Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes
Autoren: Susan Krinard
Vom Netzwerk:
dicke Staubschicht bedeckte jede Oberfläche, und Gwen hatte den Verdacht, dass eine Maus es sich in der Küche bequem gemacht hatte.
    Sie setzte sich auf ihr Sofa und erinnerte sich daran, wie oft sie sich dort in ihrem Pyjama zusammengerollt hatte, Radio gehört oder in einem guten Buch gelesen. Diese Tage schienen Millionen von Jahren in der Vergangenheit zu liegen. Nichts an der Wohnung schien mehr zu ihr zu gehören. Doch nicht die Wohnung hatte sich verändert, sondern sie selbst. Mehr, als ihr bisher bewusst gewesen war.
    “Gwen?”, sagte Dorian mit besorgter Stimme.
    Sie lächelte zu ihm auf und versuchte ihn zu beruhigen. Seit sie das Abkommen mit Christof getroffen hatten, war er ruhelos geworden. Gwen wusste, dass er damit genauso unzufrieden war wie sie selbst, aber wenigstens waren die Mitglieder von Pax sicher. Ihnen war gestattet worden, weiter in dem Gebäude am Flussufer zu wohnen, aber Christof hatte darauf bestanden, sie streng zu überwachen, solange er es für notwendig hielt. Jim und Vida hatten sich überraschend leicht in die Rollen der Anführer eingefunden, und es schien ganz so, als seien sie darauf erpicht, wieder Micahs eigentliche Ziele zu verfolgen und Erlösung durch Akzeptanz und Liebe zu lehren.
    Als Gwen und Dorian sich selbst als Geiseln angeboten hatten, hatte Christof abgelehnt. Der Anführer der Splittergruppe hatte sich als sehr viel gnädiger herausgestellt, als Kyril es an seiner Stelle gewesen wäre; auch wenn er immer noch an Micahs Glauben an Frieden und Bruderschaft zweifelte, hatte er doch Sammaels Soldaten das Leben gelassen – so sie Christof als ihren Herrn und Meister akzeptierten. Jede Abweichung von der Linie würde mit dem Tod bestraft werden.
    Kyril stellte ein viel größeres Problem dar. Er hatte es Gwen ermöglicht, Sammael mit seinen Lügen zu konfrontieren, aber der Anführer der Splittergruppe blieb – trotz der Dezimierung seiner Gang – eine echte Bedrohung für Christofs Gruppe. Gwen hatte angeführt, was er getan hatte, um Pax zu neutralisieren, aber sie konnte nicht darauf hoffen, Kyrils Schicksal zu beeinflussen. Und sie konnte sich nicht dazu bringen, großes Mitleid mit ihm zu empfinden. Er hätte sie und Dorian nur zu gern umgebracht, und an seinem Namen klebte ein ganzer Rattenschwanz von Morden.
    Das Wichtigste war, dass die Kriege zwischen den
Strigoi
so gut wie vorbei waren. Gwen nahm an, dass Christof die Überlebenden von Kyrils Gruppe aufspüren und ihnen den gleichen Handel wie Sammaels Soldaten anbieten würde:
Schließt euch mir an, oder lebt mit den Folgen.
    Was Pax anging, hatte es die Chance, noch einmal ganz von vorne zu beginnen und zu werden, was es immer hatte sein sollen … eine Organisation, die sich dem Frieden und der Bruderschaft verschrieben hatte.
    “Alles wird gut werden”, sagte Gwen, auch wenn sie das Gewicht der Traurigkeit, das seit Sammaels Tod auf ihr lag, nicht abschütteln konnte.
    “Du bist schon immer eine schlechte Lügnerin gewesen”, sagte Dorian sanft. Er setzte sich neben sie. “Was belastet dich?”
    Sie seufzte und massierte sich die Schläfen. “Ich habe nur gerade an Mitch gedacht. Er hat dafür gesorgt, dass meine Miete rechtzeitig überwiesen wurde, während ich in New Jersey war. Es ist schwer zu glauben, dass er wirklich nicht mehr da ist.”
    Dorian nahm ihre Hand in seine. “Ich verstehe”, sagt er.
    Und sie wusste, dass er es wirklich tat. Der Bund, der in Sammaels Verließ irgendwie wieder erwacht war, war immer noch da, stärker als je zuvor.
    Gwen stand auf und ging zu ihrem Schreibtisch. Das Schloss an der Schublade war immer noch aufgebrochen. Sie hatte es nicht reparieren lassen, nachdem Dorian es zerstört hatte. Sie nahm Eamon Murphys Ordner heraus und legte ihn auf den Schreibtisch.
    Du hattest recht, Dad, dachte sie.
Die Morde, die Blutsekte, mit allem hattest du recht. Du wärest irgendwann auf Vampire getroffen, wenn du nicht …
    Sie schluckte und hob das Foto von Eamon mit seinem Pulitzerpreis hoch. Er hatte eine Story aufgespürt, die die ganze Stadt aus den Angeln gehoben hätte, wenn er sich entschlossen hätte, sie weiter zu verfolgen. Aber die menschliche Bevölkerung war noch nicht bereit, sich der Existenz von Vampiren zu stellen, auch wenn einige privilegierte Männer und Frauen weiterhin Teil der Welt der
Strigoi
sein würden.
    Dorian legte seine Hände auf ihre Schultern und berührte ihren Nacken mit seinen Lippen. “Dein Vater muss ein außergewöhnlicher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher