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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst
Autoren: David Gemmell
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bewußt, daß seine Männer begierig beobachteten, was nun folgte. Der Khan hatte das Gesicht verloren. Schlimmer noch, er war vom Feind gerettet worden.
    »Ist alles in Ordnung, Herr?« fragte Salida.
    »Mir geht es gut. Du!« rief der Khan zu Chareos hinüber. »Du kannst das Pferd behalten. Es ist ein Geschenk.« Er drehte sich wieder zu Salida um. »Nun, Hauptmann, du sagst, der tote Mann war ein Verräter. Ich habe mit ihm gearbeitet. Jetzt bitte ich dich, mir mein Eigentum zurückzugeben. Falls du dich weigerst, wird dies als kriegerische Handlung gegenüber dem Volk der Nadir aufgefaßt. Willst du das, Hauptmann?«
    »Nein, Hoheit, das will ich nicht«, antwortete Salida. »Aber du stehst auf Gothirland, und Bel-Azar ist eine Festung der Gothir. Würdest du die Güte haben, so lange zu warten, bis ich Befehle von meinen Herrn in Gulgothir eingeholt habe? Ich werde einen Reiter ausschicken. Die Antwort wird im Laufe des Tages eintreffen.«
    »Ich könnte diese Ruine binnen einer Stunde einnehmen«, sagte Jungir.
    »Die Nadir sind in der Tat ein grausamer Feind«, gab Salida zu. »Aber gewähre mir den einen Tag.«
    Für einen Moment schwieg Jungir. Er ging ein paar Schritte, als würde er über die Bitte nachdenken, und warf einen Blick auf seine Krieger. Der Zwischenfall mit dem Hengst hatte sie beunruhigt. Die Stammeskrieger legten großen Wert auf Vorzeichen, und das Pferd hatte den Khan abgeworfen und stand nun im Torbogen, wo es sich von dem großen Krieger mit den dunklen Augen streicheln ließ. Ein guter Schamane würde ein gutes Omen darin finden, selbst unter dieser seltsamen Umständen, doch Shotza war tot, und Asta Khan stand auf der Brüstung, wo die Nadir ihn gut sehen konnten. Wenn Jungir den Befehl gab, würden seine Männer angreifen. Aber sie würden es weniger bereitwillig tun, wenn sie schlechte Ohren fürchteten. Und falls es den Kriegern nicht gelingen sollte, die Mauer rasch zu erstürmen, bestand die Möglichkeit, daß sie sich gegen ihren Entführer wandten, wenn sie glaubten, die Götter wären gegen sie. Jungir überdachte die Angelegenheit. Das Risiko eines Versagens war verschwindend gering – aber an einem Tag wie diesem? Er drehte sich wieder zu Salida um. »Männer sollten Zeit haben, ihre Handlungen zu überdenken«, sagte er. »Ich gebe dir den einen Tag. Aber kein Mensch wird die Festung verlassen, außer deinem Botschafter! Und alle, die keine Soldaten sind, werden mir übergeben. Sonst werde ich euch alle vernichten! Laß diese Botschaft dem Landesfürsten überbringen.«
    Der Khan schritt durch seine Krieger zurück, und die Nadir strömten ihm nach. Etwa achthundert Meter vor der Mauer machten sie Halt und schlugen ihr Lager auf.
    »Du hast gute Nerven«, sagte Harokas zu Salida.
    »Und du wirst sie brauchen«, sagte Salida, »wenn der Landesfürst die Botschaft schickt, die ich vermute.«
     
    Der Tag verging. Die Schatten der anbrechenden Nacht erstreckten sich über das Tal. Die Nadir zündeten Lagerfeuer an, und Salida ließ die meisten Männer von den Wehrgängen abziehen. Die Soldaten zündeten ihre eigenen Kochfeuer an. Salida brachte eine Schale mit dicker Suppe zu Chareos, der auf der Mauer saß.
    Der Schwertmeister nahm sie dankend an und stellte sie zum Abkühlen zur Seite. »Es tut mir leid, Salida. Ich scheine dir mal wieder Schwierigkeiten zu machen.«
    Salida zuckte die Achseln. »Ich bin Soldat, Chareos. Ich werde bezahlt, mit Schwierigkeiten fertig zu werden. Aber, ich hoffe, du verstehst mich nicht falsch … wenn das hier vorbei ist, möchte ich dich nie wieder sehen.«
    »Unter diesen Umständen ist das nur zu verständlich«, gab Chareos mit einem schiefen Lächeln zu. Er blickte auf den Leichnam des Grafen hinunter. »Seltsam. Er war ein Mann mit vielen Talenten, und doch sagte er immer, er beneide mich um meine Rolle in Bel-Azar. Er sagte oft, er hätte gern die Chance gehabt, hier zu kämpfen. Er hat sie bekommen – auf der falschen Seite.«
    »Das
ist eine Frage des Standpunkts, Chareos. Die falsche Seite ist die Verliererseite. Wir werden noch sehen, auf welcher Seite wir stehen.«
    »Wie wird sich der Landesfürst deiner Ansicht nach entscheiden?«
    »Warten wir’s ab«, sagte Salida und wandte den Blick zur Seite.
    »Genau mein Gedanke«, stimmte Chareos zu. »Er wird uns verkaufen. Aber besser das als ein kostspieliger Krieg, den er nicht gewinnen kann, würde ich sagen.«
    Ein heulender Gesang ertönte im Wachhaus, und Salida schauderte.
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