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Der erste Versuch

Der erste Versuch

Titel: Der erste Versuch
Autoren: Alexander Kröger
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Der erste Versuch
    KRÖGER-Vertrieb Cottbus
Copyright 2001
by KRÖGER-Vertrieb Cottbus
    Printed in Czech Republic 2001
Lektor: Helmut Fickelscherer
Umschlagsentwurf: A. Kröger
    Umschlagsgestaltung: technosatz Cottbus
Gesamtherstellung: Tiskarny Vimperk a.s.
ISBN 3-9804867-7-X
Alexander Krögers SF-Roman „Das zweite Leben“
endet mit dem Scheitern des 1. Versuchs der
Menschheits-Evolution. In seinem neuesten Buch
erzählt der Autor in einer unabhängigen
Parallelhandlung, „welche menschlichen Verhaltensweisen und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen (…) schließlich zur Apokalypse
führten“. Die erfolgreiche Anthropologin Alina
entdeckt auf dem Mars außerirdische
Lebensformen und arbeitet an dessen Renaturierung. Sie wird in die Machenschaften ihres
turierung. Sie wird in die Machenschaften ihres

jährigen Dauerschlaf versetzen lassen wollte, und
seines Doppelgängers verwickelt. Auf einer
    Mittelmeerinsel wird, im Rahmen eines
umstrittenen Projektes, eine Anlage installiert, die
der Auslöser für eine globale Katastrophe ist.
1. Kapitel
    Milan ließ sich die Zeit ansagen: achtuhrzweiundsechzig.
„Noch beinahe anderthalb Stunden!“ Ihn fröstelte, obwohl sich
an diesem Frühsommermorgen kein Lüftchen regte und die
wärmenden Strahlen der Sonne der Haut schmeichelten. „Ich
gehe zu Fuß“, entschloss er sich.
    Er schritt die schier endlose Stufenflucht des Terrassenhauses
hinab; neben ihm surrte leise die breite Rolltreppe, die um
diese Tageszeit nur ab und an Passanten an ihm vorbei
beförderte.
    Milan achtete weder auf die Menschen, die ihm begegneten,
noch auf den üppig überhängenden Flieder oder den duftenden
Jasmin. Er wich den Zweigen aus, und flüchtig dachte er, dass
man die Verwaltung kritisieren müsse. Schon den zweiten
Herbst hatte man die alten Sträucher nicht zurückgeschnitten
oder sie durch wachstumsgehemmte ersetzt. Aber wer schon
benutzte die Treppe.
    Auf der Straße, um diese Zeit mäßig befahren, ignorierte
Milan den Liftzug, überquerte vorschriftswidrig die Fahrbahn
und betrat den Park, an dessen anderem Ende sich sein Ziel,
das Gerichtsgebäude, befand.
    Zum hundertsten Male stellte sich Milan die Frage, was diese
so unerhört merkwürdige Einbestellung auf sich haben mochte.
„Warum nur ich als Vorsitzender und nicht der gesamte
Vorstand? Weshalb keine Konferenzschaltung? Das Aus nun
für die Vereinigung, das lang befürchtete?“ Milan wehrte sich
gegen den Gedanken. Aber sosehr er auch die Frage
verdrängen mochte, wie ein Kreisel drehte sie sich in seinem
Kopf. „Sie haben es geschafft. Aber weshalb dann dieses
unverständliche Getue? – Noch immer eine Stunde…“
    Milan kickte einen Stein, und es war, als befreie ihn die
heftige Bewegung von den müßigen Gedanken. „Ich werde es
bald wissen!“ Und auf einmal nahm er seine Umgebung wahr,
nahm die frisch bepflanzten, lustig bunten Blumenrabatten in
sich auf, erfreute sich am Plätschern des Brunnens und
amüsierte sich über einen Pulk Spatzen, die lautstark ein
verspätetes Morgenbad nahmen.
    Milan wich einigen kleinen Pfützen aus, und er registrierte
mit Genugtuung, dass die Wetterleute ihr diesjähriges
Versprechen, den Regenturnus einzuhalten und Verspätungen
weitgehend einzuschränken, offenbar ernst meinten.
    Nur wenig Leute flanierten im Park. Einige Kindermobile
begleiteten folgsam ihre Betreuer, ein paar alte Leute saßen auf
Bänken, ein Pärchen ruhte entrückt, Händchen haltend.
    Milan überquerte abermals die Ringstraße, bog in die
Goetheallee ein und stand alsbald, noch immer zu früh, vor
dem modernistischen Gerichtsgebäude, dessen violette
Keramikfassade gleichsam Kälte ausstrahlte. Oder es war das
Magenkribbeln, das Milan beim Anblick des Gebäudes
befallen hatte und ihn frösteln ließ – vielleicht auch einfach der
Umstand, dass zu dieser Stunde nach dem Sonnenstand und
der alten prächtigen Linden wegen die Goetheallee noch im
tiefen Schatten lag.
    Im Foyer zwang sich Milan, die Schlagzeilen der
Tageszeitung zu lesen, und erfuhr unter anderem, dass es
gelungen sei, auf Grund einer exakten Voraussage die
Bewohner der japanischen Insel Awa-Shiwa vor einem starken
Erdbeben so rechtzeitig zu warnen, dass kein einziges
Menschenleben zu beklagen war. „Wie lange hatte man
derartige Prophezeiungen versucht – und möglicherweise war
es wiederum nur ein Zufallstreffer.“
Milan meldete sich an.
Die Dame auf dem Schirm sah kaum auf. Der kurze Blick
    wirkte gelangweilt. „Du
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