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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst
Autoren: David Gemmell
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»Ich mag diesen Mann nicht«, sagte er. »Wie alle Nadirschamanen riecht er nach Tod.«
    Tanaki gesellte sich zu ihnen, Kiall im Schlepptau. »Das ist ein Geburtsgesang«, sagte sie. »Ich gehe hinunter und helfe.«
    Chareos gähnte und streckte sich auf dem Wehrgang aus. Er war erschöpft, und seine Knochen schmerzten. Er rollte seine Decke zu einem Kopfkissen zusammen, legte sich in den Schatten und versuchte zu schlafen.
    »Verteidige das Kind, Schwertmeister«,
ertönte Okas’ Stimme.
    Chareos erwachte ruckartig. Salida war zu seinen Männern zurückgekehrt, und nur die sechs Wachposten marschierten die Mauer entlang. Chareos setzte sich auf. Asta Khan hatte ihm versprochen, daß der Mutter und dem Kind nichts geschähe. Wo bestand dann die Gefahr? Er erinnerte sich wieder an Okas’ Worte damals in Wirtshausweiler.
    »Warum liegen die Gebeine Tenaka Khans in Bel-Azar begraben?«
    Tenaka Khan – der König jenseits des Tores, der Schattenprinz. Ein Mann, von dem Asta glaubte, daß er nie hätte sterben dürfen. Und jetzt saß der Schamane im Geburtszimmer und hielt den Schädel des Großen Khans auf dem Schoß. Chareos’ Mund war trocken, und seine Gedanken überschlugen sich. Was hatte Asta gesagt? »Der Mutter seines Fleisches wird kein Leid geschehen.«
    Was war mit seinem Geist, seiner Seele?
    Er warf einen Blick auf das Wachhaus hinunter. Dort drinnen wartete Asta Khan in diesem Moment darauf, die Seele des Kindes zu töten. Chareos sprang auf und stürmte die Treppe des Wehrgangs hinunter.
    Er hatte gerade die Tür zum Wachhaus erreicht und wollte eintreten, als er hinter sich ein Geräusch hörte und herumfuhr. Doch es war zu spät. Astas Dolch zuckte vor und schlitzte Chareos die Haut im Gesicht auf. Als der kleine Schamane zurücksprang, versuchte Chareos, seinen Säbel zu ziehen, doch seine Glieder waren langsam und schwerfällig.
    »Ich wußte es«, wisperte Asta Khan, »daß du meinen Plan vereiteln wolltest. Aber es ist zu spät für dich, Chareos. Stirb in Frieden.«
    Das Gift strömte durch Chareos’ Adern. Seine Beine gaben nach, und er spürte nicht mehr, wie er zu Boden schlug.
    Asta zerrte den Körper auf die Seite des Gebäudes; dann kehrte er an seinen Platz neben dem Bett zurück. Er setzte sich auf den Boden und schloß die Augen. Sein Geist schwebte frei.
    Ravenna stöhnte bei den Wehen vor Schmerzen. Tanaki saß neben ihr. Kiall schlief an der anderen Wand, doch er erwachte und setzte sich. »Was ist los?« fragte er.
    »Die Fruchtblase ist geplatzt. Das Kind wird jeden Augenblick kommen«, antwortete Tanaki.
    »Was kann ich tun?«
    »Was alle Männer zu diesem Zeitpunkt tun können – nichts«, erwiderte sie. Ein Lächeln nahm ihren Worten die Schärfe. Kiall stand auf und ging hinaus. Draußen war die Nacht frisch und klar. Die meisten Soldaten schliefen, bis auf die Wachen auf den Mauern. Kiall schaute sich nach Chareos um, sah aber keine Spur von dem Schwertmeister. Als Kiall bemerkte, wie Chien-tsu sich aus seinen Decken erhob, schlenderte er zu ihm hinüber.
    Der kleine Krieger streckte sich und schob seinen Schwertgürtel zurecht, so daß die lange Klinge zwischen seinen Schulterblättern hing. Sein Diener schlief schnarchend weiter.
    »Wo ist Chareos?« fragte Chien.
    »Auf der Mauer«, glaube ich.
    »Wollen wir es hoffen«, sagte Chien und trabte zu den Stufen der Wehrgänge. Sie suchten die Mauer und den Torturm ab. Chien wirkte inzwischen besorgt. Er drehte sich um und spähte zu der finsteren Festung zurück. Sein Blick blieb auf der leblosen Gestalt an der Mauer des Wachhauses haften. Beide Männer rannten dorthin.
    Chien drehte den Körper um und fühlte nach dem Puls.
    »Was ist mit ihm passiert?« fragte Kiall.
    »Ich weiß nicht. Ich habe seine Seele aufschreien hören. Davon bin ich aufgewacht.«
    »Sieh mal, hier ist ein Schnitt in seinem Gesicht.«
    »Das könnte beim Sturz passiert sein«, sagte Chien. »Wir müssen ihn zum Feuer bringen. Sein Körper ist kalt, aber das Herz schlägt noch.«
     
    Chareos erwachte in einer öden Landschaft. Der Himmel war trostlos grau, und das Land bar jeden Lebens. Ein toter Baum stand wie ein Skelett auf der Kuppe eines fernen Hügels – und dort schien ein Licht. Chareos schüttelte den Kopf. Er konnte sich nicht erinnern, in dieses unfruchtbare Land gereist zu sein. Als er auf das Licht zuging, heulten die Wölfe in der Ferne, ein unheimlicher, hohler Klang. Chareos stieg den Hügel hinauf und setzte sich an das Licht, das
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