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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan
Autoren: Sandra Regnier
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verzichten können. Vor allem, weil ich ein Mensch war und
kein Elf mit magischen Fähigkeiten.
    »Sag
mal, hast du schon ein Ballkleid?«
    Ich
sah Lee verständnislos an. »Wieso? Reisen wir auch nach
Versailles, um nachzuforschen?«
    Er
rollte die Augen. »Nein. Das können andere übernehmen.
Du erinnerst dich doch hoffentlich daran, dass in drei Wochen der
Schneeflockenball an der Schule stattfindet? Ich käme mir
ziemlich blöd vor, wenn meine Begleitung mich versetzen würde.
Soll ich Flo beauftragen?«
    Flo
alias Florence war eine Stylistin und sie hatte mich bereits zweimal
auf Lees Anweisung hin ausstaffiert.
    »Nicht
nötig«, sagte ich schnippisch. »Es ist zwar nicht
Valentino, aber es passt.« Mit Genugtuung sah ich Lees Augen
ängstlich zucken. Glaubte er wirklich, ich würde mich in
rosa Tüll kleiden? Und dann neben ihm, dem ungekrönten
König des Horton Colleges, so auftreten? Schnell dachte ich an
ein scheußliches, senfgelbes Kleid mit Goldpailletten, dessen
giftgrüner Rock in kitschigen Rüschen zu Boden fiel.
    Jetzt
wurden Lees Augen riesig. Ich sah ihn schwer schlucken.
    Ich
lachte. »Das hast du davon, wenn du ständig in meinen
Gedanken rumhängst. Vertrau mir doch einfach.«
    »Fay,
es ist noch nicht zu spät. Du weißt, ich könnte …«
    Ich
ließ ihn einfach stehen.
    »Fay,
bitte … Gelb und Grün sind nicht unbedingt deine Farben.«
    Ich
drehte mich noch einmal zu ihm um und hob unschuldig eine Augenbraue.
»Aber ich fand, es harmoniert mit deiner blonden Mähne.«
Damit ließ ich ihn stehen. Ehe die Tür endgültig ins
Schloss fiel, hörte ich ihn noch rufen: »Das ist ein
Scherz, nicht wahr?« Aber die Verzweiflung war deutlich zu
hören.
    Ich
hatte Lee in seiner Eitelkeit gekränkt. Als ich nach einem Umweg
über mein Schließfach den Unterrichtsraum betrat, saß
er bereits an unserem Tisch. Felicity Stratton hockte auf seinem
Schoß und kraulte ihm genießerisch den Nacken. Lee sah
aus wie ein schnurrender Kater. Der Blick, den er mir zuwarf, wirkte
ein wenig hämisch.
    Ich
dachte an seine spitzen Ohren und Felicitys rotgeschminkte Lippen,
die kurz davor waren, in sein Ohrläppchen zu beißen. Was,
wenn ihre Nase seine sorgsam gekämmten Haare von den Ohrspitzen
schob?
    Sofort
verfinsterte sich sein Blick und er schob Felicity entschlossen von
seinem Schoß. »Bei dir würde ich stillhalten«,
flüsterte er, als sie außer Hörweite war.
    »Könnt
ihr nicht Menschen mit dem Blick manipulieren? Dann kann sie
weitermachen, du verpasst ihr anschließend eine Gehirnwäsche
und sie weiß nichts mehr«, raunte ich ihm zu, als Mrs
Weston das Klassenzimmer betrat.
    »Du
hast zu viele amerikanische Serien gesehen.« Er klang amüsiert.
    »Oh,
schade. Einen Damon Salvatore würde ich nehmen.«
    »Nimm
meinen Cousin. Der war das Vorbild für Damon.«
    »Mr
FitzMor, Miss Morgan, ich erwarte bis nächste Woche einen zehn
Seiten langen Aufsatz über die Entstehung der Großmacht
China.«
    Lee
und ich sahen uns betroffen an.
    Das
bedeutet wohl, dass wir noch mehr Zeit miteinander verbringen müssen ,
stand auf dem kleinen Zettel, den Lee mir kurz darauf unter die Mappe
schob. Sag
mir, wenn du die nächste Stunde schwänzen willst, um einen
Kaffee mit mir trinken zu gehen.
    Ich
seufzte. So verlockend es war - Lee kannte ein paar ausgezeichnete
Cafés ich hatte immer noch den Wunsch, Lehrerin zu werden.
Dafür musste ich die A-Levels schaffen und anschließend
studieren. Im Gegensatz zu Lee hatte ich nicht unbegrenzt Zeit und
Geld zur Verfügung. Ich war ein Mensch mit einer Lebenserwartung
von 70 bis 80 Jahren; und meine Mutter betrieb einen schlechtgehenden
Pub, der uns kaum über Wasser hielt.
    Wie
wär’s, wenn du beide Aufsätze schreibst? Dadurch
sparst du dir das Geld für den Kaffee ,
schrieb ich auf dem Zettel zurück.
    Langweilig ,
setzte er mit seiner schwungvollen Handschrift darunter.
    Das
Thema China soll ganz spannend sein ,
vermerkte ich wieder.
    Nicht
China, DU bist langweilig. Wo bleibt deine Abenteuerlust, Morgan?
    Letzteres
hatte er nicht geschrieben. Ich hörte seine Stimme in meinem
Kopf, als hätte er zu mir gesprochen. Ich starrte ihn
erschrocken an. Er starrte genauso erschrocken zurück.
    Das
war unheimlich.
    Der
Gong zur Mittagspause rettete mich vor einer weiteren Antwort.
    Ich
war ich darauf bedacht, nicht alleine mit Lee zur Cafeteria zu gehen,
und richtete es so ein, dass Phyllis und Jayden uns begleiteten. Auf
dem Weg über den Schulhof mischte sich Schnee in den
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