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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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ähnlich wie an den Tagen zuvor, vollkommen ruhig auf der Feeninsel, die weit weg lag von der kalten Welt der Menschen. Warum also verspürte sie diese diffuse Beklemmung?
    Rhiannon ... Das Gesicht ihrer kleinen Tochter tauchte vor ihrem Auge auf. Sie sah sie schlafend, eng an eine Elfe geschmiegt, im Schutz der Obstbäume. Achselzuckend setzte sie die Bewegung fort und entledigte sich ihres Gewandes. Das Wasser des Sees war eiskalt (denn es war Winter, selbst auf Avalon), aber die Elfen sind nicht so verfroren wie die Menschen. Mit einem Satz tauchte sie in die Fluten und ließ sich bis auf den Grund hinabsinken, zwischen die grünlichen Algen, wo sie ein Schleienpärchen aufstörte, das die Flucht vor ihr ergriff. Gleich einer Seeschlange glitt sie durchs Wasser, so leicht, dass man sie für eine Sirene hätte halten können, und ihr langes schwarzes Haar blähte sich über ihrem Rücken gleich einem Banner; sie schwamm so, wie ein Vogel fliegt, mühelos, liebkost vom kühlen Nass, die Augen weit offen, um nichts von dem verschwommenen Schauspiel am Grund zu versäumen, dessen Bewohner gerade erwachten. Die Elfen leben vornehmlich in den Tiefen der Wälder und haben kaum je Gelegenheit, an einem anderen Ort zu baden als in schlammigen Pfützen oder spärlich rieselnden Bächen, die gerade geeignet waren, um sich die Füße zu befeuchten. Seit sie sich auf Avalon niedergelassen hatte, hatte Lliane den stummen Zauber der Wasser um ihre Insel herum entdeckt und wurde nicht müde, ihn zu ergründen; bisweilen, wenn der See nicht zu kalt war, nahm sie auch ihre Tochter mit. Doch Rhiannon war halb Menschenmädchen, und es kam selten vor, dass sie nicht fror. Lliane hingegen hatte festgestellt, dass sie beinahe endlos lang in den Fluten bleiben konnte, und dehnte ihre Erkundungstouren unter Wasser über Stunden aus, so dass die Fische im See, die Frösche und Salamander sie am Ende gar nicht mehr beachteten.
    In dem Moment, als sie den köstlich bedrohlichen Halbschatten über dem Grund erreichte, schob sich Rhiannons Gesicht erneut vor ihr inneres Auge, und sie wäre beinahe wieder hinaufgetaucht. Das kleine Mädchen war jetzt wach, blinzelte in die aufgehende Sonne, das Haar sanft liebkost von der aufkommenden Brise, mit verdutzter Miene, aber nicht im Geringsten beunruhigt. Die Elfen in ihrem Rücken schliefen noch und boten ein derart friedliches Bild, dass Lliane ihrem spontanen Impuls widerstand und mit einem Schwimmzug unter die hohen Algen glitt.
    Im Gegensatz zu den Menschenfrauen, denen nichts anderes übrig blieb, als Tag und Nacht auf ihre Babys aufzupassen, weil diese so empfindlich waren, durchtrennten die Elfen sehr früh schon die Bande, die sie mit ihrem Nachwuchs verknüpften. Nach Ablauf der ersten Lebenswochen übernahm der Clan gegenüber den Neugeborenen die Rolle von Vater und Mutter. Die kleinen Elfen konnten wie Rehkitze nach wenigen Tagen laufen, und wenn sie auch nicht wirklich ausgewachsen waren, so erreichten sie doch zumindest schnell eine Größe, die es ihnen erlaubte, der Gruppe auf ihren fortwährenden Wanderungen quer durch den Wald zu folgen. Genauso bewegte sich auch Rhiannon ihrem menschlichen Anteil zum Trotz im Kielwasser ihrer Mutter durchs Leben. Mehrere Elfen waren der Königin und ihrer Tochter auf die Feeninsel, in den Dunstkreis des kleinen Volkes im hohen Gras, gefolgt, und sie waren schon bald genug an der Zahl, um einen Clan zu bilden, der über Rhiannon wachen konnte. Als Erste waren die Heilerin Blodeuwez und die Bandrui gekommen, jene Waldhexen, die ihr nie von der Seite wichen. Dann hatten sich junge Mütter, die knapp vor der Entbindung standen, zu ihnen gesellt, um sich unter Llianes Obhut zu begeben. Lliane hatte sie glückstrahlend empfangen, nicht ohne sie wissen zu lassen, dass kein männlicher Elf die Insel betreten könne. So blieben die Männer am anderen Ufer zurück, von wo aus sie die hinter Nebelschwaden versunkene Insel nicht einmal zu sehen vermochten, und warteten Monate auf die Rückkehr ihrer Gemahlinnen. Bisweilen vergeblich.
    Bald schon entstand ein ganzes neues Volk auf Avalon. Ein Volk aus Frauen und Kindern, die sich um Rhiannon versammelthatten. Bei ihnen war das kleine Mädchen in Sicherheit... Und dann war da ja auch noch Myrrdin, der Kindmann, der eine Elfe zur Mutter hatte und den die Menschen Merlin nannten. Ohne dass er je erfahren hätte, weshalb (wobei er auch nie gewagt hatte, die Frage zu stellen), war Myrrdin das einzige männliche
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