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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
Autoren: Barry Eisler
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hatte. Vielleicht waren sie auch nur ein Spähtrupp und jemand anderes würde mir auflauern, aber wenn sie genügend Personal gehabt hätten, wäre es vernünftiger gewesen, unterschiedliche Teammitglieder vorzuschicken, damit ich gar nicht erst jemanden wiedererkennen konnte. Natürlich war es auch möglich, dass ich die beiden absichtlich hatte bemerken sollen – schließlich waren sie nicht gerade leicht zu übersehen –, damit ich nach ihnen Ausschau hielt und die wahre Gefahr übersah. Aber wenn das Spiel so laufen sollte, wären sie länger geblieben, um ganz sicherzugehen. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich es nur mit den Beiden zu tun hatte, die sowohl die Aufklärung als auch den Angriff durchführten.
    Ich hielt mich auf der linken Seite des Korridors, der zum Ausgang des Kodokan führte, und benutzte den Kiosk mit den Büchern und Souvenirs als Deckung, damit sie mich erst im letzten Moment sehen konnten und keine Zeit hatten, sich vorzubereiten. Ich bezweifelte, dass sie Pistolen besaßen – Feuerwaffen werden in Japan sehr streng kontrolliert und jemand mit den richtigen Beziehungen, um sie sich zu beschaffen, hätte höchstwahrscheinlich auch ein größeres und unauffälligeres Team eingesetzt. Ein Scharfschützengewehr war noch schwieriger aufzutreibenals eine Pistole und selbst wenn es ihnen gelungen wäre, was hätten sie damit anfangen sollen? Ein Apartment mieten, das den Eingang des Kodokan überblickte? Zu kompliziert, zu viel belastender Papierkram. Es gab bessere Methoden.
    Als ich die Glastüren aufstieß, hielt ich den Kopf gerade und ließ nur die Augen über die Straße vor dem Kodokan schweifen. Nichts. Am Abend zuvor war ich nach links abgebogen und hatte die U-Bahn genommen, und obwohl ich sie dabei nicht bemerkt hatte, vermutete ich, dass sie in der Nähe gelauert und mich beobachtet hatten. Wenn Sie mir also heute Nacht folgen und sich an einem geeigneten Ort an mich heranpirschen wollten, würden sie irgendwo weiter rechts sein. Falls ihr Plan aber vorsah, mir aufzulauern, würden sie links auf mich warten. Unmöglich vorherzusagen. Aber wenn alle anderen Faktoren gleich sind, sehe ich lieber, was auf mich zukommt. Und warum sollte ich sie nicht denken lassen, dass ich dem Schema von letzter Nacht treu blieb? Das würde ihnen noch ein paar zusätzliche Gründe liefern, mich zu unterschätzen. Ich wandte mich also nach links, während ich die Augen weiter herumhuschen ließ, Gefahrenpunkte checkte und auf Schritte hinter mir lauschte.
    Den Ersten sah ich sofort, er lehnte an einem der Pfeiler vor dem Gebäude. Er war noch größer, als ich ihn nach dem Eindruck von der Zuschauergalerie eingeschätzt hätte. Beide Hände waren sichtbar und in einer davon hielt er eine Zigarette. Nicht gerade die ideale Tarnung für Tokio. Das Land ist an der Nichtraucherfront etwas zurückgeblieben und außer bei Starbucks oder auf der Intensivstation im Krankenhaus geht kein Raucher für eine Zigarettenpause nach draußen, vor allem nicht in der feuchten Hitze des Sommers.
    Ich ging an ihm vorbei und betrat die Treppe zur U-BahnStation Kasuga, wobei ich den Kopf gesenkt hielt, um mein Gesicht vor der Überwachungskamera an der Decke zu verbergen. Meine Schritte hallten an den Betonwänden wider. Normalerweiseempfand ich die Kameras als lästig, wenn nicht sogar als unverhohlene Bedrohung, aber im Augenblick beruhigte mich ihre Anwesenheit. Niemand führt gern ein Attentat in der Tokioter U-Bahn durch, wo die Anzahl der Überwachungskameras selbst ein Casino in Las Vegas in den Schatten stellt. Kameras hatten mich noch selten behindert, aber schließlich war es auch meine Spezialität gewesen, natürliche Todesursachen vorzutäuschen – einer der Vorteile davon ist, dass sich hinterher niemand die Bänder der Überwachungskameras ansieht. Das MossadTeam zum Beispiel, das den Hamas-Führer in Dubai aus dem Weg räumte, hatte es vermutlich nach einem Herzanfall aussehen lassen wollen und kümmerte sich daher nicht darum, von den Kameras im Hotel und am Flughafen gefilmt zu werden. Aber sie hatten gepfuscht und da es sich unübersehbar um ein Attentat handelte, kam es zu einer Untersuchung. Damals hatte ich mich gefragt, warum der Mossad mit dem Auftrag nicht an mich herangetreten war. Vielleicht wussten sie von Delilah, dass ich mich zurückgezogen hatte. Ich konnte mich bei dem Gedanken eines bitteren Lächelns nicht erwehren, während ich das Fußende der Treppe erreichte.
    Ich bog um eine Ecke
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