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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Philippa Gregory
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ist Euer Sieg. Ihr habt England vor den Schotten gerettet.«
    Katharina legte eine Hand auf ihren Leib, dort, wo der Harnisch sich wölbte. »Wir sind vor ihnen sicher«, sagte sie nur.
    Er nickte. »Der Earl lässt Euch dies überbringen.«
    Es war ein Mantel, zerrissen und zerfetzt und blutbefleckt.
    »Und das ist ...?«
    »Der Mantel des schottischen Königs. Wir haben ihn als Beweis für unseren Sieg mitgenommen. Seinen Leichnam haben wir auch, er wird einbalsamiert. König Jakob ist gefallen, und die Schotten sind geschlagen. Ihr habt etwas vollbracht, was kein englischer König seit Eduard dem Ersten vermochte. Ihr habt es geschafft, dass England für lange Zeit vor den Einfällen der Schotten geschützt ist.«
    »Schreibt diesen Bericht auf«, befahl die Königin. »Diktiert ihn dem Schreiber. Alles, was Ihr gesehen habt, alles, was Mylord Surrey gesagt hat. Ich muss sogleich dem König schreiben.«
    »Lord Surrey lässt fragen ...«
    »Ja?«
    »Soll er in Schottland einmarschieren und das Land verwüsten? Er sagt, die Gelegenheit sei günstig, er wird auf wenig bis gar keinen Widerstand stoßen. Wir haben die Möglichkeit, die Schotten vollkommen zu vernichten, sie sind uns schutzlos ausgeliefert.«
    »Natürlich«, erwiderte Katharina, ohne nachzudenken, doch dann besann sie sich. Dies war eine Antwort, wie sie jeder Monarch Europas gegeben hätte. Ein lästiger Nachbar, ein hartnäckiger Gegner war entscheidend geschwächt worden. Jeder Herrscher würde die Gelegenheit nutzen und Rache nehmen.
    »Nein. Nein, wartet einen Moment.«
    Sie verließ das Zelt. Draußen bereiteten sich die Männer auf eine weitere Nacht im Heerlager vor, fern der Heimat. Überall brannten kleine Kochfeuer und Fackeln, und in der Luft hing der Geruch von Speisen und Pferdemist und Schweiß. Es war der Geruch von Katharinas Kindheit, einer Kindheit in einem sieben Jahre währenden Dauerkrieg gegen einen Feind, der immer weiter zurückgeworfen wurde, bis er schließlich in die Sklaverei, das Exil und in den Tod getrieben wurde.
 
***
 
    Denk nach, rede ich mir zu. Denke! Nicht mit dem sanften Herzen einer Frau, sondern mit dem kühlen Kopf des Soldaten. Fühle nicht als werdende Mutter mit den Witwen in Schottland, sondern handle wie eine Königin. Der Feind ist besiegt, sein Land ist preisgegeben, der König ist tot, die Königin ist ein junges, dummes Mädchen und zudem meine Schwägerin. Ich kann dieses Land in Stücke spalten, ich kann es einstampfen. Jeder erfahrene General würde die Schotten jetzt und gründlich vernichten, damit ihm auch die nächste Generation nicht gefährlich werden kann. Mein Vater würde keine Minute zögern, und auch meine Mutter hätte längst den Befehl gegeben.
    Dann besinne ich mich. Sie waren im Unrecht. Endlich spreche ich das Unsagbare, das Undenkbare aus: Sie irrten, meine Eltern. Sie mochten begnadete Feldherren sein, überzeugte Kämpfer und christliche Könige - denn so wurden sie genannt -, aber sie irrten. Ich habe mein Leben lang gebraucht, um dies zu begreifen.
    Ein ständiger Kriegszustand ist wie ein zweischneidiges Schwert, das sowohl den Sieger als auch den Besiegten verletzt. Natürlich können wir die Schotten vernichten, unseren Triumph auskosten. Wir können ihr Land verwüsten, wir können es auf Generationen hin zerstören. Aber alles, was auf dem Boden der Zerstörung gedeiht, sind Ratten und Seuchen. Und irgendwann hätten die Schotten wieder Kräfte gesammelt und würden zu einem bitteren Rachefeldzug rüsten. Ihre Kinder würden sich gegen meine Kinder erheben, und dieser ganze grausame Krieg würde noch einmal geführt werden müssen. Denn Hass erzeugt Hass. Meine Eltern vertrieben die Mauren auf die andere Seite des Meeres, doch jeder weiß, dass sie nur eine Schlacht in einem niemals endenden Krieg gewannen. Denn dieser Krieg wird erst zu Ende sein, wenn Christen und Mauren bereit sind, friedlich Seite an Seite zu leben. Isabella und Ferdinand schlugen die Mauren vernichtend, doch ihre Kinder und Kindeskinder werden uns eines Tages den Dschihad erklären. Der Krieg ist keine Antwort auf Krieg, und er kann den Krieg niemals beenden. Das einzige Ende des Krieges ist der Friede.
 
***
 
    »Lasst einen Boten kommen«, sagte Katharina über die Schulter und wartete, bis der Mann kam. »Geht zu Mylord Surrey und richtet ihm meinen Dank aus für diese Nachricht über einen herrlichen Sieg. Ihr sollt ihm auch sagen, dass er den schottischen Soldaten erlauben soll, die Waffen
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