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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan
Autoren: Sandra Regnier
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sehr ich auch die Augen aufriss, ich konnte außer
dunklem Wasser nichts erkennen.
    Plötzlich
packte mich jemand und zog mich am Arm zur Wasseroberfläche. Ich
prustete und schnappte nach Luft. Die Sonne war so hell, dass sie die
Wasseroberfläche funkeln ließ. Ich blinzelte mehrfach
dagegen an, bevor ich das Gesicht des Jungen erkennen konnte, der
mich in seine Arme gezogen hatte. Er hatte fast schwarzes Haar. Um
seinen Mund lag ein grimmiger Zug. Während sein linker Arm mich
wie ein Schraubstock umklammert hielt, schwamm er mit mir auf das
Ufer zu. Obwohl er mich als Last hatte, bewegte er sich sehr
geschmeidig und sicher. Am Strand ließ er mich sofort los.
Meine Beine waren vor Schreck noch ganz weich, so dass ich kurz auf
die Knie sank, als ich versuchte aufzustehen. Der Junge sah auf mich
herab. Ein Funkeln lag in seinen Augen. Mir fiel ein, dass ich mich
vor lauter Überraschung noch gar nicht bei ihm bedankt hatte.
Vorsichtig rappelte ich mich wieder auf und blickte zu ihm hoch. Er
war gut einen Kopf größer als ich.
    »Tack
… Danke …«, begann ich zittrig. »Du hast
mich gerettet.« Ich brachte ein unsicheres Lächeln
zustande.
    Der
Junge antwortete nicht. Er musterte mich mit einem abschätzigen
Blick von oben bis unten. Ich war mir nicht sicher, ob es sich bei
meinem unbekannten Retter tatsächlich um einen Einheimischen
handelte. Seine dunklen Haare irritierten mich. Sie standen ganz im
Gegensatz zu seiner blassen Haut. Er trug nur eine alte zerschlissene
Jeans, die jetzt klitschnass war und er sah verdammt gut darin aus.
Ich schätzte, dass er ungefähr in meinem Alter sein musste.
Vielleicht war er etwas älter, doch bestimmt nicht mehr als zwei
oder drei Jahre. Vielleicht war er ein Tourist, so wie ich.
Vermutlich sprach er gar kein Schwedisch. Doch nachdem er sich lässig
eine Haarsträhne aus dem Gesicht gestrichen hatte, antwortete er
mir im perfekten Schwedisch und dem typischen Akzent der Region:
»Dieser See ist kein Planschbecken für Nichtschwimmer.
Wenn du keine geübte Schwimmerin bist, solltest du lieber im
flachen Wasser oder am besten gleich an Land bleiben, um dich zu
sonnen, oder was Mädchen sonst so machen.«
    Mir
blieb der Mund offen stehen. Das war ja wohl die Höhe! Ich war
schon in diesem See geschwommen, als ich sechs Jahre alt war. Was
bildete sich dieser ungehobelte Typ eigentlich ein?
    »Ich
bin eine sehr gute Schwimmerin, damit du es nur weißt…«,
begann ich trotzig. Doch der Junge winkte ab. Er drehte sich um und
lief ohne ein weiteres Wort auf den Wald zu.
    »Hej!«,
rief ich ihm nach. »Warte …«
    Aber
er verschwand zwischen den Bäumen ohne noch einmal stehen zu
bleiben.
    »Ich
hätte das auch ohne dich geschafft! Bilde dir bloß nichts
darauf ein!«, rief ich ihm aufgebracht hinterher.
    »Das
gibt es doch nicht! So ein, ein … eingebildeter Affe!«,
schimpfte ich immer noch vor mich hin, als ich das Boot wieder ins
Wasser schob. Ich war wütend. Eigentlich konnte ich mir gar
nicht erklären, warum ich so sauer war. Immerhin hatte der
fremde Junge mir das Leben gerettet und vielleicht war es wirklich
unvernünftig ganz allein schwimmen zu gehen. Doch sein Verhalten
mir gegenüber war unmöglich gewesen. Ich ruderte zurück.
Ich war so in Gedanken, dass ich mich wunderte, wie schnell ich
wieder beim Sommerhaus ankam. Dort vertäute ich das Ruderboot am
Anleger und holte meine Tasche und die Angelrute aus dem Boot. Der
Unbekannte beschäftigte mich noch immer. Wer war er? Was machte
er hier? Wie hatte er so schnell dort sein können, als ich unter
Wasser gezogen wurde? Ich hatte weit und breit keine Menschenseele
gesehen.
    Nur
eines war mir klar: Er war ein komplett unmöglicher,
unfreundlicher und anmaßender Typ.
    »Vollidiot!«,
schimpfte ich laut, griff meine Sachen und stapfte die Wiese hoch
Richtung Haus.
     
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