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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm
Autoren: Louise Fu
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in
Torremolinos. And here we are standing and this is your name also! Jingle jangle! Is that not
funny?«  
    Frau Weinwurm deutete
auf das Namensschild am Rande des Tresens und dann auf die Biersammlung neben
dem Liegestuhl. Bernardo folgte ihrem Blick, beäugte sein halbvolles Sixpack und
musterte das auffordernde und entschlossene Teiggesicht der Cowboyfrau. Not
funny? Frau Weinwurm nickte freundlich und machte ein schlürfendes
Geräusch. Verstand der junge Nichtindianer-Schlacks schon wieder nicht? Sie
schlürfte noch einmal mit spitzen Lippen in die Luft. Jetzt! Endlich schien er
zu begreifen!
    Mit einer
resignierten Bewegung brach Bernardo eine kühle Dose aus dem Plastikhalter und
reichte ihn wortlos über den Tresen. Er hätte ihr erklären können, dass es um
die Ecke einen Getränkeautomaten gab, aber er wollte nicht abschätzen, was das
für Folgen nach sich gezogen hätte. Sicher nichts Angenehmes und in jedem Falle
etwas, was ihn noch mehr aufgehalten hätte. Frau Weinwurm ließ die Dose in ihre
enorme Rocktasche plumpsen, beugte sich vor, um Bernardo zum Dank in die Wange
zu kneifen – »naja, fast ein Indianer, so wie du ausschaust!«  – und sah
dann nach oben zu IHM.
    »Ach herrje! Diese eklige Knutscherei,
schlimm ist das! A Western is not good with women, young boy, Frauen haben in
Western nichts verloren, die machen die ganze Handlung kaputt. Remember that!
Und Dean Martin wäre auch nicht in diesem bedauernswerten abgerissenen Zustand,
wenn ihn nicht eine Frau an die Flasche gebracht hätte, durch die Saloons muss
er tingeln und sich die Dollars aus Spuknäpfen klauben, grässlich, alles wegen
so einem Weibsbild! Hätte er nur seinerzeit auf IHN gehört, ER hat direkt
gesehen, dass sie eine Schlampe war! Men always drink because of unwürdige women, you
also remember that! You know the song? It goes like:
    Cards, whiskey and
wild wild cowgirls
    they'll drive you mad,
they'll drive you insane !«
 
    Frau Weinwurm klopfte
bestätigend auf die Bierdose in ihrem Rock als prüfte sie den Sitz ihres Colts
und klirrte dann mit neu erwachter Energie aus dem Büro. Die Fliegengittertür
schrammte über die Holzdielen und Bernardo hörte ein befremdliches Rumpeln und
Knirschen. Er stieß langsam die Luft aus, die er unwillkürlich angehalten
hatte, drückte beide Hände auf seine Lider, so dass grüne und lila Ringe vor seinen
Augen zu tanzen begannen. Als es erneut merkwürdig polterte, widerstand er dem
Impuls zur Tür zu rennen und den eisernen Riegel vorzuschieben. Er schlich auf
Zehenspitzen zum Fenster und schob die Lamellen der Plastikjalousie
auseinander.
    Vor einen kleinen,
wie mit Eidotterkleksen übersäten Koffer gespannt, stapfte die Cowboyfrau über
die schmale Veranda und stieß mit ihren Plastikhaarspangen gegen die Glühbirne,
die über der Treppe baumelte. Die Birne schaukelte hin und her und der lange
Schatten der Frau zuckte über den Vorplatz. Bernardo blieb am Fenster stehen
und reckte sich nach dem Schalter für die Verandabeleuchtung der Bungalows, der
sich direkt neben der Eingangstür befand. Hoffentlich erfuhr El Jefe nicht,
dass er keine Anstalten unternommen hatte, dem Gast den Koffer aufs Zimmer zu
bringen, aber selbst wenn, zuckte Bernardo mit den Schultern, als krampfte sich
sein Magen nicht vor Angst vor den Launen von Nick Pogoretshnik. Dann würde er
ihm schon erklären wie es war, wenn man des Nachts ruhig in seinem Liegestuhl
unter dem Fernseher döste, zufrieden, dass die Fernbedienung wieder
funktionierte und dass alles im Motel unter Kontrolle schien, und dann - wham !
– donnerte so ein sporenklirrendes Mannweib mit einer ganzen Büffelherde um
die fetten Waden in eine harmlose Westernnacht!
    Mann, oh, Mann!
    Der kleine Treck aus
Cowboyfrau und Eierkoffer schlingerte über den Platz zu den Bungalows. Sie
hielt ihren Zimmerschlüssel in der ausgestreckten Hand wie ein Missionar, der das
Kreuzeszeichen vor sich hertrug. Der Schatten des gehäkelten Eidechsenanhängers
gaukelte vor, dass ein Dinosaurierbaby gemächlich voran trottete und dem Treck
den richtigen Weg wies. Bei den Bungalows angekommen, stellte die Frau den
Koffer ab, schritt die Länge der Zimmerfront ab und lugte tief gebeugt in jedes
dunkle Fenster, bevor sie zum ersten Häuschen zurückkehrte und darin
verschwand.
    Bernardo ging zum
Tresen und zündete sich eine Zigarette an. Gierig sog er den Rauch ein und ließ
sich in den Liegestuhl fallen. Der Abspann von Rio Bravo flimmerte über
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