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Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Titel: Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules
Autoren: Agatha Christie
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Wunderbares Gemüse – aber zu wenig Geschmack. Das gehört jedoch nicht hierher. Ich wollte nur erklären, dass ich mir, ehe ich mich zurückziehe, noch eine bestimmte Aufgabe gestellt habe. Ich habe mich entschlossen, zwölf Fälle anzunehmen – nicht mehr, nicht weniger. Die selbst auferlegten ›Arbeiten des Herkules‹, wenn ich es so nennen darf. Ihr Fall, Sir Joseph, ist der erste. Er reizte mich durch seine auffallende Unwichtigkeit.«
    »Wichtigkeit?«, sagte Sir Joseph.
    »Unwichtigkeit, habe ich gesagt. Ich bin schon aus den verschiedensten Gründen beigezogen worden – um Morde, unaufgeklärte Todesfälle, Einbrüche, Schmuckdiebstähle zu untersuchen. Es ist das erste Mal, dass ich ersucht werde, das Verschwinden eines Pekinesen aufzuklären.«
    Sir Joseph brummte:
    »Das wundert mich! Ich hätte gedacht, dass Sie von zahllosen Frauen wegen ihrer Schoßhunde belästigt werden.«
    »Das gewiss, aber es ist das erste Mal, dass mir der Gatte einen solchen Fall überträgt.«
    Sir Joseph kniff seine kleinen Augen anerkennend zusammen und sagte:
    »Ich beginne zu begreifen, warum man Sie mir empfohlen hat, Sie sind ein sehr kluger Mann, Monsieur Poirot.«
    »Wenn Sie mir jetzt den Fall darlegen würden. Der Hund verschwand wann?«
    »Genau vor einer Woche.«
    »Und Ihre Gattin ist bereits halb wahnsinnig, vermute ich?«
    Sir Joseph starrte ihn an und sagte:
    »Sie verstehen mich nicht, der Hund wurde zurückgebracht.«
    »Zurückgebracht? Dann gestatten Sie mir die Frage, was ich damit zu tun habe?«
    Sir Joseph wurde puterrot.
    »Weil mich der Teufel holen soll, wenn ich mich beschwindeln lasse! So, Monsieur Poirot, und jetzt werde ich Ihnen die ganze Geschichte erzählen. Der Hund wurde vor einer Woche gestohlen – in Kensington Gardens geklaut, wo ihn die Gesellschafterin meiner Frau spazieren führte. Am nächsten Tag bekommt meine Frau die Aufforderung, zweihundert Pfund zu zahlen. Was sagen Sie dazu – zweihundert Pfund! Für ein verfluchtes, kläffendes kleines Biest, das einem unentwegt zwischen die Beine gerät!«
    Poirot murmelte:
    »Sie haben die Ausbezahlung einer solchen Summe natürlich verweigert?«
    »Natürlich – oder vielmehr ich hätte es getan, wenn ich davon gewusst hätte! Milly, meine Frau, wusste das sehr gut. Sie hat mir nichts gesagt und das Geld einfach abgeschickt. In Einpfundnoten, wie ausbedungen, an die angegebene Adresse.«
    »Und der Hund wurde zurückgebracht?«
    »Ja. Am gleichen Abend klingelte es, und das kleine Biest sitzt auf der Türschwelle und keine Seele weit und breit zu sehen.«
    »Ich verstehe, fahren Sie fort.«
    »Dann gestand Milly natürlich, was sie getan hatte, und ich verlor ein wenig die Fassung. Aber ich habe mich nach einer Weile beruhigt – schließlich war die Sache bereits gelaufen, und man kann von einer Frau nicht erwarten, dass sie sich vernünftig benimmt –, und ich glaube, ich hätte die Angelegenheit auf sich beruhen lassen, wenn ich nicht den alten Samuelson im Club getroffen hätte.«
    »Ja?«
    »Verflucht noch mal, es muss eine organisierte Erpressung sein! Ganz genau dasselbe war ihm auch geschehen. Dreihundert Pfund haben sie seiner Frau abgenommen. Nun, das geht zu weit. Ich habe beschlossen, der Sache einen Riegel vorzuschieben, und habe Sie kommen lassen.«
    »Aber gewiss wäre es nahe liegender und billiger gewesen, die Polizei zu verständigen, Sir Joseph.«
    Sir Joseph rieb sich die Nase.
    Er sagte:
    »Sind Sie verheiratet, Monsieur Poirot?«
    »Leider«, erwiderte Poirot, »blieb mir dieses Glück versagt.«
    »Hm«, sagte Sir Joseph, »ich weiß nichts von Glück, aber wenn Sie verheiratet wären, so wüssten Sie, dass Frauen merkwürdige Geschöpfe sind. Meine Frau hat bei der bloßen Erwähnung der Polizei Weinkrämpfe bekommen. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, dass ihrem kostbaren Shan-Tung etwas geschehen würde, wenn ich zur Polizei ginge. Sie wollte nichts davon hören – und ich muss gestehen, dass sie auch nicht entzückt war von der Idee, Sie beizuziehen. Doch da bin ich fest geblieben, und endlich gab sie nach. Aber, wissen Sie, eigentlich ist es ihr nicht recht.«
    Hercule Poirot murmelte:
    »Ich sehe, die Situation ist delikat. Es wäre vielleicht das beste, ich würde Ihre Gattin aufsuchen, um weitere Einzelheiten von ihr zu erfahren und sie zugleich über die künftige Sicherheit ihres Hundes zu beruhigen.«
    Sir Joseph nickte und stand auf. Er sagte:
    »Kommen Sie, ich nehme Sie gleich im Wagen
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