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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz
Autoren: David Gemmell
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des Ungeheuers, als es über ihm aufragte. Das Schwert wurde ihm aus den Händen gerissen.
    Balan sprang von der Brüstung und lief etwa zwanzig Schritt zurück. Dort drehte er sich um, kniete sich ins Gras und schloß die Augen. Irgendwo in all diesem Schmerz und Entsetzen mußte ein Sinn und ein Triumph liegen. Gestern hatte die vereinte Kraft der Dreißig die Bastarde in Männer zurückverwandelt. Heute gab es nur noch Balan.
    Er befreite seinen Geist von allen Gedanken, griff nach der Nüchternheit der Leere, errichtete aus seinem Mangel an Gedanken eine Verbindung zu den Ungeheuern. Er tastete sich hinaus …
    Und schrak vor dem Blutdurst und der Wut zurück. Er wappnete sich, tastete sich erneut vor.
    Haß! Schrecklicher, brennender, alles verzehrender Haß. Er spürte ihn und brannte mit ihm, haßte die Bastarde, ihre Herren, Ananais, Rayvan und diese Welt der makellosen Körper.
    Nein. Nicht hassen. Kein Haß. Das Entsetzen spülte über ihn hinweg. Er war unberührt, unbefleckt. Er würde ein von Menschen geschaffenes Ungeheuer nicht hassen, ebensowenig wie die Menschen, die sie erschaffen hatten.
    Die Mauer aus Haß war überall um ihn, doch er drängte sie zurück.
    Er konnte keine einzelnen Gedanken finden, um die Bastarde aufzurütteln, denn sie waren keine früheren Drachen-Mitglieder. Er konnte nur das einzige Gefühl benutzen, von dem er sicher sein konnte, daß diese Bestien es als Menschen gekannt hatten.
    Liebe.
    Die Liebe einer Mutter in einer kalten erschreckenden Nacht. Die Liebe einer Frau, wenn alle anderen sich als falsche Freunde erwiesen. Die Liebe einer Tochter, die sich freigebig in einer raschen Umarmung zeigte, im ersten Lächeln eines Babys, die Liebe eines Freundes.
    Seine Kraft wuchs, und er sandte seine Gefühle aus wie eine Meeresbrandung.
    Auf der Mauer tobte das Gemetzel fürchterlich.
    Ananais, aus einem Dutzend Schnitt- und Stichwunden blutend, beobachtete entsetzt, wie ein Bastard Rayvan ansprang und sie von der Brüstung riß. Er setzte ihm nach. Sie drehte sich in der Luft, so daß der Bastard auf dem Rücken landete und Rayvan auf ihm. Ihr Gewicht drückte ihm die Luft aus den Lungen, und sie nutzte ihre Chance und rammte ihm ihren Dolch in den Hals; dann warf sie sich zur Seite, als das Biest mit seinen Klauen zuschlug. Es kam schwankend auf die Beine, und Ananais stieß ihm sein Schwert in den Rücken. Über ihnen wurde die Reihe durchbrochen, und die Ungeheuer schwärmten über die Brüstung. Die Überlebenden von Skoda rannten davon, doch die Bastarde setzten ihnen nach und schlugen sie nieder.
    Plötzlich taumelte das Ungeheuer, das Balan am nächsten war. Es ließ sein Schwert fallen und hielt sich den Kopf. Ein Heulen der Verzweiflung erfüllte die Luft, und überall wichen die Bastarde zurück, während die Skoda-Krieger ungläubig zusahen.
    »Tötet sie!« rief Galand, stürmte los und hieb sein Schwert in einen pelzigen Nacken. Das brach den Bann, und die Skoda-Krieger fielen über die betäubten Ungeheuer her und mähten sie in Scharen nieder.
    »Nein!« wisperte Balan. »Ihr Dummköpfe!«
    Zwei Bastarde wandten sich gegen den knienden Priester. Ein Streitkolben sauste herab und riß ihn von den Füßen; dann zerfetzten Klauen seine Brust, und seine Seele entwich schreiend seinem Fleisch.
    Die Wut der Ungeheuer kehrte zurück, und ihr mörderisches Gebrüll übertönte das Klirren von Stahl. Galand, Rayvan und Lake stürmten mit einer Schar Krieger zu dem aus Holz errichteten Lazarett. Während Ananais sich einen Weg zu ihnen freischlug, riß eine Klaue seinen Rücken auf, zerfetzte die Lederweste und brach ihm eine Rippe. Er wirbelte herum, stach zu, und das Ungeheuer fiel. Hände zogen ihn ins Haus, und die hölzerne Tür wurde zugeschlagen.
    Eine haarige Faust zerschmetterte die hölzernen Läden vor dem Fenster, und Galand rannte hinüber und spießte sein Schwert durch die Hand des Bastards. Eine klauenbewehrte Kralle packte seine Weste und zerrte ihn gegen die hölzerne Wand. Er schrie auf, als riesige Kiefer sich um sein Gesicht schlossen; dann packten die Fänge seinen Schädel, der wie eine Melone zerplatzte. Sein Körper wurde durch das Fenster gezerrt.
    Eine Axt zersplitterte den oberen Teil der Tür und verfehlte Ananais’ Kopf nur knapp. Valtaya kam aus dem Zimmer nebenan; ihr Gesicht war kreidebleich vor Angst. Sie hatte Nadel, Faden und einen blutigen Lappen in der Hand, doch alles entglitt ihren Fingern, als sie die Wer-Ungeheuer durch das offene
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