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Die drei Steine der Macht

Die drei Steine der Macht

Titel: Die drei Steine der Macht
Autoren: Sabine Kalkowski
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haben sie mitgenommen und sind im Wald verschwunden. Es war schrecklich.“
    Anemone erschauderte.
    Max war geschockt. In was für einer Welt war er denn bloß gelandet?
    „Äh ... Kommt hier so etwas öfter vor?“, fragte er, bemüht um eine ruhige Stimme.
    Anemone zuckte mit den Schultern.
    „Mimbelwimbel meint, dass die Überfälle dieses Jahr besonders häufig sind. Er ist zum Ende des Winters schon mal hier unterwegs gewesen. Man reist am besten in Gruppen oder mit kampferprobten Reisebegleitern, sofern man es sich leisten kann. Ich weiß nicht, warum er bei mir geblieben ist. Ohne mich würde er um einiges schneller vorankommen.“ Anemone lächelte, den Blick auf den hüpfenden Wobbelhobbel gerichtet. „Vor zwei Tagen hätte es uns beinahe wieder erwischt. Aber Hund hat uns rechtzeitig gewarnt.“ Sie streichelte dem Vierbeiner über den Kopf, was dieser mit einem heftigen Schwanzwedeln quittierte. „Er ist ganz nett für einen Wobbelhobbel“, meinte sie schließlich.
    Max nickte und fragte sich gleichzeitig, wie ein nicht netter Wobbelhobbel so wäre. Im Wald schien es wohl am gefährlichsten zu sein. Die offene Weite der Felder und Wiesen bot Wegelagerern kaum Deckung. Im Moment bestand wohl kein Grund zur Sorge. Trotzdem, ein ungutes Gefühl blieb.
    Sie gingen schweigend weiter. Das Gras unter Max´ Füßen war trocken und stachelig. Seine Sohlen brannten und fühlten sich wund an. Die Sonne schien auf seinen Kopf und Nacken, und bald brannten nicht nur seine Sohlen, sondern auch seine Haut. Der Schweiß rann ihm den Rücken runter, und die Schlafanzughose klebte ihm unangenehm an den Pobacken. Er konnte das flotte Tempo von Anemone und Mimbelwimbel kaum mithalten, es wäre schon mit Schuhen problematisch gewesen. Bereits erschöpft schnaufte er wie ein verwundetes Nashorn. Anemone warf ihm immer wieder besorgte Blicke zu. Max wollte nicht schon wieder um eine Pause bitten, doch seine Füße würden sie bald einfordern, außerdem quälten ihn großer Hunger und Durst. Das letzte Mal hatte er gestern Abend etwas gegessen. Es schien Lichtjahre her zu sein.
    Mimbelwimbel war hinter einem kleinen Hügel verschwunden, und als Max und Anemone oben ankamen, lag unter ihnen ein größerer Hof, ein paar Meter abseits von der großen Nord-Süd-Straße. Mimbelwimbel stand an dem Abzweig, der zu dem Gehöft führte, und wartete auf sie.
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    Ein paar Minuten später hatten sie Mimbelwimbel erreicht. Max setzte sich erleichtert seufzend hin, um seine Füße zu entlasten und erntete dafür einen verachtenden Blick. Anemone sah zum Haus hinüber.
    „Wollen wir fragen, ob wir hier eine Nacht bleiben können? Vielleicht haben sie etwas für uns zu tun, so dass ...“
    „Ich glaube nicht, dass hier noch jemand ist“, fiel Mimbelwimbel ihr ins Wort. „Und so, wie er aussieht, würde uns wahrscheinlich auch keiner aufnehmen.“
    Wieder dieser verächtliche Blick. Max starrte böse zurück und musste dabei nicht mal groß den Kopf heben.
    „Du meinst ...“
    Anemone erblasste. Mimbelwimbel nickte ernst.
    „Hörst du es nicht?“
    Max verstand nur Bahnhof. Was sollte denn zu hören sein?
    Und dann traf es ihn wie ein Vorschlaghammer. Er hörte nichts außer dem Zirpen der Grillen im Feld, dem Wispern der leichten Brise in den Getreidehalmen, Anemones aufgeregtem Atmen, Hunds Hecheln. Aber nichts weiter. Der Hof lag höchstens fünfzig Meter von der Straße entfernt. Um diese Zeit hätten sie Menschenstimmen hören müssen. Werkzeuggeklapper, Hundegebell, Hühnergegacker, irgendwas. Aber keine Stille.
    „Was ist hier passiert?“, fragte Max.
    Anemone schluckte und starrte noch ein paar Sekunden auf den Torbogen, der zum Hof führte, bevor sie antwortete: „Ich habe dir doch erzählt, dass einzelne Gehöfte eher die Ausnahme sind, sie sind zu ungeschützt. Zwei Tage, nachdem Mimbelwimbel und ich uns getroffen hatten, sind wir an so einem abseits gelegenen Hof vorbeigekommen. Wir sind reingegangen, um nach Übernachtung und Verpflegung zu fragen. In der Erntezeit bekommt man fast immer etwas, wenn man als Gegenleistung bei der Arbeit hilft.“
    Anemone verstummte, die Augen weit aufgerissen. Max beschlich eine dunkle Ahnung, was geschehen sein könnte, und war sich nicht mehr sicher, ob er es wirklich wissen wollte. Anemone fing sich und sprach mit belegter Stimme weiter: „Alles war durcheinander. Die Ställe standen offen und waren leer. Keiner der Bewohner lebte noch, auch nicht die Kinder. Der
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