Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
Vom Netzwerk:
Wesen, das auf der Feeninsel geduldet wurde. Als habe die Königin, den Weissagungen des alten Gwydions gehorchend, es nicht übers Herz gebracht, ihre Tochter von dem einzigen Geschöpf, bei dem sich wie bei Rhiannon menschliches mit elfischem Blut vermischte, zu trennen ...
    Als sie endlich den Grund des Sees unter sich spürte, fuhr Lliane mit den Fingerspitzen in den gräulichen Schlick, der die Wurzeln eines Algenbüschels bedeckte, und beobachtete amüsiert die Schlammwolke, die langsam um sie herum aufstieg, um sich schließlich wie eine Puderschicht auf ihren nackten Körper zu legen. Dann stieß sie sich unvermittelt mit dem Fuß ab und schnellte zurück an die Oberfläche. Erneut hatte sie das befremdliche Gefühl übermannt, hartnäckig wie Gewissensbisse, und es gewann noch an Intensität, als sie mit Kopf und Oberkörper aus den Fluten emporschoss. Sie gelangte mit einigen hastigen Schwimmzügen ans Ufer, raffte fieberhaft ihr Gewand vom Boden und bezog ganz oben auf einem hoch aufragenden Felsen Stellung, von wo aus sie das raschelnde Dickicht aus Schilfrohr und Stechginster überblicken konnte. Von dort hatte sie die ganze Insel bis zum Seeufer hinüber im Auge. Es war nichts zu sehen. Die Gefahr lauerte anderswo, weit jenseits des Waldes von Eliande.
    An diesem Platz fand Myrrdin sie, aufrecht in der Sonne stehend, nackt wie eine Galionsfigur, und dieser ergreifende Anblick verwirrte ihn dermaßen, dass er sich zwischen die hohen Gräser duckte wie ein ungezogenes Kind. Die Elfen kannten keine Scham, aber Myrrdin war mehr Mensch als Elf, und kein menschliches Wesen, gleich ob jung oder alt, Mann oder Frau, hätte der überirdischen Schönheit der Königin der Hohen Elfen ansichtig werden können, ohne Begehren zu verspüren ... und ohne auf ewig von dem Bedauern umgetrieben zu werden, dieses nicht befriedigt zu haben. Rank und schlank wie alle Angehörigen ihres Volkes entstammte die Königin dem alten Clan der Hohen Elfen. So nannte man jene, die noch im Wald von Eliande lebten. Im Gegensatz zu den Grünen Elfen, die in Wäldern und Hügeln hausten, oder zu den über die Marken verstreuten Sumpfelfen waren die Hohen Elfen groß, bisweilen größer als ein Mensch, und ihre majestätische Schönheit hatte für die übrigen Völker etwas Erschreckendes. Was sollte man da erst von ihrer Königin sagen! Von ihrem langen schwarzen Haar und ihren Augen, die von einem so hellen Grün waren, als glühe in ihrem Innern eine Flamme, ging eine Kraft aus, die in scharfem Kontrast zu ihrer bleichen Haut stand, eine animalische Stärke, ein verborgenes Feuer. In jeder ihrer Gesten, in den Bewegungen ihrer langen Arme und der Wölbung ihres Rückens lag eine unterkühlte Sinnlichkeit, eine herablassende Schamlosigkeit, die einen um den Verstand brachte; doch auch eine Gefahr, eine Bedrohung. Die in unmittelbarer Nähe des großen Waldes lebenden Menschen mischten in ihre Erzählungen über die Elfen Legenden von Feen und Vampiren, was deren wahrer Natur in der Tat weitgehend entsprach.
    In ihrer absurden Suche nach Raum schienen die Menschen die ganze Welt roden zu wollen, obschon sich doch ihre riesigen Ebenen bereits ausdehnten, so weit das Auge reichte. Doch nur wenige hatten sich an den Wald von Eliande herangewagt, und wenn, dann waren sie nicht mehr zurückgekehrt, um sich dessen zu rühmen. Ebendort, im Herzen einer unergründlichen grünen Festung, lag gut geschützt der heilige Hain der Elfen, die Gruppe der sieben von der Göttin selbst gepflanzten Bäume. Die Alten glaubten, dass diese Bäume die Pfeiler des Universums seien, die mit ihren Wurzeln eine Verbindung zwischen Midgard, der Mittleren Erde, und der Unterwelt schufen und ihren Saft aus dem dunklen, schlammigen Urgrund sogen, um sich über die Gefilde der Sterblichen zu erheben und jene niedere Welt mit den himmlischen Sphären zu verknüpfen, zu denen ihr sprießendes Laub emporstrebte. Sieben Bäume mit den Namen duir, quert, beth, saille, coli, tinne, feam Eiche, Apfelbaum, Birke, Weide, Haselnuss, Stechpalme und Erle formten einen Kreis und umschlossen zur damaligen Zeit schützend den Talisman der Elfen, den Kessel von Dagda, Gral des Wissens und Seele des Kosmos. An jenem Ort hatte Lliane das Licht der Welt erblickt, und dort hatte auch Jahre zuvor der alte Gwydion ihre Initiation vollzogen.
    Obgleich er ein Dru Wid war so nannten die Elfen ihre hoch weisen, zauberkundigen Männer -, waren Myrrdin selbst weite Teile von der Magie der Hohen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher