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Die drei Steine der Macht

Die drei Steine der Macht

Titel: Die drei Steine der Macht
Autoren: Sabine Kalkowski
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Hof war überfallen und ausgeraubt worden. Es müssen viele Angreifer gewesen sein. Sie sind in der Nacht gekommen und haben alle in ihren Betten abgeschlachtet.“
    Max starrte sie mit offenem Mund entsetzt an.
    „Und was habt ihr dann gemacht?“
    Mimbelwimbel zog sich den Grashalm aus dem Mund.
    „Na was wohl. Wir haben sie begraben. Sie müssen schon einige Zeit gelegen haben und waren kräftig am stinken.“
    Anemone zuckte zusammen. Das Ereignis saß ihr offensichtlich noch ziemlich in den Knochen.
    „Nachdem wir sie begraben hatten, übernachteten wir im Stall, der Geruch im Haus war nicht zu ertragen. Die Räuber oder Söldner, oder wer auch immer das gewesen war, hatten den Speisekeller nicht komplett ausgeplündert. Ein paar Dinge fanden wir noch, also ...“
    Sie zuckte mit den Schultern. Max war nun froh, dass sein Magen leer war. Ihm wurde schlecht bei der Vorstellung.
    „Und ihr meint, dass so etwas hier auch passiert ist?“
    Das Zittern in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    „Wahrscheinlich!“, sagte Mimbelwimbel gnadenlos. „Wirst du es verkraften?“ Anemone anblickend fügte er hinzu „Das ist die einfachste Möglichkeit, ihn mit Schuhwerk zu versorgen.“
    Sie nickte zustimmend. Beide gingen los. Max fügte sich, rappelte sich hoch und ging langsam hinterher. Er fürchtete sich. Ein Blutbad im Fernsehen anzuschauen war eine Sache, aber dies in Wirklichkeit zu erleben eine völlige andere. Die Beiden hatten recht, er konnte, so wie er angezogen war, unmöglich weiter durch die Gegend stolpern, aber es gefiel ihm nicht. Widerstrebend setzte er einen Fuß vor den anderen.
    Mimbelwimbel, Anemone und Hund betraten den Hof bereits und verschwanden aus seinem Blickfeld. Hätten sie nicht auf ihn warten können? Es war lange her, dass er sich so gefürchtet hatte.
    Halb erwartete Max Kampfgeräusche zu hören, dass die Übeltäter noch auf dem Hof waren und auf arglose Wanderer lauerten.
    Er achtete nicht auf den Weg, stieß mit dem Fuß gegen einen Stein, stolperte und fing sich gerade noch rechtzeitig. Leise fluchend blieb er stehen und wartete, bis der Schmerz nachließ.
    Er hatte das Tor fast erreicht. Es war immer noch totenstill. Die anderen Drei, die bereits hinter dem Torbogen verschwunden waren, machten keine Geräusche. Angst, dass er ganz alleine sein könnte, machte sich plötzlich in ihm breit.
    „Reiß dich zusammen!“, befahl er sich selbst und machte die letzten Schritte.
    Langsam trat Max durch den steinernen Torbogen in den schattigen Hof. Die Torhälften standen weit offen, eine hing nur noch halb in den Angeln. Nach dem langen Marsch in der heißen Sonne war es im Schatten der Mauer nahezu kalt. Max fröstelte, Gänsehaut überzog seine Arme, und seine Nackenhaare stellten sich auf. Sein Blick glitt vorsichtig tastend über das Gehöft.
    Der Hof bestand aus drei Gebäuden, die in U-Form angeordnet waren. Das Gebäude gegenüber dem Tor schien der Stall zu sein. Durch die große, zweiflügelige, ebenfalls weit offen stehende Tür konnte Max aufgewühltes Stroh erkennen. Das Haus rechts von ihm war ein einstöckiger Bau. Das linke Haus hatte zwei Stockwerke, wahrscheinlich war es auch das Wohnhaus. Max erinnerte sich, derartige Gehöfte schon im Freilandmuseum gesehen zu haben, als er noch mit seinen Eltern in die Ferien gefahren war.
    Er hatte erwartet, überall Leichen zu sehen und war froh, dass zumindest keine im Hof lagen. Aber laut Anemones Aussage waren das letzte Mal die Bewohner im Haus getötet worden. Es polterte leise im Wohnhaus.
    Max atmete tief durch und ging auf den Eingang zu. Dabei fielen ihm dunkle Flecken auf der festgestampften, braunen Erde des Hofes auf. Fliegen schwirrten darüber. Vom Tor aus hatte er sie nicht bemerkt. Aber nun, wo er fast davor stand, konnte er die Flecken, die wie eingetrocknete Pfützen aussahen, nicht übersehen. Als er näher kam, roch er es auch. Es wehte ein leichter Wind in seinen Rücken, so dass er wirklich ganz dicht an einer Pfütze vorbeigehen musste, um den leichten Verwesungsgeruch wahrzunehmen, der noch darüber lag. Das Blut war zu einer rissigen Glasur erstarrt.
    Max musste den Blick abwenden. Ihm war schlecht. Jemand, viele waren hier gestorben. Es waren nicht nur ein oder zwei Flecken. Auf dem Weg zum Eingang des Wohnhauses kam Max an mehreren dicht beieinander liegenden eingetrockneten Pfützen vorbei, die teilweise ineinander gelaufen waren, bevor die Flüssigkeit in der Sonne verdunstet war.
    Auch die Tür
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