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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad
Autoren: Ulrike Schweikert
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Streifen am Himmel.
    » Kommt mit und legt euch in eure Särge«, forderte sie Hindrik auf.
    » Warum? Du weißt, dass wir inzwischen dem Ruf der Sonne widerstehen können«, meuterte Tammo.
    » Ich aber nicht, und daher werde ich jeden eurer Särge eigenhändig zunageln, bevor ich in meine Todesstarre falle!«, erwiderte Hindrik bestimmt.
    » Also reine Schikane«, gab Tammo zurück.
    » Nenne es, wie du willst, aber komm endlich mit!«, meinte Hindrik und überquerte als Erster die Planke. Die Erben ergaben sich in ihr Schicksal, folgten ihm in den Laderaum und ließen sich in ihren Särgen einschließen. Noch ein letzter Blick in Leos lächelndes Gesicht, dann schloss sich der Deckel unerbittlich über ihr und ließ Alisa bewegungslos in der Finsternis mit ihren Gedanken alleine. Sie war froh, als die Sonne aufging und sie sich ihrer Starre hingeben konnte. Ihr Geist erlahmte, bis die Sonne wieder unterging und sie Hamburg längst erreicht hatten.
    Sie konnte hören, wie Hindrik sich an den Särgen zu schaffen machte. Offensichtlich befreite er erst Sören, Chiara und Tammo aus den ihren, ehe er sich Alisas Sarg zuwandte, doch ausnahmsweise hatte sie es nicht eilig. Es gab nichts, worauf sie sich freuen konnte. Niemand, dem sie entgegenfieberte.
    Nun wurden die Nägel auch aus ihrem Sarg entfernt und der Deckel klappte auf. Doch es war nicht Hindriks Gesicht, das ihr entgegenlächelte. Ihr Herz machte einen Sprung, ihr Magen begann zu schlingern.
    » Leo! Was machst du denn hier?«
    Ihre Gedanken überschlugen sich, doch ihr fiel keine vernünftige Erklärung ein, warum Leo ihr in diesem Moment die Hand reichte und sie aus dem Sarg zog.
    » Was ich hier mache? Mal überlegen. Ich ziehe es vor, mir Chiaras Reize weiterhin anzusehen, statt das Gezänk meiner Cousine jede Nacht über mich ergehen zu lassen? Oder fällt mir noch ein anderer Grund ein, warum ich beschlossen habe, bei den Vamalia in Hamburg zu bleiben?« Er zog die Stirn kraus, als wollte er angestrengt nachdenken.
    » Leo!«, quietschte Alisa. » Ist das wahr? Du willst hier bei uns bleiben?– Bei mir?«, fügte sie ungewohnt schüchtern hinzu.
    » Aber natürlich, meine Liebe, was hast du denn gedacht? Nachdem du nicht zu meiner Familie nach Wien kommen wolltest– dein Entsetzen bei dieser Vorstellung war nicht zu übersehen. Ich weiß ja, was du von meiner Familie hältst. Das hast du, äh, glaube ich, zwei- oder dreimal nebenbei erwähnt. Da war von › widerlich arrogant ‹ , › unerträglich ‹ und Ähnlichem die Rede.« Er zwinkerte ihr zu. » Nein, nachdem ich noch einmal darüber nachgedacht habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, du würdest dich im Palais Coburg unter lauter Dracas nicht wohlfühlen. Andererseits finde ich euch Vamalia ganz patent, sodass ich es sogar auf mich nehme, Tammo jede Nacht um mich zu haben.«
    Der jüngste der Vamalia zog eine Lausbubengrimasse und streckte ihm die Zunge heraus. » Nun mach aber mal halblang«, beschwerte er sich. » Ich bin auch schon fast erwachsen.«
    » Ja, das habe ich gesehen«, erwiderte Leo bemüht ernst und wandte sich wieder Alisa zu, deren Hände noch fest in den seinen lagen.
    » Du willst also nicht wieder nach Wien zurückgehen?«, versicherte sich Alisa noch einmal.
    » Nein, ich bleibe hier. Ich liebe dich, Alisa. Und ich habe nicht vor, dich jemals wieder zu verlassen, bis in alle Ewigkeit«, schwor Leo. » Ich bleibe bei dir hier in Hamburg.« Er zögerte einen Moment. » Aber wenn du möchtest, können wir zur Ballsaison ab und zu nach Wien fahren.«
    Alisa nickte verzückt. » Oh ja, und nach Rom, um Luciano und Clarissa zu besuchen, und nach Irland zu Rowena und Mervyn. Vielleicht sehen wir dann ja auch Seymour wieder.«
    » Und nach Paris, mit Fernand und Joanne die alten Katakomben unsicher machen«, mischte sich Tammo ein, aber die beiden achteten nicht auf ihn.
    » Ja, so machen wir es, meine Liebste. Wie konntest du annehmen, ich würde dich gehen lassen?«
    Hilflos hob Alisa die Schultern. » Vielleicht konnte ich mir einfach nicht vorstellen, dass jemand mich so sehr liebt. Und dann auch noch ausgerechnet du: der schönste und geistreichste und begehrenswerteste und…«
    Franz Leopold unterbrach sie. Er küsste Alisa mit einer solchen Leidenschaft, dass sie beide das Gleichgewicht verloren. Nicht bereit, einander loszulassen, fielen sie zusammen in den Sarg zurück. Der Deckel schlug über ihnen zu.
    » Du kannst Alisas Sarg wieder zunageln«, rief Tammo Hindrik
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