als Wilders den nächsten Schuss abgab. Der Geruch des Schießpulvers nahm ihr den Atem, und sie hörte kaum noch etwas. Sie spürte, wie ihr eine warme Flüssigkeit aus den Ohren rann, und mutmasste, dass ihre Trommelfelle geplatzt waren. Nicht so schlimm. Hauptsache, sie
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