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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Philippa Gregory
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notwendigen Waffen in den Norden schaffen werde.
    An jedem Tag erreichten Katharina Nachrichten. Wolsey hatte strikte Anweisung, der Königin vom Fortschritt des Krieges zu berichten. Von ihm erwartete sie präzise Auswertungen des Kampfgeschehens, denn von Heinrich, das wusste sie, hätte sie nur optimistisch eingefärbte Darstellungen gehört. Nicht alle Nachrichten waren zufriedenstellend. Die englische Armee war in Frankreich eingetroffen, was in Calais zunächst einmal ausgiebig gefeiert wurde. Paraden und weitere Musterungen wurden abgehalten, und Heinrich hatte schon viele Glückwünsche zu seiner geschmackvollen Rüstung und seinen schmucken Truppen entgegengenommen. Doch Kaiser Maximilian schaffte es nicht, ebenfalls ein großes Heer anzumustern. Er schob es auf seine Armut. Nichtsdestotrotz bot er, voller Begeisterung für den Krieg, dem jungen König sein Schwert und seine Dienste an.
    Dies war sicherlich ein aufregender Moment für den jungen Heinrich, der in seinem Leben noch keinen feindlichen Schuss gehört hatte, dass ihm der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, überwältigt von dem Anblick des strahlenden jungen Prinzen, seine Dienste anbot.
    Katharina runzelte missmutig die Stirn, als sie diesen Teil von Wolseys Bericht las. Sie nahm an, dass Heinrich den Kaiser zu einem überhöhten Preis dingen und infolgedessen einen Verbündeten bezahlen musste, der ursprünglich zugesagt hatte, mit einer eigenen Söldnerarmee am Kriege teilzunehmen. Sogleich erkannte sie das Doppelspiel, das diesen Feldzug von Beginn an bestimmt hatte. Doch immerhin würde der Kaiser Heinrich in seiner ersten Schlacht beistehen, und Katharina wusste, sie konnte sich darauf verlassen, dass die Besonnenheit des Älteren ihren Gemahl vor Gefahren bewahren würde.
    Auf den Rat Maximilians hin belagerte das englische Heer Thérouanne - eine Stadt, deren Besitz der Kaiser schon lange ersehnte, die jedoch für die Engländer keinerlei strategische Bedeutung hatte -, und Heinrich spazierte um Mitternacht in sicherer Entfernung von den Kanonen durch sein Heerlager, sprach den wachhabenden Soldaten Mut zu und durfte seinen ersten Kanonenschuss abfeuern.
    Die Schotten, die nur darauf gewartet hatten, dass der König mit seinem Heer in Frankreich weilte und England ohne Schutz ließ, erklärten ihrem Nachbarn den Krieg und machten sich auf den Marsch nach Süden. Alarmiert schrieb Wolsey an Katharina, ob er nicht ein paar Regimenter Heinrichs schicken solle, damit diese sich dem Eindringling entgegenwarfen. Katharina antwortete, sie glaube, allein mit diesem Grenzscharmützel fertig zu werden, und begann auf der Grundlage ihrer bereits erstellten Listen eine neue Musterung in sämtlichen Ortschaften des Landes.
    Sie befahl auch die Zusammenziehung der Londoner Bürgerwehr und nahm auf ihrem Schimmel und in glänzender Rüstung die Heerschau ab, bevor die Truppe in Richtung Norden abmarschierte.
 
***
 
    Ich betrachte mein Bild im Spiegel, während meine Hofdamen den Brustharnisch schnüren und meine Ehrenjungfer den Helm bereithält. Ängstlich sehen sie aus, und die törichte Jungfer hält meinen Helm, als wöge er eine Tonne, als dürfte all dies nicht geschehen, als wäre ich nicht dafür geboren: für ebendiesen Moment.
    Als ich mich wieder anschaue, schnappe ich nach Luft. In der Rüstung ähnele ich so stark meiner Mutter, dass es ebenso ihr Spiegelbild sein könnte. Starr und stolz steht sie da, das Haar zurückgebunden, die Augen strahlend wie das polierte Gold ihres Harnisches, lebendig in Erwartung des Kampfes, strahlend vor Freude in der Zuversicht auf den Sieg.
    »Habt Ihr keine Angst?«, fragt Maria de Salinas leise.
    »Nein.« Dies ist die Wahrheit. »Ich habe mein ganzes Leben in Erwartung dieses Augenblickes verbracht. Ich bin eine Königin und die Tochter einer Königin, die um ihr Land kämpfen musste. Ich habe die Herrschaft über dieses Land in dem Moment bekommen, wo es meiner bedarf. Es braucht nun keine Königin, die nur auf ihrem Thron sitzen und Preise an Turnierkämpfer ausgeben will. Jetzt ist die Zeit für eine Königin gekommen, die das Herz und den Mut eines Mannes besitzt. Diese Königin bin ich. Ich werde meine Streitmacht begleiten.«
    Ein Gewirr ängstlicher Stimmen erhebt sich. »Mit den Soldaten reiten?«
    »Aber doch nicht in den Norden?«
    »Ihr könnt eine Militärparade abnehmen, aber doch nicht in die Schlacht reiten!«
    »Ist das nicht zu gefährlich?«
    Ich strecke die Hand nach dem Helm
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