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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde
Autoren: Barnard Christiaan
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zu sorgen, daß die Forschungsexperimente eingestellt würden.«
    »Und was hast du gemacht?«
    Philip zuckte die Achseln. »Was soll ich machen. Es ist ihr Labor. Gleave hat ordentlich getobt, er wollte seinen Rücktritt einreichen, ich habe ihn nur mit Mühe daran hindern können. Es hat keinen Sinn, daß wir beide gehen.«
    »Was soll das heißen? Du hast doch wohl nicht vor zu kündigen?«
    »Doch.«
    »Herrgott, Philip.«
    »Unter diesen Umständen kann ich kaum bleiben, oder?«
    »Das wäre aber jammerschade.«
    Sie standen nebeneinander auf der rau gepflasterten Terrasse und sahen dem Verkehr auf der Landstraße zu, die unter ihnen vorbeiführte. »Lass nur«, sagte Philip nachdrücklich und lächelte. »Das ist noch kein Weltuntergang.«
    Wie er neben Philip auf der Anhöhe stand, am Rande der Mauer, die wie ein Schutzwall über die Hänge ragte, empfand Deon ein Gefühl von Sicherheit und unanfechtbarer Stärke. Sie würden mit vereinten Kräften allen Anstürmen Trotz bieten und zusammen alles Missgeschick erdulden.
    »Du hast recht«, sagte er, »zum Teufel sollen sie gehen.«
    Philip sah ihn belustigt von der Seite an. »Ich stehe diese Sache noch durch, und dann nehme ich meinen Abschied.«
    »Welche Sache? Was ist denn außerdem noch?«
    Philip blickte wieder zu den fernen Hügeln. »Ach, das weißt du noch nicht! Es geht jetzt darum, wo ich die Ova herhabe. Offenbar wurde die Frage gestern bei einer Fakultätssitzung zur Sprache gebracht. Obwohl Gleave sich wacker schlug, wurde viel dummes Zeug geredet von wegen unethischen Verhaltens und …« Er unterbrach sich und streifte Deons Gesicht mit einem flüchtigen Blick. »Du gehörst doch zur Fakultät, nicht?«
    Deon bewegte unbehaglich seine Schultern unter dem Jackett. »Ja, aber ich hatte zu tun, ich konnte nicht abkommen. Ich gehe sowieso nie zu den Sitzungen.«
    »Aha.«
    »Und was weiter?«
    »Der Dekan fragte mich, woher ich die Ova hatte.«
    Deon biss sich auf die Unterlippe. »Du hast es ihm nicht gesagt?«
    »Nein.«
    »Und nun?«
    »Nun soll ein Ermittlungsverfahren angestellt werden. Ich muß mich vor der Fakultät verantworten.«
    »Mann Gottes! Die können dir doch gar nichts anhaben. Du hast völlig ordnungsgemäße Forschungsarbeit geleistet.«
    »Nein, es ist, weil ich nicht sagen will, wo die Ova her sind. Es ist ziemlich verworren, und ich glaube, dem Dekan ist es selber nicht angenehm, aber es scheint, dein Professor legt gesteigerten Wert darauf.«
    »Ach, wirklich?« Nun war es Gewissheit. Snyman wußte es.
    Er war ihm auf der Spur.
    Und die Mauer, auf der sie standen, schien bedenklich unter ihm zu wanken. Er sagte: »Philip, ich bin in des Teufels Küche.«
    Philip kehrte ihm höflich das Gesicht zu, und Deon wußte sofort, daß er nicht sagen konnte, was er hatte sagen wollen: Ich geb' auf, mir steht's bis oben, und ich kann nicht mehr.
    Statt dessen stieß er mühsam die Worte hervor, als seien sie unförmige Brocken in seinem Mund: »Es ist alles … die Arbeit … mein Team … alles in Trümmern. Es ist die Hölle, wenn du zusehen mußt, wenn alles, was du erarbeitet und erhofft hast … wenn alles …« Er schüttelte unendlich betrübt den Kopf. »Und meine Familie auch. Elizabeth. Ich weiß nicht mehr ein noch aus.«
    Philip schwieg abwartend, und so war Deon gezwungen, weiterzureden, das Unaussprechliche auszusprechen.
    »Lisa. Na ja, du hast sie ja selbst gesehen. Und Elizabeth. Zwischen uns ist seit einiger Zeit ein … ein luftleerer Raum. Weiß der Teufel.«
    Philip betrachtete ihn mit einem überlegen fragenden Blick. Er äußerte sich nicht.
    Deon konnte den verzweifelten Wortschwall nicht zurückhalten. Mit ohnmächtigem Entsetzen sah er die Mauer unter sich zusammenstürzen, meinte zu hören, wie die Steine zu Boden rollten. »Und jetzt ist da eine andere Frau«, sagte er kläglich, ohne es zu wollen. Die Vernichtung war vollständig. Ein letztes Poltern und Krachen, dann nur noch rieselnder Mörtel und zum Schluß: Ruhe und Frieden.
    Philip hustete, als sei ihm Staub von der eingebildeten Verwüstung in die Kehle geraten. »Es ist Trish, nicht?« sagte er sanft.
    Im Angesicht seines Ruins war Deon nicht in der Lage, seiner Überraschung darüber Ausdruck zu verleihen, daß etwas allgemein bekannt war, das er bisher mit Recht als seine Privatangelegenheit betrachtet hatte. Es war einfacher, still zu nicken, was er dann auch tat.
    »Ich muß dir sagen, daß Elizabeth sich an mich um Rat gewandt hat. Sie
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