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Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt
Autoren: Kurt Mahr
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sich mit ihr zu beschäftigen begannen. Ein Wust von Hypothesen wurde im Laufe von Jahrhunderten entwickelt, geprüft und als ungültig beiseitegeworfen.
    Es war ein Neurophysiker – ein Mann, der sich mit den Nervenfunktionen organischer Wesen beschäftigte – der das erste Licht auf den wahren Sachverhalt warf.
    Der Kosmos, in dem wir leben, behauptete Arthur Milling, ist vielfältiger, als wir ahnen. Er besteht aus vielen Universen. Um uns ein anschauliches Bild eines Universums zu machen, stellen wir uns vor, daß es aus einheitlichen Elementarteilchen und aus Volumquanten besteht, von denen jedes gerade so groß ist, daß es ein Elementarteilchen aufnehmen kann.
    Hier hatte Milling die absolute Unterstützung der Physiker, denn das Heteron, das absolut kleinste Elementarteilchen, aus dem sich alle früher als elementar betrachteten Korpuskeln zusammensetzten, war bekannt und nachgewiesen. Die Physik kannte den Nulldurchmesser des Heterons als kleinste sinnvolle Längeneinheit, und das von Milling vorgeschlagene Volumquant war nichts weiter als ein Würfel, dessen Kantenlänge gleich dem Heteron-Nulldurchmesser sein mußte.
    Wir betrachten, fuhr Milling fort, ein Modelluniversum. Der Einfachheit halber nehmen wir ein zweidimensionales Volumquant an. Wenn wir es auf ein Stück Folie zeichnen, sieht es wie ein Quadrat aus. Wir zeichnen ein großes Quadrat und teilen es durch einen senkrechten und einen waagrechten Strich in vier kleinere Quadrate. Jedes der Kleinquadrate stellt ein Volumquant dar. Ferner haben wir vier Bausteine – Bohnen, Erbsen, Dame-Figuren oder etwas ähnliches – zur Verfügung, jeder Baustein so groß, daß er gerade in eines der kleinen Quadrate paßt. Diese Bausteine verkörpern Heteronen.
    Wieviel verschiedene Universen können wir aus vier Volumquanten und vier Elementarteilchen bilden? Sechzehn – nämlich zwei zur Potenz der verfügbaren Elementarteilchen oder Volumquanten erhoben, also zwei hoch vier. Das einfachste Universum ist ohne Zweifel dasjenige, welches überhaupt keine Elementarteilchen enthält. Alle vier Quadrate, oder Volumquanten, sind leer. Die nächstkompliziertere Serie von Universen enthält jeweils ein Elementarteilchen. Es gibt vier solcher Universen. Nummer eins enthält, beispielsweise, ein Elementarteilchen im linken oberen Quadrat, Nummer zwei ein Teilchen im rechten oberen, Nummer drei im rechten unteren, Nummer vier im linken unteren Quadrat. In der nächsten Universen-Serie verwenden wir jeweils zwei Elementarteilchen. Durch Probieren läßt sich leicht ermitteln, daß es sechs mögliche Kombinationen gibt. Danach folgt die Serie, deren Mitglieder je drei Teilchen enthalten. Es gibt vier solche Möglichkeiten. Den Abschluß bildet das volle Universum – ein Teilchen in jedem der vier Quadrate.
    Aus vier Elementarteilchen und vier Volumquanten lassen sich also sechzehn verschiedene Modelluniversen bilden. Aus fünf Teilchen und fünf Quanten zweiunddreißig, aus sechs Teilchen und sechs Quanten vierundsechzig Universen – und so weiter. Die Zahl der Volumquanten und Elementarteilchen muß nicht unbedingt übereinstimmen. In dem soeben ausgeführten Modellversuch hätten sich fünfzehn Universen bilden lassen, wenn nur drei Elementarteilchen vorhanden gewesen wären, oder elf, wenn wir nur zwei Teilchen gehabt hätten.
    Das Universum, in dem wir leben, besteht offensichtlich aus einer ungeheuren, aber nicht unendlichen Anzahl von Volumquanten und Elementarteilchen. Die Zahl der möglichen Kombinationen übersteigt unser Fassungsvermögen. Aber es besteht kein Grund anzunehmen, daß die Natur sie nicht alle verwirklicht hat.
    Der Kosmos, heißt unser Postulat, besteht aus einer Vielfalt von Universen, nämlich eben so vielen, wie durch alle denkbaren Kombinationen von Elementarteilchen und Volumquanten erzeugt werden können. Der Kosmos existiert fernerhin ohne Rücksicht auf die Existenz eines wahrnehmenden Wesens.
    Er ist da! Die ungeheure Zahl verschiedener Universen ist da!
    Unsere nächste Aufgabe ist zu rekonstruieren, wie das erste mit der Fähigkeit der Wahrnehmung ausgestattete Wesen sich in diesem vielfältigen Kosmos zurechtfand. Es gibt keine Ursache anzunehmen, daß es anfänglich in der Lage war, alle Universen wahrzunehmen. Diese Befähigung erwies sich jedoch rasch als nachteilig; denn allzu oft fand sich der Wahrnehmungssinn des Wesens ohne jegliche Vorwarnung in einem Universum, in dem die Kombination der Quanten und Teilchen so gelagert
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