Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm
Autoren: Louise Fu
Vom Netzwerk:
Bernardo und rieb sich die
Augen.
    »Ich
habe keine Papiere, keine Arbeitserlaubnis.«
    »Bullshit!
Kleinigkeiten! Sie haben Geld, also haben Sie auch bald Papiere. Das sind
Details, die...«, Bernardo atmete erleichtert auf und grinste Frau Weinwurm an,
»... die Sie doch bestimmt nicht ernsthaft interessieren, oder? Außerdem: Haben
Sie schon mal einen Westmann mit Personalausweis und Social Security-Karte
gesehen?«
    Bernardo
reichte Frau Weinwurm die Hand, und sie ließ sich von ihm hochziehen, klopfte
ihren Jeansrock aus. Sie bückte sich, band die Turnschuhe auf und schlüpfte in
ihre Büffelstiefel.
    »Jaja,
my dear young fellow.«, brummelte sie und schüttelte den Kopf. »Ich hätte daran
denken müssen, mein Daddy hätte weitergemacht, er hätte nicht klein
beigegeben... aber mir erschien die Idee so hübsch, so logisch... ich hatte
alles gesehen... Terese spricht nicht mehr mit mir... einmal noch rennen gehen
und dann endlich die Augen schließen und Ruhe haben.«
    Sie
legte den Kopf in den Nacken und blinzelte gegen die Sterne.
    »Einfach
die Augen schließen und Ruhe haben! Was denken Sie? Sie wären vor Durst irgendwann
wahnsinnig geworden, Sie hätten sich auf der Suche nach Wasser die Nägel am
Fels weggekratzt, die Augen wären Ihnen vor Gier herausgequollen, glauben Sie
mir, Crazy I-Phone, so einfach stirbt es sich nicht.«
    »Also
ehrlich, my dear young fellow, ich fand...«, bemerkte Frau Weinwurm und zog die
Riemen des Rucksacks fest, »... dass das Sterben immer ganz leicht aussah, so
von außen betrachtet, bei jemand anderem.«
    »Sie
können sich demnächst meine Sterbestunde ansehen, wenn wir uns gleich in der
Dunkelheit verirren sollten. Da mache ich es Ihnen allerdings nicht so leicht!«
    »Aber
wenn ich dir Rudis Schippe über den Schädel haue und du die Felsen
runterkegelst? Dann geht’s schnell! Vielleicht bereue ich zutiefst, dass ich
jetzt einen Mitwisser habe?«
    Der
Schein der Taschenlampe huschte über die Felsen. Bernardo machte sich
vorsichtig an den Abstieg.
    »Keine
Chance, ich hab keine Angst vor Ihnen, bemühen Sie sich nicht. Ich werde nach
Ihnen ins Gras beißen, das war abgemacht, schließlich bin ich für Ihren Grabspruch
zuständig, Sie erinnern sich?«
    »Fea,
fuerte y formal!«
    Frau
Weinwurm raffte ihren Rock und kraxelte hinter Bernardo her, den Blick fest auf
seinen schmalen Rücken in dem leuchtend weißen T-Shirt gerichtet.
    »Sag mal, my dear young fellow.«
    »Was?«
    »Wie
hast du mich gerade genannt? Crazy... was… Crazy Iwan ?«
    »Die
kurzen Haare stehen Ihnen gut.«
    »Wie
war das? Wirklich Crazy Iwan? Vielleicht... gar keine schlechte Idee... für
meine neue Identität... mmmh. Iwan... Iwan Vinowurmowitsch...«
    »Ihr Daddy hat kein Kind, das so heißen könnte!«
    »Stimmt,
bleiben wir bei des Schusters Leisten. Was hältst du von Ringo Crazy? Fea
Bravo? Shooter Killtwo? Ivo Duke? Bernardo, was ist mit Ivo Duke? Knorke,
oder?«

Epilog
    Frau
Weinwurms Finger strich langsam über die vergilbte Anzeigetafel.
    »Hören
Sie auf, gleich sind Sie unten!«
    Sie
stoppte und öffnete die Augen.
    »West
Bellamy, Nevada. Kennst du die Stadt?«
    Bernardo
schüttelte den Kopf.
    »Nie
gehört. Nevada ist groß. Schreiben Sie mir eine Postkarte?«
    Frau
Weinwurm schob den Stapel Karten, die sie am Kiosk neben dem Ticketschalter
gekauft hatte, in ihren Latz und nickte.
    »Kaugummi?«
Sie bot Bernardo ein Hubba Bubba an, doch er schüttelte den Kopf. Ein Kloß saß
in seinem Hals, geschäftig schob er den Smiley-Koffer, der ihm
merkwürdigerweise immer wieder gegen die Waden sprang, beiseite.
    »Dann
hole ich mir jetzt mal mein Ticket, warte hier.«
    Sie
zwängte sich an einer Gruppe müder Teenager und einer schnatternden Großfamilie
vorbei und reihte sich in die Schlange.
    »Hin
und zurück?«, knurrte die gelangweilte Angestellte hinter dem Schalter und
hielt in der Bewegung inne. Eine Fliege surrte gegen die Scheibe und Frau
Weinwurm betrachtete die schillernden Flügel.
    »One way, just one
way.”
    Frau
Weinwurm drängelte sich noch einmal durch den Gang des Greyhound-Buses nach
vorne und sprang nach draußen.
    »Hey,
dear young fellow!«
    Bernardo
drehte sich um und sah Frau Weinwurm mit klirrenden Sporen auf sich zu stapfen.
    »Kannst
du die für mich entsorgen? Ich habe die Befürchtung, dass sie irgendwie an mir
kleben bleiben und ich sie nie loswerde, wenn nicht jemand anderes sie für mich
wegschmeißt.«
    Bernardo
nahm die zwei Korken und presste sie in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher