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Die drei Steine der Macht

Die drei Steine der Macht

Titel: Die drei Steine der Macht
Autoren: Sabine Kalkowski
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zum Wohnhaus stand auf. Langsam ging er die Stufen hoch und trat in die dunkle Kühle. Bald gewöhnten sich seine Augen an das Dämmerlicht. Er stand direkt vor einer Treppe, die in das obere Geschoss führte. Rechts von sich sah er einen Raum, in dem Spinnrad und Webstuhl standen oder gestanden hatten. Die Geräte waren umgeworfen und zum Teil zerstört worden. In dem Zimmer, das dahinter lag, konnte er ein Bett und einen Schrank erkennen. Beides durchwühlt, Federn lagen verstreut herum, und ein schlaffer, leerer Kopfkissenbezug hing über der halb aus den Angeln gerissenen Schranktür. Die Kleidungsstücke aus dem Schrank waren achtlos auf den Boden geworfen worden. Ein Bild kompletter Zerstörung.
    Max zuckte zusammen, als es hinter seinem Rücken polterte. Vorsichtig trat er durch die angelehnte Tür zu seiner Linken und atmete erleichtert auf. Es war das Wohnzimmer. Auch hier waren die Möbel bei der brutalen Durchsuchung umgeworfen und teilweise zertrümmert worden. Überall glitzerten Glasscherben auf dem Fußboden. Eines der Fenster war eingeschlagen und Gläser an die Wand geschmissen worden, wo sie Flecken von ihrem Inhalt hinterlassen hatten.
    Anemone war dabei aufzuräumen, die Möbel aufzurichten und auszufegen. Sie befahl Max an der Tür zu warten, bis sie die Scherben zusammengekehrt hatte. Als sie fertig war, stützte sie sich auf den Besen, blies sich eine Strähne aus dem Gesicht und wischte sich mit der Hand über die Stirn. Sie sah seinen ängstlichen Gesichtsausdruck und lächelte.
    „Keine Angst, das Haus ist in Ordnung, etwas unordentlich vielleicht ...“
    Sie blickte sich um.
    Die kleine Kammer in ihrem Rücken, die sich an das Wohnzimmer anschloss, war genauso mit Federn gepudert wie das Zimmer, das Max hinter der Webstube gesehen hatte.
    Anemone stellte den Besen zur Seite.
    „Wir sehen uns den Rest an und schauen, ob wir passende Kleidung für dich finden.“
    Sie wandte sich an Hund der mit erwartungsvoll gespitzten Ohren zu ihr aufschaute.
    „Hund, such Essen!“ Hund bellte kurz und wackelte mit dem Schwanz.
    „Die erste Wurst ist meine!“, hörte Max ihn noch rufen, bevor er durch die Tür verschwand.
    Max sah ihm hinterher. Als er sich wieder umdrehte, verschwand Anemone gerade in der Kammer hinter dem Wohnzimmer. Zögernd schaute sich Max noch mal im Raum um. Es war alles so fremd, so unwirklich.
    Niedergeschlagen folgte er Anemone in den Nebenraum. Sie hatte die Kleidung vom Boden hochgehoben und hielt sie Max nun prüfend an. Sie fand zwei Hosen, die den Überfall heil überstanden hatten, und ein Hemd. Sie knüllte alles zusammen und stopfte es Max in die Arme. Es kamen ein paar Tücher hinzu und etwas, das wie Unterhosen aussah.
    Anemone hatte alles durchgeschaut und blickte nun auf den bereits beachtlichen Berg in Max´ Armen. Dann meinte sie:
    „Leider keine Schuhe, aber immerhin.“ Sie schaute ihn an. „Was ist los, hat es dir die Sprache verschlagen?“
    Max schluckte, wie sollte er erklären, was gerade in ihm vorging. Die Bewohner dieses Hauses lagen irgendwo ermordet herum. Sie plünderten nun dieses bereits einmal durchforstete Haus, das durch diese Tat bereits seine Bedeutung als Heim, als sichere Zuflucht verloren hatte.
    Sie würden das Essbare und die noch brauchbare Kleidung mitnehmen und damit diese Wohnstätte endgültig töten. So empfand es Max zumindest. Er fühlte sich als Eindringling, als Ruhestörer.
    Anemone umarmte ihn kurz, soweit es mit Max´ vollen Armen ging. Sein Gesichtsausdruck musste lauter als Worte gesprochen haben.
    „Sie brauchen diese Dinge nicht mehr, und wenn wir sie nicht mitnehmen, wird es jemand anderes tun“, meinte sie leise, fast entschuldigend.
    „Ganz genau!“, sagte Mimbelwimbel von der Tür her.
    Max zuckte zusammen und hätte beinahe den Wäscheberg fallen lassen.
    „Ich habe im Garten ein paar frische Gräber gefunden. Jemand hat sie bereits begraben. Der Garten ist so gut wie leer, aber für heute Abend werden wir noch genug finden. Die Ställe sind auch leer. Nicht mal ein Huhn ist noch da.“
    Anemone nickte.
    „Hund sucht schon nach Lebensmitteln. Und wir schauen gerade nach passender Kleidung.“
    Mimbelwimbel grunzte.
    „Ist auch besser so. Ich werde nach der Wasserstelle suchen. Heute können wir hier bleiben.“
    Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und sprang die Stufen hinunter auf den Hof. Anemone sah ihm noch hinterher, runzelte die Stirn und holte Luft, als ob sie etwas sagen wollte. Doch dann
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