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Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Titel: Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules
Autoren: Agatha Christie
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geschickt; wo es keinen Portier gibt und wo stets eine Menge Gäste ein und aus gehen, vorwiegend ehemalige Offiziere. Nichts wäre leichter als hineinzugehen, einen Brief aus dem Fach herauszunehmen, ihn entweder mitzunehmen oder das Geld herauszunehmen und durch leeres Papier zu ersetzen. Daher endet die Spur in beiden Fällen in einer Sackgasse.«
    »Sie wollen sagen, dass Sie keine Ahnung haben, wer der Kerl ist.«
    »Doch, ich habe eine gewisse Ahnung, aber es wird einige Tage dauern, ihr nachzugehen.«
    Sir Joseph sah ihn neugierig an.
    »Gute Arbeit. Also, wenn Sie etwas zu berichten haben – «
    »Ich werde mich bei Ihnen zu Hause melden.«
    Sir Joseph sagte:
    »Wenn Sie der Geschichte auf den Grund kommen, ist das eine Glanzleistung.«
    »Ein Versagen kommt nicht in Frage. Hercule Poirot versagt nicht.«
    Sir Joseph sah den kleinen Mann an und grinste.
    »Sie sind Ihrer Sache ja ganz sicher, nicht wahr?«
    »Mit vollem Recht.«
    »Oh, schön.« Sir Joseph lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Hochmut kommt vor dem Fall, wissen Sie.«
     
    Hercule Poirot saß vor seinem elektrischen Heizofen (er empfand beim Anblick seines sauberen geometrischen Musters ein gewisses Behagen) und erteilte seinem Diener und allgemeinen Faktotum Instruktionen.
    »Haben Sie mich verstanden, George?«
    »Vollkommen, Sir.«
    »Wahrscheinlich eine Wohnung oder ein kleines Haus, und unbedingt in einem bestimmten Umkreis. Südlich vom Park, östlich von Kensington Church, westlich von Knightsbridge Barracks und nördlich der Fulham Road.«
    »Ich verstehe vollkommen, Sir.«
    Poirot murmelte:
    »Ein eigentümlicher kleiner Fall. Ich sehe hier ein ausgesprochenes Organisationstalent. Und dann natürlich die verblüffende Unsichtbarkeit des Hauptdarstellers – des Nemeischen Löwen selbst, wenn ich ihn so nennen darf. Ja, ein interessanter kleiner Fall. Ich wollte, mein Klient wäre mir sympathischer – aber er hat eine unglückselige Ähnlichkeit mit einem Seifenfabrikanten aus Liege, der seine Frau vergiftete, um eine blonde Sekretärin zu heiraten. Einer meiner frühen Erfolge.«
    George schüttelte den Kopf und sagte düster:
    »Diese Blondinen, Sir, die sind an vielem Unglück schuld.«
     
    Drei Tage darauf meldete der unschätzbare George:
    »Das ist die Adresse, Sir.«
    Hercule Poirot nahm den dargereichten Zettel.
    »Ausgezeichnet, mein lieber George. Und an welchem Tag der Woche?«
    »Immer Donnerstag, Sir.«
    »Donnerstag. Das trifft sich gut, denn heute ist Donnerstag.«
     
    Zwanzig Minuten später kletterte Poirot die Treppen eines düsteren Mietshauses empor, das versteckt in einer engen Straße lag, die von einer besseren abzweigte. Nr. 10 Rosholm Mansions war im dritten und obersten Stockwerk, und es gab keinen Lift. Poirot stieg mühsam die steile Wendeltreppe hoch.
    Auf dem obersten Absatz blieb er stehen, um Atem zu schöpfen. Hinter der Tür von Nr. 10 unterbrach ein neuer Ton das Schweigen – das scharfe Gebell eines Hundes.
    Poirot nickte leicht lächelnd mit dem Kopf. Er drückte auf die Glocke von Nr. 10.
    Das Gebell verstärkte sich – Schritte näherten sich der Tür. Sie wurde geöffnet…
    Miss Amy Carnaby prallte zurück, sie griff mit der Hand an ihren üppigen Busen.
    »Gestatten Sie, dass ich eintrete?«, sagte Hercule Poirot und trat ein, ohne die Antwort abzuwarten.
    Rechts von ihm stand die Tür zu einem Wohnzimmer offen, und er ging hinein. Miss Carnaby folgte ihm wie im Traum.
    Das Zimmer war klein und furchtbar überladen. Inmitten der Möbel konnte man ein menschliches Wesen entdecken, eine ältere Frau, die auf einem Sofa lag, das man vor den Gaskamin geschoben hatte. Als Poirot eintrat, sprang ein Pekinese vom Sofa herunter und stürzte misstrauisch kläffend auf ihn zu.
    »Aha«, sagte Poirot, »der Hauptdarsteller: Ich begrüße dich, kleiner Freund.«
    Er beugte sich hinab und streckte die Hand aus. Der Hund beschnupperte sie und richtete seine klugen Augen auf das Gesicht des Neuankömmlings.
    Miss Carnaby flüsterte matt:
    »Also wissen Sie?«
    Hercule Poirot nickte.
    »Ja, ich weiß«, er blickte auf die Frau auf dem Sofa. »Ihre Schwester, nicht wahr?«
    Miss Carnaby sagte mechanisch: »Ja, Emily, das – das ist Monsieur Poirot.«
    Emily Carnaby stockte der Atem. »Oh!«
    Amy Carnaby sagte:
    »Augustus…«
    Der Pekinese sah sie an – er wedelte –, dann setzte er seine Untersuchung von Poirots Hand fort. Er wedelte wieder schwach.
    Poirot hob den kleinen Hund sanft auf und
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