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Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts
Autoren: Ralf Bönt
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einem blassen Bild, das kräftiger wurde, sondern wie bei einem Mosaik, das nach und nach die Punkte zum Bild der Berge sammelte, in vollkommen zufälliger Reihenfolge.
    Mit den verehrten Wellen war das nicht zu erklären, und weil ihm außer dem Denken nichts heilig war und sein Gemüt schlicht, musste er plötzlich an ein Lichtteilchen denken, das wie ein Geschoss den Film oder das Fotopapier traf. Und weil es so plötzlich passiert war, ging er danach sehr lange spazieren und dachte, dass wir doch wieder nur die Hälfte von allem gewusst hätten. Das amüsierte den lieben Gott sehr: »Die Hälfte!«
    Einstein irritierte das nicht. Er schrieb eine Arbeit über das Lichtteilchen und das Fotopapier und sandte sie an Herrn Professor Max Planck nach Berlin, der die Annalen der Physik herausgab und die Arbeit druckte, weil er sie und den Einstein interessant fand. Planck hatte selbst in der Theorie der Wärmestrahlung so etwas Ähnliches wie ein Teilchen benötigt, obwohl es ihm gar nicht gefiel.
    Einstein zog durch Länder und Städte und hielt Vorträge über das Lichtteilchen, für das es, da die Zeit immer nur in eine Richtung ging, immer mehr Indizien gab. Fündig wurde er bei Heinrich Hertz, der seinen eigenen Fotoeffekt entdeckt hatte. Einstein erntete Grinsen und manchmal Gelächter von denen, die es schon lange besser wussten. Professor Planck schlug ihn dennoch zur Aufnahme in die Preußische Akademie der Wissenschaften vor. Er entschuldigte den Kandidaten, manchmal schieße der übers Ziel hinaus. Das habe man ja beim Postulat des Lichtquants gesehen.
    Einstein wusste von der Entschuldigung nichts und zog weiter über Land und durch Städte, Salzburg, Prag, Brüssel, und sagte auch sonst immer seine Meinung, bis ihm die Schwedische Akademie einen Preis verlieh für das Teilchen, aus dem das Licht zweifellos gemacht war. Da hatte er mit Mileva schon einen Vertrag abgeschlossen, einen Scheidungsvertrag, und das Preisgeld war ihrs.
    Einstein heiratete seine geschiedene Cousine Elsa Löwenthal, geborene Einstein, und ging weiter auf Sündenjagd. Auch deshalb reiste Gott mit seinem Auge am liebsten zu der Stelle zurück, wo Einstein noch gedacht hatte, wir wüssten schon die Hälfte, und lachte immer, allein wie er war, in sein Universum hinein. Wie das aber so ist mit dem Betrachten eines Bildes, je genauer man hinsieht, desto mehr löst es sich auf. So war es auch hier. Und weil alle Lust Ewigkeit will, fuhr Gott mit seinem Auge immer langsamer daran entlang, um immer mehr Einzelheiten auflösen zu können. Bis er eines Tages erkannte, dass Einstein bei dem Gedanken, doch erst die Hälfte gewusst zu haben, ein sehr feines Lächeln zeigte, das Gott entsetzte.
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