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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan
Autoren: Sandra Regnier
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so
viele Hausaufgaben auf, dass ich bezweifelte bis zu den Osterferien
damit fertig zu werden. Die Laune konnte uns das jedoch nicht
vermiesen und wir kicherten alle für den Rest des Tages. Mit
seinem Humor hatte Lee einmal mehr an Ansehen gewonnen.
    »Feiern
wir Rubys Sieg mit einem Eis im Café La Ville?«, schlug
er vor.
    Meine
Freunde sagten begeistert zu. Ich dachte an meinen leeren Geldbeutel,
in den ich jeden Morgen nur den abgezählten Betrag fürs
Mittagessen in der Cafeteria steckte.
    »Ich
muss nach Hause«, log ich und schulterte meine Tasche.
    »Kommt
überhaupt nicht in Frage«, sagte Lee und nahm mir die
Tasche einfach ab. Allerdings ohne mich zu berühren.
    Ich
stemmte beide Fersen in den Boden. Lee blieb stehen und sah mich an.
    »Ich
will heim. Ich muss mir einen Job suchen.« Das war zumindest
nicht gelogen. Ich hatte mich in einem Pub vorgestellt, aber dort
hatte man mich natürlich nicht genommen, nachdem ich einen
Probetermin verpasst hatte. Aber wie hätte ich ihn einhalten
können – im achten Jahrhundert? In Germanien. Im College
lagen immer Exemplare des Stadtmagazins Time
Out aus. Ich wollte zu
Hause in Ruhe auf Jobgesuche gehen.
    »Das
kannst du später immer noch.« Lee ließ nicht locker.
    »Wenn
du mich jetzt gehen lässt, verrate ich dir, was ich zum Ball
anziehe.«
    Sofort
ließ er meine Tasche los.
    Ich
sah ihm in die Augen und dachte an das blaue Taftkleid meiner
Schwester.
    Ein
zufriedenes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. »Okay.
Wir sehen uns morgen, ja?«
    Ich
nickte, winkte meinen Freunden noch einmal zu und machte mich auf den
Heimweg.

NOCH MEHR PROBLEME

    Der
Januar zeigte sich von seiner schlechtesten Seite. Es regnete jetzt
noch stärker. Den ganzen Tag über war es nicht richtig hell
geworden. In Cornwall hatte ab und an schon mal einen Tag Schnee
gelegen und die ganze Landschaft in eine weißgepuderte
Disneywelt verwandelt. In London nie. Wenn hier Schnee lag, dann so
dünn, dass man noch den Asphalt erkennen konnte.
    Auf
dem Heimweg klingelte mein Handy. Das konnte eigentlich nur Lee sein,
der doch nicht aufgab.
    »City?
Hier ist Philip.«
    Das
fehlte mir gerade noch. »Nenn mich nicht so«, sagte ich
barsch. Mein Bruder kam mit jetzt wirklich ungelegen. Die nassen
Haare nervten und meine Laune war auf dem Tiefpunkt.
    Er
stutzte einen Moment. »Ich dachte, alle nennen dich so.«
    »Nein.
Nur die, die mich nicht leiden können«, erklärte ich
bestimmt.
    »Entschuldige.
Das wusste ich nicht.«
    Woher
auch? Wir hatten so gut wie keinen Kontakt. Es sei denn, er wollte
was von mir. »Was willst du?«, fragte ich deshalb prompt.
    »Meine
Güte, bist du schlecht gelaunt. Kann ich nicht mal meine
Schwester anrufen?« Er klang eingeschnappt.
    »Doch,
natürlich. Nur tust du das selten, wenn nicht irgendein Grund
vorliegt.«
    Ich
hörte ihn seufzen. »Okay, okay.« Gab er zu. »Ich
habe eine Bitte. Kannst du mir zweihundert Pfund oder etwas mehr
leihen?«
    Ein
Passant, der ebenfalls vor dem Wetter flüchtete, rempelte mich
an und ich musste mich festhalten.
    »Tschuldigung«,
rief er und verschwand. Aber auch ohne das Anrempeln hätte ich
mich festhalten müssen. Zweihundert
Pfund? »Wofür?«, fragte ich fassungslos.
    »Ich
habe Mist gebaut. Da war dieser Kerl, der hat mir versprochen, der
Gaul würde hundertprozentig gewinnen, und dann hätte ich
das Vierfache von meinem Einsatz. Er hat mir Geld geliehen, damit ich
eine runde Summe … ach, Scheiße, ich habe jedenfalls
alles verloren. Und jetzt verlangt er eine sofortige Anzahlung von
zehn Prozent und den Rest plus Zinsen dann nächsten Monat. Ich
bekomme erst übernächste Woche mein Gehalt und bin jetzt
blank. Und wenn ich nicht wenigstens die Anzahlung leiste, will er …
Ach, verdammt, ich hab keine zweihundert Pfund – geschweige
denn zweitausend.« Philip stockte.
    Ich
ging mit wackeligen Knien weiter. Zweitausend Pfund! »Was ist,
wenn du nicht zahlst?«, fragte ich nach.
    »Jemand
aus meiner Familie würde es bereuen«, sagte Philip mit
erstickter Stimme.
    »Er
foppt dich«, sagte ich, aber mein Herz pochte schneller.
    »Nein,
Felicity. Er wusste, wo Mum und du wohnt, er kannte Annas Adresse und
wusste sogar die Zeiten von Jeremys Schichtdienst.«
    Ich
lehnte mich an die nächste Wand. Meine Beine drohten
wegzusacken.
    »Felicity,
er meinte, er würde mit dir anfangen«, sagte Philip und
schluchzte. Weinte er etwa? Wegen mir? Und warum ich zuerst? Obwohl …
wenn jemand von uns, dann wohl am besten
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