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Die dunkle Treppe

Die dunkle Treppe

Titel: Die dunkle Treppe
Autoren: Helen Fitzgerald
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Handschuhfach.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße«, lautete ihre Antwort.
    Als Vera am Eingang des Porchester eintraf, standen schon fünf weitere Polizeifahrzeuge und zwei Krankenwagen dort.
    »Drinnen«, schrie jemand.
    Vera rannte zur Tür an der Ecke.

52
    Die letzten Wochen ziehen nicht etwa blitzartig an mir vorbei, sie schlendern. Ich berühre das raue Gesicht eines schönen Mannes. Ich verliere einen Schuh auf dem Dach eines Londoner Hauses. Ich stehe auf einem Laufband in Singapur. Ich sitze irgendwo ganz weit oben, schaue fröhlich auf das Treiben der Welt herab und sehe zu, wie Australien unter mir wimmelt und weitermacht. Ich türme aus dem Krankenhaus.
    Und jetzt laufe ich auf mein Elternhaus zu. Mr Todd sitzt schmutzstarrend auf einem seiner Pferde und verlässt lächelnd das alte Bahngelände. Die Schweine hoppeln mit schlackernden Ohren über die Straße vor der Schinkenfabrik. Ursula und Papa stehen auf der Veranda und winken mir zu, als ich auf sie zulaufe. Meine Schritte werden größer. Sie sind groß und schnell und hoch – so hoch, dass ich, anstatt auf der Veranda zu landen, über sie hinwegfliege und mehrere Meter dahinter auftreffe. Ich drehe mich wieder um und laufe auf Ursula und Papa zu, aber es ist, als ob ich langsam den Hügel mit der Achterbahn erklimmen würde, und als ich endlich bergab sause, lande ich sogar noch weiter hinter der Veranda als beim ersten Mal. Sie sehen zu mir hoch, während ich mindestens zehn Meter über ihnen in der Luft zapple. Als ich endlich zur Landung ansetze, rufe ich ihnen etwas zu – diesmal bin ich bestimmt zwanzig Meter weit von ihnen entfernt.
    Ich atme. Jemand hat mich in das eiskalte Tauchbecken getaucht. Pete umarmt mich weinend und sagt: »Schau mich an, halte durch, du musst durchhalten.« Ich sehe Vera Oh. Ich sehe Greg, der sich über mich beugt und lächelt: »Danke«, sagt er. »Celia lebt. Danke, danke!«
    »Ich liebe dich«, flüstert Pete.
    Ich kenne die Antwort:
    »Ich möchte, dass du mit mir nach Hause kommst. Kannst du mich verstehen?«
    Er nickt und verschränkt seine Finger in meinen. Ein Mann, der mich liebt, hält meine Hand, während ich sterbe.
    Greg verschwindet aus meinem Blickfeld. Er geht zu Celia.
    Ich schließe die Augen. Pete steht jetzt bei Ursula und Papa auf der Veranda. Sie werden kleiner, immer kleiner, während ich hin- und herspringe. Ganz winzig sind sie.
    Jetzt kann ich sie gar nicht mehr sehen.
    Ist das ein Dreirad?
    Die Herumspringerei fühlt sich allmählich regelrecht berauschend an.
    Zu meiner eigenen Überraschung beginne ich laut zu rufen: »Ich fliieeeege!«

Dank an meinen Lektor und meine frühen Zwanziger, die ich irgendwie überlebt habe.
    H. F.

Das Buch
    Kurz bevor die achtzehnjährige Bronny das Ergebnis eines Bluttests erfährt, der ihr sagt, ob sie leben oder sterben wird, flieht sie aus dem heimischen Australien nach Europa und landet in einem besetzten Haus in London.
    Zusammen mit ihren neuen Freunden holt sie nach, was sie bisher verpasst hat: Parties, Drogen, Alkohol und Jungs.
    Hin und wieder hört Bronny seltsame Geräusche, die aus dem Keller zu kommen scheinen. Ihre Mitbewohner halten sie für verrückt und glauben ihr nicht, zumal sich kein Eingang zu einem Keller finden lässt. Schließlich hält sie die Geräusche selbst für Nebenwirkungen ihrer Exzesse. Doch das sind sie nicht …
    "Zwei Meter tiefer saß, an einen Stuhl gefesselt, eine Frau. Der gelbe Polyesterstoff, mit dem sie geknebelt war, brannte. Die Frau hieß Celia. Sie war achtunddreißig Jahre alt und hatte zwei Kinder. Seit vier Wochen war sie in diesem Keller gefangen.“
    "Verblüffend, bedrohlich und originell.“ Literary Review
    "Ein großartiges Buch, das man einfach nicht mehr weglegen kann.“ The Bookseller
    "Helen FitzGerald geht in ihren Romanen auf einem Drahtseil, sie balanciert zwischen intelligenter Frauenliteratur und dunklem, brutalem ‘Krimi noir‘. Bei anderen könnte das leicht schiefgehen, aber FitzGerald gelingt es.“ The List
    "Helen FitzGerald schreibt echte Pageturner.“ NDR
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Die Autorin
    Helen FitzGerald ist berühmt dafür, „das Trashige mit dem Tragischen zu verbinden“ (Sonntagszeitung). Sie wurde 1966 als zwölftes von dreizehn Kindern im australischen Melbourne geboren und lebt seit 1991 in Schottland. Prägend für ihr Menschenbild waren die Jahre, die sie als Sozialarbeiterin im Strafvollzug arbeitete. Von ihr sind bereits auf Deutsch
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