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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan
Autoren: Sandra Regnier
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in die Toilette verschwindest?«
    Seine
Dreistigkeit kannte wirklich keine Grenzen.
    »Das
ist nicht sonderlich romantisch, Lee«. Ruby schnalzte
missbilligend mit der Zunge. »Nimm lieber den Lagerraum vom
Kunstsaal.«
    Wir
starrten sie alle gleichermaßen groß an. Aber die kleine,
zartgliedrige Ruby lächelte nur unschuldig und zuckte
unbekümmert mit den Schultern.
    »Guter
Tipp.« Lee fasste sich als erster und ergriff meine Hand. Er
ließ sie trotz des leichten Impulses, der uns wieder
durchzuckte, nicht los und riss mich mit sich.
    Ich
warf einen hilfesuchenden Blick auf meine Freunde – Phyllis,
Ruby und Corey sahen uns grinsend nach, Jayden und Nicole
stirnrunzelnd.
    »Du
kannst mich doch nicht vor versammelter Mannschaft in einen
abgelegenen Raum zerren!«, widersprach ich und versuchte mich
aus seinem Griff zu winden. Keine Chance. Ich wusste, er setzte Magie
ein, um seine Kraft zu verstärken.
    »Es
wäre wesentlich unauffälliger, wenn du dich nicht so
sträuben würdest«, erklärte er gelassen und ging
weiter, als merke er nicht, dass ich alles daransetzte freizukommen.
    Wir
hatten den Lagerraum erreicht und Lee schloss die Tür hinter
uns. Ruby hatte Recht: Für ein romantisches Stell-dich-ein war
das hier der perfekte Ort. Überall stapelten sich Papiere in
allen Farben, bunte Girlanden und Lichterketten hingen von der Decke
und eine riesige Kiste quoll über mit Schaumstoff und Pappe.
Sogar ein paar Papppalmen und –bäume zierten die hintere
Wand.
    Ich
stellte mich in die gegenüberliegende Ecke.
    Lees
Grinsen wurde breiter.
    »Ehrlich,
Fay, ich werde hier doch nicht über dich herfallen. Dazu hatte
ich doch jede Gelegenheit, als du noch bei mir gewohnt hast.«
    Das
stimmte. Ich entspannte mich ein wenig.
    »Obwohl
du zu der Zeit noch nicht so hübsch warst wie jetzt.« Er
musterte mich von oben bis unten.
    Sofort
ging ich wieder in Habachtstellung. Das war mir äußerst
unangenehm. Auch wenn ich in der letzten Zeit durch regelmäßiges
Joggen und die von den vielen Ereignissen verursachten
Appetitlosigkeit schmaler geworden war und meine Zahnspange endlich
hatte abgeben können, mochte ich diese Art von Blick immer noch
nicht.
    »Komm
zurück auf den Boden, FitzMor!«, fauchte ich und umfasste
den Träger meines Rucksacks fester. »Ich denke, wir haben
ernstere Dinge zu besprechen.«
    Sofort
verschwand sein jungenhaftes Grinsen. »Stimmt. Fürs Erste
konnte ich dich vor dem Kronrat verteidigen. Immerhin geschah der
Mord, während du mit mir gemeinsam im achten Jahrhundert warst.«
    Ich
fühlte, wie sich mir der Magen umdrehte. »Aber du warst
nicht die ganze Zeit bei mir«, wandte ich ein.
    »Connor
starb, als wir im achten Jahrhundert waren. Zeitsprünge so
gezielt über einen so großen Zeitraum hinweg
durchzuführen, ist ein kompliziertes Unterfangen und bedarf
jahrelanger Übung. Und du hattest überhaupt keine
Ausbildung.«
    »Aber
wir waren dort nicht die ganze Zeit über zusammen«,
beharrte ich.
    Er
schüttelte den Kopf. »Was mich viel stutziger macht, ist,
dass Connor kurz vor seinem Mord in Versailles gewesen war, kurz vor
der Revolution. König Oberon und der Kronrat haben andere
Kommissare dorthin geschickt, um herauszufinden, was der Wachmann
dort wollte. Hoffen wir, dass sie etwas herausfinden.«
    Ich
atmete tief ein. »Also bin ich nicht ganz aus dem Schneider.«
    »Nein.
Aber nur keine Bange«, versuchte Lee mich zu beruhigen. »Das
bekommen wir schon hin.«
    »Wie?
Ich habe angeblich einen Elfen brutal zerstückelt. Er hat, bevor
er starb, meinen Namen mit seinem Blut geschrieben und ich habe kein
Alibi. Wie willst du das hinbekommen? Hast du die Anwälte von
O.J. Simpson engagiert?«
    »Meine
Güte, Fay, beruhige dich. Auch wenn du kein Alibi hast, wissen
sie doch, dass du zu der Tatzeit im achten Jahrhundert in Germanien
warst. Sie sind sich unschlüssig, wie jemand Untrainiertes es
überhaupt schafft in der Zeit hin und herzuspringen. Ich habe
dir schon einmal erklärt, dass es mich jahrelange Übung
gekostet hat.«
    Unter
diesen Gesichtspunkten würden sie mir vielleicht glauben. Ich
war nicht nur untrainiert, ich schlug komplett aus der Art. Vor mir
hatte noch kein Mensch die Zeit überwunden. Sogar Elfen konnten
nur begrenzt durch die Jahrhunderte springen. Genaugenommen bis zum
Tag ihrer Geburt. Das war bei Lee das Jahr 1692. Ich hatte ihn
weitere achthundert Jahre zurückkatapultiert. Leider wusste
niemand, wie. Ich war ein Präzedenzfall. Darauf hätte ich
gut
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