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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm
Autoren: Louise Fu
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scheppernd in den Eimer kegelte, und drehte sich um. Ihre
Brüste schwappten zur Seite und bohrten sich in die Haken ihres Mieders, aber
sie war mit einem Mal zu müde, um sich noch ein weiteres Mal zu bewegen. – Strike!
Wo hast du nur diese grässlichen Ami-Ausdrücke her? Von mir nicht! Obwohl, ich will
mal nicht so sein, ich habe seinerzeit in der amerikanischen Zone in Wien
gelebt, lange lange vor deiner Geburt, und dem Himmel sei Dank, dass es nicht
die russische war und … - Mamaaa, ich bin müde! – Man gibt nicht auf halber
Strecke auf, Kind, wo ist denn nun der Korken, von dem du vorhin so besessen
warst? So besessen, dass du mich einfach abgewürgt hast, nebenbei. –
    »Weiß nicht.«,
nuschelte Frau Weinwurm. »Morgen werden wir ihn finden.«
    Sie zog mit einer
Hand die bedenkliche, geblümte Tagesdecke über ihre Schultern und lauschte dem
Brummen der Klimaanlage. Ihr schlaftrunkener Blick fiel auf ihre herrlichen
Cowboystiefel und sie begann die von zierlichen Stichen genähten, hopsenden
Büffel zu zählen.
    One, two,
thweee...
    Frau Weinwurm
schlief.
    Bernardo Torremolinos
saß auf der Stufe zur Veranda vor seinem Büro und rauchte, sah ab und an nach
dem friedlichen dunklen Bungalow, in dem Frau Weinwurm zusammengerollt auf der
blumigen Überdecke schlummerte, und dann die Straße hinunter Richtung Lionel, bevor
sein Blick über den glitzernden Sternenhimmel schweifte. Wo war Crazy I-Phone
nur hergekommen? Von da oben?
     

Wie ein knochenloses Meerestier
    Den Sommer, der für
Ivonne Weinwurm zwischen der achten und neunten Klasse lag, den Sommer, bevor sie
und Liliane Freundinnen wurden, verbrachten die Weinwurms in einer
Bungalowanlage in der Nähe von St. Tropez, da es dort, wie Terese Weinwurm an
ihren schlanken, manikürten Fingern abzählte: Kultur, Sönnchen satt,
interessante Menschen, gesunde, wohlschmeckende Fischgerichte und sogar einen
Poloplatz gab! Bevor sie die nächste Hand heben und an weiteren fünf
gespreizten Fingern die mannigfaltigen Vorteile aufspießen konnte, stimmte Herr
Weinwurm mit einem jovialen Lächeln in das entschlossene und gleichzeitig
ängstliche Gesicht seiner Frau zu, da es ihm ohnehin egal war, für welchen
Ferienort er sein bizinis drei elend lange Wochen ruhen lassen musste.
Kultur jedoch war ein wichtiges Entscheidungskriterium, Hochkultur wenn
möglich, aber (»wenn ausverkauft« , witzelte er und Frau Weinwurm lachte laut
und gurrend und schlang die spitzen Finger ineinander, ihres Sieges beinahe
gewiss) in jedem Fall musste mittlere Kultur da sein, wo die Weinwurms im Sommer
hinfuhren. Ohne das Versprechen von Kultur, das war der Basisgedanke, weigerte
sich Herr Weinwurm seine immens dicke, kalbslederne Brieftasche zu zücken und
die großen Scheinchen für die Reise auf den Tisch zu blättern. Einfache Kultur,
Bauernkram, getöpferter Tinnef und Folklore zählte nicht, damit das klar war!
Es war ihm ein Anliegen, dass sie alle drei, die ganze Familie, etwas von der
wichtigen Kultur abbekamen, dass sie die großen Namen und die basic
facts parat und abrufbar hatten, dass sie immer Neues lernten und mit
zurück nahmen. Gerade das Mädchen brauchte eine gesunde Wissensbasis, auf der
man – was auch immer, sie interessierte sich ja für nichts, sie träumte nur mit
großen leeren Augen vor sich hin – irgendetwas aufbauen konnte. Denn den
heutigen Luschengymnasien traute er nicht, mit all den Ex-Hippie-Lehrern, die
verzückt ihren Stimmzettel für diese neue Ökopartei »Die Grünen«  gaben
ohne zu wissen, was das mal für Konsequenzen für den Motor des Ganzen, für die
Triebfeder der menschlichen Existenz, die Wirtschaft, das bizinis hatte,
weil sie, diese Luschen, schließlich noch nie im Leben arbeiten mussten sondern
mittags nach Hause fuhren und sich auf Sofa packten und die alten
Woodstock-Alben hervorkramten. Nun, wenn seine Frau einen Poloplatz versprach,
dann würde zumindest mittlere Kultur nicht fern sein, das eine konnte unmöglich
ohne das andere existieren, bedingte sich eigentlich, wenn man es genauer
betrachtete.
    Gebongt!
    Terese Weinwurm lag,
natürlich in der ersten von zig nicht enden wollenden Reihen (»wenn ich schon
für solche Dinger zahle, dann will ich auch was dafür, Aussicht und alles, und
keine fetten Ärschen, die sich mir ins Gesicht recken.«, verkündete Herr
Weinwurm und zog sich dann in eine der umliegenden Strandbars zurück) auf einem
Liegestuhl, dessen Rückenteil sie so eingestellt hatte, dass ihr nackter
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