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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst
Autoren: David Gemmell
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von einem Punkt unmittelbar über dem Erdboden ausstrahlte. Er versuchte es zu berühren, doch eine Stimme gebot ihm Einhalt.
    »Es ist zerbrechlich, Chareos, und rein«, sagte Okas, und Chareos drehte sich um. Der Tätowierte Mann lächelte und streckte ihm die Hand hin. Chareos nahm sie.
    »Was ist das für ein Licht?« fragte der Schwertmeister.
    »Es sind zwei Lichter«, antwortete Okas. »Es sind die Seelen der Zwillinge, die Ravenna gebiert.«
    »Sie sind schön«, flüsterte Chareos.
    »Alle Kinder haben helle Seelen, aber diese beiden sind etwas Besonderes. Sie werden die Welt verändern, Chareos. Zum Guten oder zum Bösen.«
    »Wie bist du hergekommen? Und wie bin
ich
hergekommen?«
    »Asta Khan hat deinen Körper vergiftet. In diesem Augenblick stirbst du in der anderen Welt. Asta will das töten, was er für die Seele des Kindes hält.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Chareos. »Er will Tenaka Khan wieder zum Leben erwecken. Kann er das?«
    »Ja, wenn er es richtig macht. Deshalb ruhten die Gebeine in Bel-Azar. Deshalb hat Jungir tausend Bannsprüche auf das Grab von Ulric legen lassen – nicht, um Räuber daran zu hindern, hineinzugelangen, sondern um Tenaka Khan daran zu hindern, herauszugelangen! Doch Asta hat ihn getäuscht. Er hat die Knochen des Khans vertauscht und sie nach Bel-Azar gebracht – um auf die
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zu warten.«
    »Also haben wir seine Träume erfüllt?«
    »Wir haben ihn am Leben gehalten, als er schwach war. Aber jetzt ist er wieder stark.«
    »Was können wir tun?«
    Okas zuckte die Achseln. »Wir können das Kind verteidigen.«
    »Können wir es schaffen?«
    »Nein, Chareos. Aber wann war das jemals von Bedeutung?«
    Ein kalter Wind blies über die Hügelkuppe, und ein dunkler Nebel bildete sich. Der Nebel verhärtete sich und wurde zu einer Horde von Dämonen mit stumpfen, roten Augen und langen Klauen. In ihrer Mitte stand Asta – und an seiner Seite Tenaka Khan, der König jenseits des Tores. Chareos stand auf und zog seinen Säbel. Die Wölfe strahlten in einem silbernen Licht.
    »Du widersetzt dich mir noch immer?« höhnte Asta Khan. »Es wird dir nichts nützen. Sieh dir meine Armee an!« So weit das Auge reichte, waren die Wesen der Dunkelheit, und Chareos spürte, wie ihre Blutgier ihn abstieß wie eine physische Kraft.
    »Geh zur Seite, Chareos«, bat Tenaka Khan. »Du hast alles getan, was du tun solltest. Die
Geister-die-noch-kommen-werden
haben ihre Aufgabe erfüllt – sie haben mir eine zweite Chance zum Leben gegeben.«
    »Nein, Großer Khan«, erwiderte Chareos. »Du hattest dein Leben, und es endete. Dieses Kind verdient, den Himmel zu sehen und sein eigenes Leben zu leben. Und ich glaube nicht, daß meine Freunde und ich für deinen Ruhm gestorben sind. Wenn überhaupt, dann für das Kind.«
    »Genug davon!« rief Asta. »Glaubst du, du allein kannst uns aufhalten?«
    »Er ist nicht allein«, sagte Beltzer und stellte sich neben Chareos. Als der Schwertmeister seinen Freund anschaute, sah er fest, daß Beltzer nicht mehr alt und dick und kahl war. Rotes Haar umrahmte sein Gesicht wie eine Löwenmähne, und seine Silberaxt strahlte in reinem Licht.
    Maggrig und Finn erschienen zu Beltzers Linken, weiße Bögen in den Händen.
    Chareos stieg ein Kloß in den Hals, und Tränen traten ihm in die Augen. Er wischte sie mit seinem Ärmel weg.
    »Jetzt, Tenaka«, sagte er, »kennst du die Bedeutung der
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Bring deine Dämonen herbei. Wir trotzen euch allen!« Beltzer schwang seine Axt. Maggrig und Finn spannten ihre Bögen. Asta hob den Arm, doch Tenaka hielt ihn fest. Der Khan machte einen Schritt nach vorn; seine violetten Augen waren traurig und nachdenklich.
    »Ich dachte, ihr wäret für mich geschaffen«,sagte er. »Ich wußte, daß ihr einen Sinn hattet. Deswegen ließ ich euch am Leben, deswegen ließ ich mein Leben voller Siege von dieser einen Niederlage beflecken.« Er blickte auf das Licht hinunter und seufzte. »Aber du hast recht, Chareos. Meine Tage sind vorbei. Laß das Kind den Himmel sehen.«
    Er drehte sich um und ging zurück zur Dämonenschar. Ein Pfad öffnete sich für ihn, und er war nicht mehr zu sehen.
    Asta ging auf Chareos zu, doch der Schwertmeister versperrte ihm den Weg zum Licht.
    Der Schamane sah jetzt alt aus, erbärmlich und verzweifelt, als er blinzelnd und verwirrt zu Chareos aufsah.
    »Du
mußt
mir das Kind geben«, sagte er.
    »Nein.«
    »Ich will es nicht töten. Jetzt könnte
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