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Die dunkle Treppe

Die dunkle Treppe

Titel: Die dunkle Treppe
Autoren: Helen Fitzgerald
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Gibbons: Das weiß ich tatsächlich. Ich habe Sie zurückgerufen, und zwar unter … 02075559083.
Pete: Das Porchester …
Dr. Gibbons: Bitte?
Pete: Nichts …
(Langes Zögern).
Dr. Gibbons: Was?
Pete: War es ein Ja oder ein Nein?
    ***
    Die Polizei rief auf Hamishs Computer die drei zuletzt besuchten Webseiten auf: eine Autovermietung, eine Buchungsseite für Fähren und einen Routenplaner für die Strecke London–Dover.
    In Hamishs Schlafzimmer fanden sie die Schlüssel zu dem besetzten Haus, die Bronwyn in der Nacht der Einweihungsfeier verloren hatte, sowie, in einem abgeschlossenen Koffer unter dem Bett, einen schwarzen Müllbeuteln mit kotverschmierten Kleidungsstücken.
    Vera Oh fühlte sich entsetzlich. Sie hatte Greg nie ganz von ihrer Verdächtigenliste gestrichen. Immer hatte sie gedacht, es könne der Scheißkerl von Ehemann gewesen sein, weil sie eben mit Scheißkerlen von Ehemännern ein Ding am Laufen hatte. Selbst als sie Peter McGuire befragt hatte, dachte sie immer noch, Greg könne seine Frau umgebracht haben. Immerhin hatte ihre Berufserfahrung sie erkennen lassen, dass Pete vielleicht nur ein junger Strolch war, der an der Schwelle zum Erwachsensein ins Straucheln geraten war.
    Aber ihr blieb nicht genug Zeit, um sich lange in ihren Schuldgefühlen zu suhlen. Sie wussten jetzt, wer der Mörder war, und es schien klar zu sein, dass er irgendwann nach neun Uhr abends in einem roten Fiat in Richtung Dover aufgebrochen war.

46
    Als ich aufwachte, lag ich auf dem Boden des Wandschranks. Hamish hatte mir sein durchnässtes T-Shirt ausgezogen (es lag neben mir) und mir Unterwäsche, Netzballrock und Polohemd angezogen.
    Als ich vorhin in den Spiegel geschaut und die großen Augen auf dem T-Shirt entdeckt hatte, war ich in mein früheres, angstvolles Ich zurückverfallen. Ich war weggelaufen, hatte mich versteckt. Aber als ich jetzt in dem Wandschrank aufwachte und daran dachte, dass er mich beim Anziehen angefasst haben musste … als ich daran dachte, wie er sich wie mein bester Freund aufgeführt hatte, mir Geld gegeben und Erdnussbutter mitgebracht hatte, wie er mit mir zur London Bridge und nach Oxford gefahren war … als ich daran dachte, wie mich sein kleines, spitzes Gesicht verdrossen hatte, als er im Flugzeug seine allerersten Worte an mich richtete: »Du solltest nie einem Mann sagen, dass du zu viel getrunken hast« … als ich an all das dachte, da wurde mir klar, dass ich mich nicht verstecken oder davonlaufen wollte. Ich wollte ihn umbringen.
    Ich hörte ihn immer noch Radau machen – was verdammt noch mal trieb er da draußen? Ich schlich mich aus dem Wandschrank und steuerte auf das Geräusch zu, das aus einer der Saunakabinen drang. Die Türen zu allen Dampfräumen standen offen, und das gesamte Stockwerk war so dicht von heißem Dampf erfüllt, dass ich kaum etwas sehen konnte. Zielstrebig steuerte ich auf die Kabine zu, in der er sich befand, und schloss die Saunatür hinter mir.
    Er hatte mich immer noch nicht gehört. Ich näherte mich ihm von hinten bis auf wenige Zentimeter und sah, dass er gerade Handschuhe anzog. Er drehte sich um. Wir sahen einander an.
    Ich weiß nicht, was genau ich vorgehabt hatte, aber ich hatte wohl gedacht, dass meine bloßen Hände dafür ausreichen würden, und ich hatte auch nicht erwartet, dass er stärker sein würde als ich. Als ich nach ihm ausholte, stieß er mich zu Boden, setzte sich rittlings auf meinen Bauch und fixierte meine Arme mit seinen Beinen. Ich trat ihm wieder und wieder mit den Knien in den Rücken, und es gelang mir schließlich, die Arme freizubekommen. Sofort packte ich seinen Kopf und zerkratzte ihm Wangen und Augen mit meinen ungefeilten Fingernägeln. Dann zog ich kräftig an seiner Unterlippe, versuchte quasi, sie ihm direkt aus dem Gesicht zu rupfen. Schließlich verpasste ich seiner Brille einen Stoß, sodass sie zu Boden fiel und zerbrach.
    Er schaffte es, sich aufzurichten, und fing sofort damit an, mich in die Seite zu treten.
    »Das bist doch nicht du, Hamish«, sagte ich aufstöhnend. »Hamish? Lass mich laufen, und ich sag niemandem was. Ich erzähl’s auch nicht der Polizei.«
    Ich log natürlich, denn in Wahrheit war ich immer noch fest entschlossen, ihn umzubringen.
    »Wirklich nicht?«
    »Ich verspreche es.«
    Dann trat er mich so lange, dass ich zu sterben glaubte.
    ***
    Als ich wieder zu Bewusstsein kam, sah ich, dass er mich auf die untere Holzbank in der Sauna geworfen hatte, gleich neben die heißen
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