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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde
Autoren: Barnard Christiaan
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rief mich an, und ich habe …« Er verzog den Mund. »Jedenfalls haben wir uns gestern nachmittag getroffen.«
    Deon lächelte erfreut. Wenigstens dieses kleine Rätsel war gelöst. Einen Augenblick lang ließ es ihn das größere vergessen. »Ich habe den ganzen Tag versucht, dich anzurufen. Daher warst du also nicht zu erreichen!«
    »Ja«, sagte Philip mitfühlend.
    Widerstrebend stellte Deon die unvermeidliche Frage: »Wieso wollte sie dich treffen?«
    »Sie brauchte meinen Rat. Man hat sie darüber informiert, daß du ein Verhältnis mit Mrs. Sedara hast. Und sie dachte, ich könnte ihr vielleicht helfen.«
    Deon nickte verstehend, ja zustimmend. »Komisch ist das«, sagte er dann. Er starrte wie gebannt auf seine Füße.
    Philip beobachtete ihn besorgt. »Ist dir was?«
    Deon sah mit einem sorglosen Lächeln auf. »Mir? Was soll mir sein? Ich fühle mich blendend.«
    Ein Splitter ragte heraus, der nicht zu dem restlichen Bild passte. »Informiert?« fragte er.
    »Was?«
    Deon versuchte, sich verständlich auszudrücken: »Du sagtest, jemand informierte Elizabeth.«
    »Ja.«
    »Wie meinst du das, informierte sie?«
    »Jemand hat ihr geschrieben.«
    »Was geschrieben?« fragte er jetzt böse. Zorn war ein wirksames Wiederbelebungsmittel. Zorn ließ einen manches andere vergessen.
    Philip sah ihn an. »Deon, es gibt seltsame Menschen auf der Welt. Es scheint, jemand hat dir nachspioniert, sogar ein Detektivbüro damit beauftragt, dich zu beobachten und Erkundigungen einzuziehen. Diese Person hat dann den Bericht der Agentur per Post an Elizabeth geschickt. Mit einem anonymen Brief.«
    »Herrgott! Wer bringt denn so etwas fertig?«
    Philip verzog wie vorhin den Mund. »Es gibt seltsame Menschen.«
    Deon erinnerte sich an einen aufdringlichen, über die Schulter geworfenen Blick an einer Restauranttür und wußte mit absoluter Sicherheit: Gillian Moorhead.
    »Es war eine Frau, nicht?«
    »Der Brief war getippt und unterschrieben mit: Jemand, der es gut mit Ihnen meint!«
    »Entzückend«, sagte Deon. »Einfach goldig.«
    Gillian Moorhead, dachte er, ohne jede Empfindung. Ich wette hundert zu eins, daß sie es war. Infame Hexe. Peter kann einem leid tun.
    »Was stand in dem Bericht?«
    »Willst du das wirklich alles wissen?«
    »Was stand drin?«
    »Alles über Mrs. Sedaras Vergangenheit. Daß ihr euch auf der Uni gekannt habt. Daß sie schon mal verheiratet war in Spanien.«
    »Ha, da haben sie aber einen Bock geschossen«, feixte Deon schadenfroh. »Sie war nämlich gar nicht verheiratet. Sie hat mit jemandem zusammengelebt.«
    »Aha.«
    »Und was noch?«
    »Reicht dir das noch nicht?«
    »Was noch?« forderte Deon hitzig.
    »Wann und wo ihr euch getroffen habt. Telefongespräche und dergleichen mehr.«
    »Da kannst du mal wieder sehen, wie die harmloseste Sache der Welt verdreht und falsch ausgelegt werden kann«, brauste er auf. »Trish hat mich konsultiert, verdammt noch mal. Morgen soll ich ihr Kind operieren.«
    Philip sah ihn ruhig an, ohne etwas zu sagen.
    »Glaubst du mir etwa nicht?« fragte Deon gequält. Er deutete auf den Block des Kinderkrankenhauses. »Der Junge liegt da unten drin. Ich könnte ihn dir zeigen. Ich habe dir doch von ihm erzählt. Morgen operiere ich ihn an einer Trikuspidalatresie.«
    Philip schwieg.
    »Du glaubst mir doch, oder nicht?« flehte Deon.
    »Ich glaube dir, wenn du es unbedingt willst.«
    Deon wandte sich ab: »Also nicht.«
    Er horchte einen Moment auf das Schweigen. »Was mach' ich jetzt?« fragte er endlich. »Was soll ich jetzt machen?«
    Philip musterte ihn unbeteiligt. »Ich kann es dir nicht sagen.«
    Deon machte eine allumfassende Geste. »Ich weiß es nicht«, sagte er langsam. »Lieber Gott im Himmel, ich weiß es nicht.«
    Es war Spätnachmittag. Deon saß allein im Gemeinschaftszimmer gegenüber dem OP, wo er soeben seine letzte Operation für heute beendet hatte.
    Auf der Armlehne seines mit Kunstleder bezogenen Sessels lag eine Zeitung. Sie war absichtlich so hingelegt worden, daß er die Überschrift lesen mußte, sobald er das Zimmer betrat. Aus boshafter Absicht? Ja. Aber von wem? Er wollte es nicht einmal wissen, wer von seinen Kollegen einen geheimen Groll gegen ihn hegte oder einen Racheakt gegen ihn plante. Sein Blick war sofort auf Philips Namen und die Überschrift daneben gefallen. Er hatte den stilisierten Slang des Redaktors entziffert und den Atem angehalten.
    Quer über der Seite stand in fettgedruckten Buchstaben: Chefchirurg verpasst Davids
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