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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Philippa Gregory
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sie. »Ihr tut mir keinen Gefallen, wenn ich, weil Ihr mir Kummer ersparen wolltet, mit meinem Heer in die Schlacht reite und einer viel größeren Anzahl an Feinden gegenüberstehe als erwartet.«
    »Einhunderttausend, schätze ich«, sagte der Bote leise.
    Er hätte erwartet, dass die Königin entsetzt nach Luft schnappen würde, aber sie lächelte nur. »Oh, das macht mir keine Angst!«
    »Ihr habt keine Angst vor einhunderttausend Schotten?«, fragte er ungläubig.
    »Ich habe schon Schlimmeres erlebt«, lautete ihre Erwiderung.
 
***
 
    Nun bin ich bereit. Die Schotten drängen in Scharen über die Grenze, sie haben unsere Grenzfestungen überrannt, weil unsere besten Soldaten jenseits des Meeres in Frankreich kämpfen. Der französische König glaubt, er könne uns auf unserem eigenen Boden mithilfe der Schotten besiegen, während die Blüte unseres Heeres wie eine Schauspielertruppe durch Frankreichs Norden zieht und Krieg spielt. Nun ist meine Zeit gekommen. Die Verteidigung der Heimat obliegt mir und den Soldaten, die mir geblieben sind. Ich bestelle königliche Standarten und Banner aus der königlichen Gewandmacherei. Die königliche Standarte an der Spitze des Heerzuges verleiht den Soldaten Gewissheit, dass ihr Herrscher bei ihnen ist, ihnen voran in die Schlacht reitet. Und dieser Herrscher werde ich sein.
    »Ihr wollt doch nicht etwa unter der königlichen Standarte reiten?«, fragt eine Hofdame.
    »Wer sonst sollte dort reiten?«
    »Der König.«
    »Der König kämpft in Frankreich. Ich werde gegen die Schotten kämpfen.«
    »Euer Gnaden, es geht nicht an, dass eine Königin unter der Standarte des Königs in den Krieg zieht!«
    Ich lächele nur, ich gebe mich nicht mehr mit Erklärungen ab. Mir genügt das Wissen, dass dies der Moment ist, auf den ich mein Leben lang gewartet habe. Ich habe Arthur versprochen, ich könnte eine Königin in Rüstung sein, und dies bin ich geworden. »Auch eine Königin kann unter der Standarte des Königs in den Krieg ziehen, wenn sie sich des Sieges sicher ist.«
    Ich sammele die restlichen Truppen; diese werden meine Streitmacht sein. Ich würde sie nun gern Gefechtsaufstellung üben lassen, werde aber durch neuerliche Kommentare gestört.
    »Ihr werdet aber nie an der Spitze reiten?«
    »Wo sollte ich denn sonst reiten, wenn es nach Euch ginge?«
    »Euer Gnaden, vielleicht wäre es besser, wenn Ihr überhaupt nicht mit der Armee reitet?«
    »Ich bin der Oberbefehlshaber«, sage ich schlicht. »Ihr müsst nicht glauben, dass ich eine Königin bin, die nur in ihrem Lehnstuhl sitzt und politische Intrigen spinnt. Oder die sich damit begnügt, ihre Kinder zu drangsalieren. Ich bin eine regierende Königin, wie meine Mutter. Wenn mein Land in Gefahr ist, dann betrifft dies auch mich. Und wenn mein Land triumphiert, dann wird es auch mein Triumph sein.«
    »Aber was ist, wenn ...?« Die Hofdame verstummt, nachdem ich sie streng angesehen habe.
    »Ich bin keine Närrin, ich habe durchaus eine taktische Niederlage eingeplant«, gebe ich ihr zu verstehen. »Ein guter Kommandant spricht stets von Sieg, während er gleichzeitig einen Plan für die Niederlage in der Tasche hat. Ich weiß genau, wann ich zurückweichen muss und wie ich meine Truppen wieder sammeln kann. Ich weiß, wo ich erneut den Kampf aufnehme und, wenn es zu gefährlich wird, mich wieder zurückziehe und erneut meine Truppen aufstelle. Ich habe nicht so viele Jahre auf den englischen Thron gewartet, um ihn mir von Jakob von Schottland und seiner närrischen Margaret wieder nehmen zu lassen.«
 
***
 
    Katharinas vierzigtausend Mann starkes Heer stolperte unter der warmen Spätsommersonne hinter der königlichen Leibgarde dahin, beladen mit Waffen und Proviantsäcken. Die Königin ritt auf ihrem Schimmel unter der königlichen Standarte, weithin sichtbar für ihre Soldaten. Zweimal täglich ritt sie den gesamten Zug entlang und sprach ermutigende Worte zu den Erschöpften, die sich an dessen Ende dahinschleppten, würgend und hustend vom Staub, den die Karren aufgewirbelt hatten. Katharina hielt einen geradezu klösterlichen Stundenplan ein: Sie erhob sich im Morgengrauen, um die Messe zu hören, ging um die Mittagszeit zur Kommunion und begab sich nach Sonnenuntergang zur Ruhe. Um Mitternacht wachte sie auf, um Gebete für das Reich, für den König und für sich selbst zu sprechen.
    Ständig ritten Boten zwischen Katharinas Heer und der Streitmacht, die Thomas Howard, Earl of Surrey, befehligte. Der
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