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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes
Autoren: Susan Krinard
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dem Trank haben, den sie in Mexiko dazu benutzt hatte. Er musste es selbst getan haben, mit seiner eigenen, nicht zu verachtenden Willensstärke.
    Sie konnte ihn nicht spüren, weil da nichts mehr zu spüren war.
    Die Uhr auf dem Tisch an der gegenüberliegenden Wand tickte ohne Unterlass. Gwens Augen brannten. Nichts konnte sie beruhigen. Schließlich stand sie auf, ging an ihren Schrank und nahm sich einen Rock, eine Bluse und eine Jacke. Sie kämmte sich die Haare, zog sich an und ging nach draußen.
    Der frühe Morgen war kalt, aber sie konnte es nicht richtig spüren … einer der Vorteile ihres Vampirdaseins.
    Vorteile.
Sie wäre lieber der am schlechtesten gestellte Mensch auf Erden gewesen als die bemitleidenswerte Kreatur, die sie jetzt abgab.
    Ohne über ihr Ziel nachzudenken, fand sie sich am Fuß der Treppe wieder, die zur Tür von Walters Pension führte. Dorian lebte dort natürlich nicht mehr. Er hatte sein Zimmer aufgegeben, als er sich Kyrils Splittergruppe angeschlossen hatte. Und jetzt, da er und Gwen kurz davor waren, ihr normales Leben wieder aufzunehmen …
    Gwen schüttelte den Kopf. Es nützte nichts, sich darüber Gedanken zu machen, was hätte sein können. Sie ging die Treppe hinauf. Auch wenn es immer noch dunkel war, wusste sie, dass die Hauswirtin die Eingangstür nicht abschloss. Sie betrat den kleinen Empfangsraum und ging dann den Flur hinab zu Walters Zimmer.
    Er öffnete die Tür fast sofort, nachdem sie geklopft hatte, als hätte er erwartet, sie zu sehen.
    “Gwennie!”, rief er, und ein erfreutes Lächeln runzelte sein Gesicht. “Was machst du so früh am Morgen hier?”
    Sie lächelte. Vielleicht würde sie ihm die Wahrheit sagen. Vielleicht auch nicht. Aber sie musste bei jemandem sein, der verstand, wie sie sich in diesem Augenblick fühlte.
    “Ich brauchte jemanden zum Reden”, sagte sie. “Ich schlafe nicht mehr, Walter. Es tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe.”
    “Mich geweckt? Nee. Komm rein.”
    Er hielt ihr die Tür auf, und sie betrat sein Zimmer. Es roch nach altem Mann und billigem Rasierwasser.
    “’Tschuldige die Unordnung”, sagte Walter, während er sein kariertes Flanellhemd zuknöpfte. “Bin immer noch nicht ganz dran gewöhnt, an einem so schicken Ort zu wohnen. Hab wohl zu viel Zeug.” Er führte Gwen zu einem der zwei Stühle, die an einer Wand des Zimmers standen. Nachdem sie sich gesetzt hatte, schloss er sich ihr mit einer Pfeife in der Hand an.
    “Kann ich rauchen?”, fragte er. “Ich mag nach dem Aufstehen gern als Erstes einen guten Zug.”
    Gwen gab ihre Erlaubnis mit einer Handbewegung. Ihr Blick ruhte auf dem abgetretenen Teppich unter ihren Füßen.
    “Okay”, sagte Walter, zündete sich die Pfeife an und hielt sie bereit. “Was ist los mit dir, Missy?”
    “Ich bin nur …” Sie zuckte mit den Schultern. “Es ist ein wenig einsam, Vampir zu sein.”
    “Ja.” Er nahm einen nachdenklichen Zug. “Wusste immer, dass was merkwürdig ist mit Dory, aber als er es mir gesagt hat …” Er verzog sein Gesicht. “Hat ein bisschen gedauert, bis ich mich dran gewöhnt hatte.”
    Um es vorsichtig auszudrücken. Auch wenn Walter alles erstaunlich gelassen hingenommen hatte.
    Sie faltete ihre Hände in ihrem Schoß. Walter wartete. Duftende Rauchwolken krochen um seinen Kopf.
    “Hast du Dorian gesehen?”, fragte sie.
    Er hob eine drahtige graue Augenbraue. “Warum? Hast du ihn nicht gesehen?”
    “Natürlich. Ich bin nur …”
    “Läuft es nicht gut mit euch beiden?”
    “Das ist es nicht.”
    Walter nickte weise. “Es ist immer das Gleiche mit frisch Verheirateten, egal, was sie gern zu Abend essen.”
    Seine Wortwahl ließ sie zusammenzucken. Frisch verheiratet? Wie kam er darauf?
    “Hab einfach Geduld, Gwennie. Lass ihm Zeit. Er ist lange, lange Zeit Junggeselle gewesen, aber er gewöhnt sich schon dran.”
    “Wir …” Sie sprach die folgenden Worte schnell. “Wir sind nicht verheiratet.”
    Der alte Mann nickte. “Ich weiß. Aber das werdet ihr bald sein.”
    Gwen starrte ihn an. “Was soll das heißen?” Sie stand auf, bereit, jederzeit aus der Tür zu rennen. “Verstehst du nicht, Walter? Er ist weg.”
    Sie hatte erwartet, dass er schockiert oder überrascht sein würde oder wenigstens damit aufhörte, seine verdammte Pfeife zu rauchen. Aber er reagierte überhaupt nicht.
    “Worüber machst du dir Sorgen, Gwennie?”, sagte er schließlich. “Er kommt schon zurück.”
    “Dieses Mal nicht.” Sie musste
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