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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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eine Milchpackung aus dem Regal nehmen, passiert heutzutage noch nichts. Aber sobald die Kassiererin oder der Kassierer diese über den Barcodescanner zieht, löst das in der Regel wesentlich mehr aus als nur die Übermittlungder Information »89   Cent« an die Kasse. Moderne Kassensysteme verarbeiten diese Information gleich weiter. Es ist nämlich nur die Menge X an Milch im Laden vorrätig, und nun wurde wieder eine Tüte verkauft. Also kann das System auch gleich in der Zentrale ankündigen, dass voraussichtlich dann und dann wieder Milch benötigt wird. Ihr Einkauf kann also dazu führen, dass in der Zentrale die nächste Lieferung für diese Filiale bereits auf die Paletten gepackt wird. So funktionieren moderne Warenwirtschaftssysteme.
    Software ist keine Hexerei, sondern nur ein Stapel möglichst durchdachter Anweisungen an die Recheneinheit nach dem Motto: Wenn dies, dann jenes   – Strom an, Strom aus: In der Programmiersprache 11011001.   Inzwischen gibt es jede Menge Programmiersprachen, die zwischen uns als Menschen und den Maschinencode diverse Übersetzungen eingebaut haben. Und es gibt Menschen, die sich darauf spezialisiert haben, eben hierauf aufzubauen und Programme zu schreiben, die den jeweiligen Anforderungen gerecht werden. So sind zum Beispiel an eine Textverarbeitung andere Anforderungen zu stellen als an die Software einer Heizung. Erstere erfordert vielfältige Arten von Interaktion mit Menschen, Letztere kommt nur in reduzierter Form in Kontakt mit uns: Ein paar Knöpfchen, ein paar Angaben, das war’s. Tatsächlich wird eine erstaunliche Menge Software für Maschinen und automatisierte Steuerungen geschrieben. Das Eingreifen von Menschen ist dabei nur für den Fall vorgesehen, dass etwas nicht funktioniert oder das System neu gestartet werden soll.
    Aber mit dem, was Programmierer der Welt vorsetzen, muss die Welt auch zurechtkommen. Der finnische Mobiltelefonhersteller Nokia beherrschte mit seinen Geräten lange Zeit den Markt. Ein Manager der Firma soll einmal, als in einem Fahrstuhl sein Nokia-Telefon klingelte und alle zu ihren Geräten gegriffen haben, gesagt haben: »Das ist der Sound von Marktmacht.« Die Geräte der Firma waren einfach bedienbar, die Aufteilung klar: Die rechte Funktionstaste war für das Menü, die linke für die Auswahl und Bestätigung. So wie bei Computermäusen. Zu dieser Zeit   – kurz nach der Jahrtausendwende   – stellte auch der deutsche Elektromischkonzern Siemens noch Mobiltelefone her. Siemens gehörte zwar zu den ersten Herstellern von Mobiltelefonen, aber nicht zu den populärsten. Der Markt war heißumkämpft. Und die Siemens-Geräte hatten einen großen Makel: Bei ihnen lief die Bedienung anders als auf den Nokia-Geräten: links das Menü, rechts die Auswahl. Viele Menschen hatten die Bedienung aber auf Nokia-Geräten gelernt. Siemens blieb dennoch »seinem« Bedienoberflächenkonzept lange treu. Vielleicht hatten die Siemens-Programmierer ja einen guten Grund für die Umstellung. Aber auf den Markterfolg wirkte sich das negativ aus.
    Was daraus zu lernen ist: Menschen eignen sich im Laufe des Lebens gewisse Techniken an und weichen ungern davon ab. Wir gewöhnen uns ein Verhalten an, und wenn wir es einmal erlernt haben, möchten wir es nicht mehr aufgeben. Wenn wir dazu gezwungen werden, treten jede Menge Probleme auf. Ähnliches war auch bei der klassischen Knopftastatur, der legitimen Nachfolgerin der Wählscheibe, zu beobachten. Es dauerte Jahre, bis sie durch simulierte Tastenfelder, die sogenannten Touchscreens, ersetzt wurde. Nicht wenige Menschen konnten nur schwer von der Drei-Zeichen-auf-einer-Taste-Logik lassen, so umständlich diese eigentlich ist. Auch Microsoft, Hersteller der bekannten Office-Büroanwendungsserie, musste solche Erfahrungen mehrfach machen, wenn das Unternehmen ein neues Bedienverfahren einführte, egal, wie unlogisch die vorherige Version eigentlich war.
    Was aber passiert, wenn Programmierer eigentlich überhaupt gar keine Ahnung von dem haben, was sie da programmieren? Es entstehen reihenweise Missverständnisse. Denn auch Programmierer sind ganz normale Menschen, und sie können nur ihrem eigenen Verständnis und den dokumentierten Anforderungen entsprechend arbeiten. Da kann es schon einmal vorkommen, dass Dinge falsch benannt werden, dass Funktionen für den Endanwender in vollkommen unlogischer Reihenfolge ablaufen   – oder dass ein Produkt für Nichtprogrammierer weder verständlich noch
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