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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Fangzähne hochgezogen, als Galaad in seinem Sichtfeld auftauchte. Der Junge schwankte unter dem Gewicht eines dicken Steines, den er mit hoch erhobenen Armen über dem Kopf hielt. In den Augen der Bestie war ein flüchtiges Aufblitzen von Verständnislosigkeit zu sehen, für den Bruchteil einer Sekunde nur, dann zermalmte der Felsbrocken ihm den Schädel.
    Frehir erhob sich in panischer Hast, auf sein heiles Bein gestützt, und stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht auf seinen Speer, um dessen feuergehärtete Spitze in den Rumpf des Trolls zu bohren, bis dieser die letzten Zuckungen getan und sein Leben ausgehaucht hatte. Dann erst blickte er zu dem Kinde hinüber. Galaad lächelte unter Tränen und warf sich ihm in die Arme, zitternd vor Angst, Aufregung und Erleichterung.
    »Komm, wir müssen von hier fort«, murmelte Frehir. »Die restlichen Monster können nicht weit sein. Hilf mir ...«
    Galaad schob sich unter seinen Arm, und sie schleppten sich zum Wald hinüber, wobei sie eine blutige Spur hinterließen, die leuchtete wie ein Feuerstreifen in dunkler Nacht.
    Frehir riss verzweifelt die Augen auf, um die blendend hellen Lichtpünktchen zu verscheuchen sowie den Brechreiz und die Benommenheit zu vertreiben, die ihn zu übermannen drohten. Seltsamerweise empfand er keinen Schmerz, nur eine wachsende Schwäche und eine Kälte, die sich vom Bauch und den Beinen her in ihm ausbreitete. (Den alten Legenden zufolge wirkt der Speichel der Trolle betäubend und konservierend, was den Monstern erlaubt, ihre Opfer über Tage hinweg in kleinen Häppchen zu verzehren, ohne sich beeilen zu müssen. Aber das sind natürlich wirklich reine Legenden ...) Plötzlich riss ihn ein heiseres Gebell in ihrem Rücken aus seiner Lähmung. Vermutlich hatten sie gerade den Leichnam ihres Artgenossen entdeckt. Und verschlangen ihn womöglich bereits ...
    »Wir schaffen es nicht bis zum Wald«, stöhnte Frehir. »Wir müssen zurück zur Lichtung ...«
    »Was?«
    »Ja, zur Lichtung ... Um uns unter den Bären zu verstecken. Blut mit Blut vermischen. Das ist unsere einzige Chance.«
    Er zog Galaad herum, und sie liefen zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren, Frehir schwankend bei jedem Schritt, den bluttriefenden Bauch eingekrümmt, das Kind halb zerdrückt von seinem schweren Arm, das Gesicht tränenüberströmt.
    Sie blieben einen Moment stehen, als sie die Lichtung erblickten, die wirkte, als sei ein Orkan darüber hinweggebraust, eine einzige große Blutlache, übersät von bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Kadavern, zerstückelt, gehäutet, Menschen und Bären gleichermaßen übel zugerichtet von den Klauen der Trolle und in Teilen verschlungen. Frehir taumelte, die Augen gefährlich verdreht. Er nahm die leblosen Körper seiner Gefährten kaum wahr, sondern schleppte sich bis zum Kadaver eines gewaltigen Bären und schaffte es mit letzter Kraft, diesen hochzustemmen. Dann schmiegte er sich der Länge nach gegen den blutigen Pelz, zog Galaad eng zu sich heran und ließ den Körper des wilden Tieres in seine ursprüngliche Lage zurücksinken, so dass er sie unter sich begrub. Sie wurden fast erdrückt von dem Gewicht des massigen Leibes, und der Barbar verlor das Bewusstsein.
     
     

Die Horde
      
    Galaad zitterte, ohne sich dessen bewusst zu sein; die Tränen und die Erschöpfung, ja selbst der Albtraum des verstrichenen Tages schienen wie in weite Ferne
    gerückt. Mittlerweile war es Nacht geworden, und das Kind hatte wie alle Menschen Angst vor der Dunkelheit. Es war finster, es war kalt, und die Monster waren verschwunden. Der Vollmond warf einen eisigen Glanz auf die Lichtung, die so ruhig dalag in ihrem starren Grauen, so dass all die zerfleischten Kadaver darauf wirkten, als gehörten sie seit langer Zeit dorthin, ebenso selbstverständlich wie Felsblöcke und Baumstümpfe. Galaad betrachtete seine erdverschmierten Hände, die abgebrochenen Fingernägel, mit denen er den ganzen Tag lang gegraben hatte, um unter dem tonnenschweren Bären hervorzukommen. Frehir lag immer noch darunter ...
    Er warf sich auf die Knie, um erneut in den halb eingestürzten Tunnel zu tauchen, durch den er sich herausgewühlt hatte, und streckte den Arm aus, bis er sich fast die Schulter ausrenkte und seine Hand endlich etwas anderes zu fassen bekam als Erde oder Kies. Er schloss sie um einen Wust aus Pelz, Haaren, Bart oder Fell, was auch immer, und zog unter Aufbietung all seiner Kräfte.
    Ein erstickter Schrei war die Antwort auf
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