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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan
Autoren: Sandra Regnier
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mit einem Mal genauso belegt an wie meine
vorhin.
    Ich
bekam den Job. Lee hatte mich ins Museum begleitet. Mit ihm an meiner
Seite, konnte der Personalchef gar nicht anders als mich einstellen.
Lees Ausstrahlung war äußerst einnehmend und sein Charme
trug das Übrige dazu bei.
    Anschließend
waren wir beide gemeinsam noch durchs Museum geschlendert.
    »Ich
habe außerhalb der Schule mit niemandem so viele
Sehenswürdigkeiten besichtigt wie mit dir«, erklärte
ich, als wir uns Ewigkeiten später in unserem Treppenhaus
voneinander verabschiedeten.
    »Wir
waren bislang doch nur im Tower und in der National Gallery.«
Er schien verlegen.
    Ich
hätte gern seine Hand genommen, aber alle weiteren Berührungen
nach unserem intimen Moment hatten Funken schlagen lassen. Deshalb
lächelte ich ihn warm an. »Danke, Lee. Ich freue mich auf
meinen Job.« In drei Tagen konnte ich anfangen Geld zu
verdienen. Vielleicht könnte ich Philip sogar helfen …
    Letzteres
las Lee in meinen Augen. »Philip?«, fragte er verblüfft.
    Ich
erzählte ihm von Philips Anruf. Daraufhin verdüsterte sich
seine Miene. »Ich kümmere mich darum. Du wirst ihm nicht
einen Penny von deinem Geld geben. Hast du verstanden?«
    Ich
atmete auf. Natürlich würde Lee sich damit befassen. Er war
Agent. Außerdem kümmerte er sich immer um alles.
Vertrauensvoll schaute ich ihn an. Vielleicht wäre ein Kuss …
    Lee
zuckte zusammen. Er fasste in seine Tasche und zog diesen kleinen
goldenen Gegenstand heraus, der wirkte wie ein alter Kompass, aus
Gold und mit Edelsteinen besetzt. Sein Karfunkel, ein Telemedium. Lee
konnte das Aufblitzen der Edelsteine lesen, wie ich eine SMS auf
meinem Handy. Sein Gesicht wurde blass.
    »Was
ist los?«, fragte ich erschrocken.
    Er
sah mich an. »Der Kronrat hat deine Verhaftung ausgesprochen.
Sie wollen dich holen. Ein Trupp ist auf dem Weg hierher.«
    Schlagartig
war um mich herum jedes Geräusch doppelt so laut. Ich hörte
Autotüren schlagen, Schritte auf dem Trottoir. Kamen sie auf
unser Haus zu? Ich stürzte hektisch zum Treppengeländer.
Waren sie schon da? Kamen sie die Treppe hoch? Sie wussten, wo ich
wohnte! Jeder meiner Bekannten wusste, wo ich wohnte. Und unsere
Wohnung, die vom Treppenhaus nur mit einer schäbigen, schlecht
schließenden Tür getrennt wurde, bot keinen Panic-Room.
    »Wir
fliehen.« Lee sah auf sein Telemedium. »Sie haben es
nicht eilig, weil sie dich nicht fürchten. Uns bleiben ungefähr
zehn Minuten. Komm her.«
    Ich
zögerte nur eine Sekunde, dann warf ich mich in seine
ausgestreckten Arme.
    Es
zuckte, als hätte er mir mit einem Elektro-Teaser einen Schlag
verpasst. Erschrocken schloss ich die Augen. Als ich sie wieder
öffnete, befanden wir uns in einer dunklen Halle. Buntes Licht
drang gedämpft durch die Glasscheiben.
    »Eine
Kirche?«, fragte ich und löste mich aus Lees Umarmung.
    »Genaugenommen
sind wir im Doncaster Münster. Wir werden jetzt warten, bis es
dunkel ist, und dann verschwinden.«
    Ich
folgte Lee in einen kleinen dunklen Raum.
    »Die
Sakristei wird nicht vor morgen benutzt. Hier dürften wir ein
paar Stunden sicher sein«, erklärte Lee. Er öffnete
nacheinander sämtliche Schranktüren, bis er eine Decke
fand. Er legte sie neben den Wandheizkörper auf den Boden,
setzte sich darauf und klopfte auffordernd mit der Hand auf den Platz
neben sich.
    Es
war dunkel, kalt und abgestandener Weihrauch kitzelte in meiner Nase.
Erschöpft ließ ich mich neben Lee sinken. Wenn auch Lee
nur die elfenhaften fünfundzwanzig Grad Körpertemperatur
besaß, so war doch wenigstens die Heizung angenehm warm. Ich
schlug mir die Decke um die Beine und lehnte meinen Kopf zurück.
    »In
welchem Jahr sind wir?«, fragte ich Lee.
    »1966«,
antwortete er.
    Ich
glotzte. »Cool. Können wir uns ein Konzert der Beatles
anschauen gehen?«
    Lee
rollte die Augen. »Jetzt denkst du an ein Rockkonzert?«
    »Nein.
Das war Ironie. Warum sitzen wir hier und hauen nicht sofort ab? Wenn
dieses Münster ein Elfenhügel ist, werden sie doch auch
hier landen.«
    »Es
ist nur ein Gefühl, aber ich traue den Raben nicht.«
    Ich
öffnete meine Augen, aber Lee sah nicht mich an, sondern auf die
Prismen, die von der Sonne auf die gegenüberliegende Wand
geworfen wurden.
    »Ist
dir noch nicht aufgefallen, dass du ständig von zwei Raben
verfolgt wirst?«, fragte er.
    Ich
überlegte. Jetzt wo er es sagte … Raben waren bei meinem
ersten, unfreiwilligen Zeitsprung in der Nähe gewesen. Raben
waren in letzter Zeit ständig
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