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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Philippa Gregory
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Plan sah vor, dass Surrey die Schotten bei der erstbesten Gelegenheit in ein Gefecht verwickeln sollte, damit ihr zerstörerischer Vormarsch nach Süden gestoppt würde. Falls Surreys Heer geschlagen wurde und die Schotten weiter vordrangen, würde Katharina sie erwarten und die südlichen Grafschaften Englands verteidigen. Für den Fall, dass die Schotten auch dort siegten, hatten Katharina und Surrey einen Plan für die Verteidigung Londons ausgearbeitet. Sie würden ihre Truppen sammeln, eine Bürgerwehr aufstellen und um die Stadt Wälle anlegen - und wenn auch dies nichts half, würden sie sich in den Tower zurückziehen, den sie halten konnten, bis Heinrich mit seinen Truppen aus Frankreich zurückkehrte.
 
***
 
    Surrey ist besorgt, weil ich ihm befohlen habe, den ersten Angriff gegen die Schotten zu führen, denn er würde lieber warten, bis unsere beiden Heere sich vereinigt haben. Ich jedoch bestehe darauf, dass der Angriff wie geplant erfolgen soll. Eine vereinigte Streitmacht wäre sicherer, ich aber führe einen Verteidigungsfeldzug. Ich muss ein Heer in Reserve bereithalten, falls die Schotten in den Süden Englands vordringen. Dies ist nicht lediglich eine Schlacht, sondern ein Krieg mit dem Ziel, die Bedrohung durch die Schotten für eine ganze Generation zu bannen, wenn nicht gar für immer.
    Auch ich bin versucht, Surrey zu sagen, er solle auf mich warten, denn ich brenne darauf, selbst zu kämpfen. Ich fürchte mich überhaupt nicht, vielmehr spüre ich eine wilde Freude, als wäre ich ein Falke, der zu lange eingesperrt war und nun plötzlich freigelassen worden ist. Aber ich werde meine kostbaren Soldaten nicht vorzeitig kämpfen lassen, denn unsere Niederlage würde dazu führen, dass die Schotten ungehindert nach London ziehen können. Surrey glaubt, dass die Vereinigung beider Heere uns den Sieg sichern würde, ich aber weiß, dass es im Krieg keine Sicherheiten gibt, sondern vielmehr Unwägbarkeiten und Fehlschläge. Ein guter Heerführer ist stets auf das Schlimmste vorbereitet, und ich will nicht riskieren, dass die Schotten uns in einer einzigen Schlacht schlagen und dann geradewegs nach London marschieren, wo Jakob, vom französischen König anerkannt, zum König gekrönt würde. Ich habe meinen Thron nicht so mühsam errungen, um ihn in einer waghalsigen Schlacht zu verlieren. Ich habe einen Schlachtplan für Surrey ausgearbeitet und einen für mich, Stellungen für den Rückzug und mögliche Gefechtspositionen für weitere Schlachten. Mag sein, dass die Schotten eine Schlacht gewinnen - vielleicht mehr als eine -, aber meine Krone werden sie niemals bekommen.
    Wir befinden uns sechzig Meilen nördlich von London, in Buckingham. Das ist eine durchaus flotte Marschgeschwindigkeit für ein Heer, zumal für ein englisches Heer, denn die englischen Soldaten sind berüchtigt für ihre Trödelei, wie man mir erzählte. Ich bin müde, aber nicht erschöpft. Die Aufregung und - Hand aufs Herz - die Angst, die jeder neue Tag mit sich bringt, halten mich wach wie den Jagdhund an der Leine: angespannt, begierig darauf, weiterzukommen und endlich dem Feind gegenüberzustehen.
    Und ich hüte ein Geheimnis. Jeden Nachmittag, wenn ich von meinem Pferd absitze, begebe ich mich an einen gewissen Ort oder suche ein leeres Zelt auf, und dort hebe ich meine Röcke und begutachte meine Wäsche. Ich warte auf meine Regel, und sie bleibt nun schon ein zweites Mal aus. Ich hege eine Hoffnung, eine süße, leise Hoffnung, dass wieder ein Kind in mir heranwächst.
    Ich sage es keinem Menschen, nicht einmal den Hofdamen. Ich kann mir gut vorstellen, wie entsetzt sie wären, weil ich doch den ganzen Tag auf dem Pferderücken verbringe und mich anschicke, in die Schlacht zu ziehen. Ich wage nicht, es ihnen zu verraten, denn ich will nichts tun, was den Vormarsch unseres Heeres aufhalten könnte. Natürlich kann es nichts Wichtigeres geben als einen Thronfolger für England ... allerdings setzt dies voraus, dass der Thronfolger ein Land zu erben hat. Und deshalb muss ich die Zähne zusammenbeißen und das Risiko auf mich nehmen.
    Die Soldaten verlassen sich darauf, dass ich an der Spitze der Armee reite, und überdies habe ich ihnen den Sieg versprochen. Sie marschieren tapfer, und sie werden tapfer kämpfen, weil sie an mich glauben. Surreys Soldaten, dem Feinde näher, verlassen sich auf die sichere Nachhut: auf mein Heer. Sie wissen, dass ich persönlich die Verstärkung anführe. Würde ich plötzlich aufgeben
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