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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad
Autoren: Ulrike Schweikert
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übermütig zu. » Vor morgen Nacht wollen die bestimmt nicht wieder heraus. Nein, ist das widerlich«, fügte er hinzu und zog die Nase kraus, doch in seiner Stimme schwang Sehnsucht.

Die Zukunft beginnt
    Dichte Wolken jagten vom Meer heran und ballten sich zu einer düsteren Masse zusammen, die die Gipfel der Berge zu verschlucken drohte. Der Wind heulte über das Land und trieb eisige Regenschauer vor sich her. Mit gesenktem Kopf trottete der weiße Wolf den morastigen Pfad entlang. Er spürte weder Wind noch Regen. Und doch war es in seinem Inneren kälter als draußen im Moor. Sein Herz war erstarrt. War es zu Anfang auch wie von Kälte betäubt gewesen, so wich die Taubheit nun einem immer tieferen Schmerz, der ihn Tag und Nacht antrieb und ihn keine Ruhe finden ließ. Er folgte dem Pfad, bis er sich im Moor verlor. Das breite Tal ging in einen Berghang über, der rasch steiler wurde. Unermüdlich lief Seymour voran. Erst noch durch das braune Moor, dessen Morast sein Fell an den Beinen dunkel färbte. Mit zunehmender Höhe wurde der Boden härter und wich dann den grauen Felsen. Seymour lief hinauf bis auf den Grat, wo er einst mit Ivy gestanden hatte. Er ließ sich auf die Hinterbeine sinken und sah über das Land, das so trostlos wirkte, wie er sich fühlte. Tara würde ihn willkommen heißen und den Schmerz des Verlustes mit ihm teilen, den sie selbst vielleicht ebenso tief empfand, doch Seymour zog es vor, alleine zu sein. Er wollte sich jeden Augenblick an Ivy erinnern und daran, dass sie niemals wiederkehren würde. Er gab sich seinem Schmerz hin und wusste, dass er keinen Trost finden würde, ganz gleich wie viele Jahre verstreichen sollten. Er war zu Ivys Begleiter und Beschützer ausersehen worden, und er hatte versagt.
    Und deshalb, denkst du, hast du es verdient, auf ewig zu leiden? Seymour, du bist ein Narr!
    Der Wolf erstarrte. Ivy! Das war Ivys Stimme in seinem Kopf. Sie klang wie früher, bevor Draculas Geist sie vergiftet hatte. Ach, wie süß und wie grausam sein Geist zu ihm war, mit ihrer Stimme zu ihm zu sprechen.
    Seymour! Nun reiß dich aber zusammen. Willst du dich wirklich die nächsten einhundert Jahre in Selbstmitleid baden? Es ist nicht deine Schuld. Akzeptiere das! Ich habe den Plan geschmiedet und ihn ausgeführt. Es gab nichts, was du hättest tun können.
    Wusstest du, dass es so enden würde?, klagte er. Er lauschte in sein Inneres, doch nichts kam. Er dachte schon, keine Antwort zu erhalten, als er ihre Stimme wieder vernahm.
    Vielleicht habe ich es gewusst, doch die Hoffnung ist ein starkes Gefühl, das sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Ja, ich muss zugeben, ich habe gehofft, dass kein Opfer nötig sein würde. Ich wollte nicht gehen. Ich hätte zu gern die letzten Monate der Akademie mit dir und unseren Freunden in London genossen.
    Offenbar bediente sich sein Geist nicht nur ihrer Stimme, sondern legte ihr auch noch Antworten auf die Fragen in den Mund, die ihn so sehr quälten?
    Seymour, du bist und bleibst ein Narr!, erklang es nun recht amüsiert in seinem Kopf.
    Ivy? Bist du noch irgendwo dort draußen?
    Die Antwort klang sanft wie eine Liebkosung. Seymour, mein geliebter Bruder, ich werde immer bei dir sein. Hab doch ein wenig Vertrauen und geh beherzt in deine Zukunft. Ich verspreche dir, sie wird noch einige Überraschungen für dich bereithalten.
    Seymour erhob sich und schüttelte sich den Regen aus dem Fell. Vielleicht war Ivy ja doch noch irgendwo dort draußen. Ja, vielleicht würde ein Wunder geschehen und sie zu ihm zurückbringen. Nach Irland in ihre Heimat, dort wo sie beide hingehörten. Er würde auf sie warten. Ganz egal, wie lange es dauern sollte. Doch zuerst würde er sich aufmachen, Tara zu besuchen. Es wurde Zeit, die Einsamkeit hinter sich zu lassen. In weiten Sprüngen rannte der Wolf den Berghang hinab. Es war ihm, als könne er schon die Wärme ihres Feuers spüren. Der vertraute Geruch von getrockneten Kräutern und kräftiger Suppe im Kessel über dem Torffeuer kitzelte ihn in der Nase.

Glossar
    Advokat – veraltete Bezeichnung für einen Rechtsanwalt. Der Rechtanwalt vertritt vor Gericht den Angeklagten, während der Staatsanwalt die Anklage vertritt. In England heißt der Staatsanwalt Crown Prosecutor .
    Agnus Dei – lateinisch für › Lamm Gottes ‹ . Es ist eines der ältesten Symbole für Jesus Christus. Das Osterlamm mit der Fahne ist ein Zeichen für die Auferstehung. Es taucht häufig in der christlichen Kunst auf und wird
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