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Die drei ??? Feuermond

Die drei ??? Feuermond

Titel: Die drei ??? Feuermond
Autoren: André Marx
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als Meisterdieb.« Justus schwieg nachdenklich, während er den Lichtern von Rocky Beach entgegenblickte. »Dann wurden die letzten Briefe seines Vaters an dessen Freund Hernandez entdeckt«, fuhr Bob schließlich fort. »Und da Hu-genay befürchtete, dass die Briefe Hinweise auf seine Identität enthalten könnten, ließ er sie stehlen. Aber das reichte ihm nicht. Er wollte >Feuermond< vernichten, den einzigen Beweis dafür, wer er wirklich ist. Er hatte sich jahrzehntelang eine neue Identität aufgebaut, und jetzt drohte die Vergangenheit ihn einzuholen. Das wollte er um jeden Preis verhindern.«
    »Aber warum?«, fragte Peter ein weiteres Mal. Julianne zuckte die Schultern. »Weil er vielleicht inzwischen gelernt hatte, dass es nicht unbedingt der beste Weg war, den er für sein Leben gewählt hatte. Er wollte nicht, dass sein Name, Victor Hugenay, im Nachhinein den Namen seines Vaters in den Dreck zieht. Denn trotz allem hat Victor seinen Vater ja geliebt. Wie jedes Kind das tut.«
    »Und Jaccard hat auch seinen Sohn geliebt«, sagte Justus. »In einem der Briefe vertraute Jaccard seinem Freund nämlich an, wie sehr er es bedauerte, kein guter Vater gewesen zu sein, und dass Victor ... Ignace ... sich so von ihm entfernt hätte. Das hat Hugenay gelesen. Und vielleicht hat es ihn ein wenig mit seinem Vater versöhnt. Die Frage ist nur, was wir jetzt tun. Mr Hugenay bat mich, sein Geheimnis für mich zu behalten. Aber ich kann das nicht allein entscheiden. Sie sind jahrelang diesem Geheimnis hinterhergejagt, Julianne. Ich musste Sie einfach ins Vertrauen ziehen. Nun haben Sie also die Beweise, die Sie gesucht haben. Sie könnten sie der Öffentlichkeit präsentie-ren. Sie könnten damit groß herauskommen. Und verdient hätten Sie es sicherlich. Aber dann wird die Anamorphose vermutlich in allen großen Zeitschriften abgedruckt werden. Und etwa zur gleichen Zeit wird sicherlich auch Victor Hu-genays Bild durch die Presse wandern. Früher oder später wird jemandem die frappierende Ähnlichkeit zwischen Jaccards Sohn auf dem Gemälde und Hugenay auffallen. Und damit wäre sein Geheimnis aufgedeckt. Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Es würde einen Riesenwirbel verursachen. Die Frage ist: Wofür? Alle Besitzer eines original Hernandez würden sich die Hände reiben, weil sie plötzlich einen original Jaccard an der Wand hängen hätten. Und die Presse würde sich auf das Thema stürzen und Mr Hugenay zerfleischen. Und was immer er getan hat - das hat er in meinen Augen nicht verdient. Wenn er jetzt ins Gefängnis geht, dann als Meisterdieb, den zwar alle ein wenig gefürchtet, aber gleichzeitig auch verehrt haben. Er kann lächelnd in seiner Zelle sitzen in der Gewissheit, der Polizei auf der ganzen Welt jahrelang eine gute Jagd geliefert zu haben. Es ist ein ... würdevoller Abgang. Irgendwie. Aber wenn sich die ganze Welt auf seine Familiengeschichte stürzt und in seiner Vergangenheit herumwühlt und alles bis ins kleinste Detail zerpflückt ... dann hat das nichts mehr mit Würde zu tun.« Peter nickte zustimmend. »Es wäre widerlich.« Auch Bob pflichtete ihnen bei. Nun sahen alle drei Julianne Wallace an, die nachdenklich aufs Meer hinausblickte. Justus räusperte sich. »Was meinen Sie?«

Wie in alten Zeiten 
    Rocky Beach war genau zweihundert Jahre und eine Woche alt, als El Niño endlich aufgab und die Sonne nach Kalifornien zurückkehrte. Innerhalb von zwei Tagen stieg die Temperatur um fünfzehn Grad und die Menschen strömten hinaus, als hätten sie die Sonne jahrelang nicht mehr gesehen. Was ebenfalls zurückkehrte, war die Zentrale. Julianne Wallace war schon kurz nach ihrem gemeinsamen Besuch auf Knox Island so nett gewesen, den ramponierten Campinganhänger mit ihrem Jeep nach Rocky Beach zu ziehen. Die drei ??? hatten jede freie Minute damit verbracht, die Zentrale zu reparieren. Anfangs hatte es hoffnungslos ausgesehen. Die vielen Risse und Beulen schienen zunächst irreparabel. Ganz zu schweigen von der zerstörten Inneneinrichtung. Doch durch die tatkräftige Unterstützung von Onkel Titus und die Bewirtung mit Kirschkuchen und Orangensaft von Tante Mathilda war es ihnen schließlich gelungen, die Zentrale wieder auf Vordermann zu bringen. Sie stand wieder an ihrem alten Platz und sah beinahe besser aus als vorher. Beinahe.
    Justus, Peter und Bob standen zufrieden vor ihrem Hauptquartier, das in der Sonne leuchtete wie schon lang nicht mehr, als sich von hinten Schritte näherten. »Nanu! Ich
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