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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes
Autoren: Susan Krinard
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Mann gewesen sein”, sagte er.
    “Das war er wirklich.” Sie legte die Ordner zurück in die Schublade und schloss sie vorsichtig wieder. “Ich wünschte, er hätte einige von den Dingen gesehen, die ich gesehen habe.”
    Dorian drehte sie um, um sie anzusehen. “Bereust du es, Gwen? Die Dinge, die du gesehen und getan hast?”
    Sein warmer Atem auf ihrem Gesicht war wie eine Droge, die sich in ihren Adern ausbreitete. Sie wusste die Antwort auf seine Frage, aber sie war noch nicht bereit zu akzeptieren, wohin sie führen würde.
    “Ich kann nicht aufhören, über Sammael nachzudenken”, sagte sie und zog sich von ihm zurück. “Warum hat er getan, was er getan hat? Wie konnte sein Glaube sich so verzerren?”
    Dorian neigte seinen Kopf und löste seinen Blick von ihrem. “Man hat mir gesagt, er sei Micahs Protegé gewesen.”
    “Was?” Gwen duckte sich, um ihm in die Augen zu sehen. “Du meinst, Sammael … war ein direkter Nachkomme von Micah?”
    “Es scheint ganz so.”
    Gwen schüttelte den Kopf. “Was könnte mit ihm geschehen sein, dass ihn so verrückt gemacht hat?”
    Zu spät bemerkte Gwen, was sie gesagt hatte. Aber Dorian sah sie nur mit einem schwachen, traurigen Lächeln an.
    “Vielleicht”, sagte er, “hat er seinen Meister in einem Gewaltakt verloren.”
    Vielleicht hat er Micah sogar umgebracht, dachte Gwen mit einem Schaudern. Der Einfall schien nicht von so weit hergeholt, wenn sie an Sammaels extremen Fanatismus dachte. Er hatte nur glauben müssen, dass sein Weg der einzig richtige war, um nach dieser Überzeugung handeln.
    “Oder vielleicht”, sagte sie laut, “vielleicht war er einfach nur krank im Kopf. Er wäre nicht der erste Mann, der glaubt, dass es sein Recht und seine Pflicht sei, zu zerstören, was er in sich selbst verabscheut. Ich nehme an, er wird auch nicht der letzte sein.”
    “Nein.”
    “Und alles, was wir tun können, ist wohl, die Augen offen zu halten und sicherzustellen, dass der nächste Fanatiker keine Gelegenheit bekommt, seine Pläne in die Tat umzusetzen.”
    “Ja.” Dorian ging von einem Ende des Raumes zum anderen und hielt dann abrupt an, als hätte er eine Entscheidung getroffen. Gwen spürte seine Aufregung und wartete. Jeder andere Gedanke war in den Hintergrund getreten.
    “Du musst nicht bei mir bleiben, Gwen”, sagte er.
    Ihr Mund wurde trocken. “Was … wovon redest du?”
    Er sah sie an. Seine grauen Augen waren ruhig und undurchschaubar. “Vor einiger Zeit nahm ich an, du bräuchtest meinen Schutz. Diese Zeit ist lange vergangen. Du hast mich mehr als einmal gerettet. Du hast mehr für mich getan, als man je von dir verlangen könnte. Du bist fast für mich gestorben, und das ist vollkommen inakzeptabel.” Er atmete langsam ein und aus. “Der Bund wurde schon einmal gebrochen. Er kann wieder gebrochen werden.”
    Gwen ballte ihre Hände zu Fäusten. “Ach, wirklich?”, sagte sie. “Wie großzügig von dir.”
    “Ich verstehe, warum du es getan hast”, sagte er und ignorierte ihre Wut absichtlich. “Deine Erklärung war vollkommen einleuchtend. Du hattest keinen Verbündeten außer Mitch, der dir helfen konnte. Es gab für dich keinen anderen Weg.”
    “Aber so ist es jetzt nicht mehr. Wir haben den Bund wieder.”
    “Ist das genug?”
    Hätte er ihr einen Holzpflock durch die Brust getrieben, sie hätte nicht schockierter sein können. “Hat es für dich gar keine Bedeutung, dass ich gesagt habe … ich habe doch gesagt …”
    “Sei vernünftig, Gwen. Du kannst dir ein neues Leben erschaffen, ohne Hindernisse. Christof hat mir versichert, dass er dir unbegrenzte Freiheit zugesteht.”
    “Und das ist das Wichtigste im Leben? Freiheit?” Sie ging zu ihm und grub ihre Faust in sein Hemd. “Hast du dir vielleicht schon einmal überlegt, dass Freiheit gar nicht das ist, was ich will? Oh, nein.” Sie starrte ihm wütend in die Augen.
    Sie schüttelte ihn. “Glaubst du, ich werde mich einfach aus dem Staub machen, jetzt, wo es anfängt, dir besser zu gehen? Ich werde beim nächsten Neumond bei dir sein, und bei dem danach, solange es dauert, bis du das Monster ein für alle Mal los bist.”
    Dorian fasste ihre Handgelenke. “Ich … es geht mir jetzt schon besser, Gwen, ich brauche deinen Beistand nicht mehr.”
    Gwen horchte mit ihrem Herzen und merkte, dass sie Dorians Gefühle nicht erkennen konnte. Es war, als hätte er selbst versucht, den Bund zu brechen.
    Es war ihm nicht ganz gelungen.
    “Du brauchst also
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