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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
Autoren: Barry Eisler
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einem Korb an der Lenkstange vor sich. Er hielt die Arme vor sich ausgestreckt und die winzigen Hände zu Fäusten geballt, warum, wusste ich nicht. Alle sahen so aus, als ob sie hierher gehörten, und ich konnte keine Spur von den Soldaten entdecken. Wenn sie nicht wieder auftauchten, würde ich ihre einmalige Anwesenheit als Nicht-Ereignis klassifizieren.
    Aber sie tauchten wieder auf, am nächsten Abend. Diesmal blieben sie nur ganz kurz, wahrscheinlich gerade lange genug,um in der Menge der
Judoka
ihr Zielobjekt ausfindig zu machen. Hätte ich nicht regelmäßig und unauffällig den Blick über die Zuschauerränge gleiten lassen, wäre mir ihr Erscheinen überhaupt nicht aufgefallen.
    Ich setzte das Training bis acht Uhr fort, dann duschte ich wie gewöhnlich, da ich ihnen keinesfalls signalisieren wollte, dass ich etwas gemerkt hatte. Aber ich bereitete mich vor und während sich ein Plan in meinem Kopf entwickelte und Adrenalin in die Adern schoss, während die Nähe der Gefahr und die Gewissheit, wie ich damit umgehen würde, sich in schrecklicher, vertrauter Klarheit herauskristallisierten, musste ich mir eingestehen: Ich hatte mich mein ganzes Leben lang darauf vorbereitet und alle Ruhephasen, die ich mir je gegönnt hatte, zählten nicht mehr und nicht weniger als Träume. Nur die Vorbereitung war real – die Vorbereitung und der Zweck, dem sie diente.

Kapitel
Zwei
    Ben Treven und Daniel Larison saßen auf Barhockern an der Fenstertheke eines Doutor Cafés an der Hakusan-dori, fünfzig Meter südlich des Kodokan, tranken schwarzen Kaffee und warteten auf die Rückkehr der beiden freien Mitarbeiter. Treven hätte gerne selbst einen Blick auf den Mann geworfen, den er noch vor einer Woche für einen Mythos gehalten hatte, aber Larison hatte ihn davon überzeugt, dass vier Augen mehr als ausreichten. Es ärgerte Treven, mit welcher Leichtigkeit sich Larison als das Alphatier des Teams etabliert hatte, doch er musste auch zugeben, dass Larison, der Mitte vierzig und damit zehn Jahre älter war als Treven, schon tiefer in der Scheiße gesteckt und härtere Gegner überlebt hatte als er. Wahrscheinlich hielt er besser den Mund, weil er von ihm noch etwas lernen konnte. Aber nach zehn Jahren bei der ISA, dem absichtlich so vage benannten streng geheimen Arm des
Joint Special Operations Command,
war er es nicht gewohnt, mit Leuten zu arbeiten, die sich wie sein Einsatzleiter aufführten, und er war sehr wenigen begegnet, die eine Berechtigung dazu gehabt hätten.
    Treven saß so, dass er den Kodokan durchs Fenster im Auge behalten konnte, und bemerkte die Selbstständigen, die er nur als Beckley und Krichman kannte, noch vor Larison. Er nickte leicht mit dem Kopf. »Da sind sie.«
    Larison hatte sie instruiert, die Handys so selten wie möglichzu benutzen und sie, außer in vorher vereinbarten Zeitintervallen, ausgeschaltet zu lassen und die Akkus herauszunehmen. Sie waren natürlich alle unter falschen Identitäten angemietet, aber gute Sicherheitsvorkehrungen erforderten multiple Barrieren. Der unvorsichtige Gebrauch von Handys durch die CIA bei der ›Überführung‹ von Abu Omar aus Mailand nach Ägypten hatte dazu geführt, dass ein italienisches Gericht Haftbefehle gegen eine ganze Gruppe von CIA-Leuten ausstellte, darunter der Stationschef von Mailand, und Treven vermutete, dass Larison seine Lehren aus diesem Desaster gezogen hatte. Dennoch kamen ihm die Sicherheitsvorkehrungen übertrieben vor – sie waren schließlich nicht hier, um Rain zu kidnappen, sondern nur, um Kontakt mit ihm aufzunehmen. Andererseits konnten zusätzliche Maßnahmen nicht schaden, wozu auch zählte, lediglich die beiden freien Mitarbeiter in den Kodokan zu schicken.
    Die Freien traten ein und platzierten sich so gegenüber Treven und Larison, dass sie gleichzeitig die Straße im Auge behalten konnten. Es gab zwar eine Menge Ausländer in diesem Stadtteil, aber Treven wusste, dass sie dennoch auffielen. Seine blonden Haare und grünen Augen waren bei Beschattungen noch nie von Vorteil gewesen, aber er nahm an, dass er für den Durchschnittsjapaner trotzdem nicht viel anders aussah als Larison mit seinen dunklen Haaren und der Olivenhaut oder überhaupt irgendein Westler. Was den Einheimischen im Gedächtnis haften würde, war ihr vierfaches und wuchtiges Auftreten. Treven war auf der Highschool Schwergewichtsringer gewesen und hatte später als Linebacker für Stanford gespielt, und er war noch der Kleinste der Gruppe. Larison
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