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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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konzentrierten Unternehmen überlassen wolle   – und ob die Antworten, die diese formulierten, wirklich das sind, was die Bürger wollen könnten.
    Bereits in den Frühzeiten des Internets als neuem Massenmedium gab es Aktivisten. Manche von ihnen, wie der Bielefelder Verein Foebud, waren in der Mailbox-Szene aktiv, einer Art Postlager-Vorgänger des Internets, wie wir es heute kennen. Einige entstammten der klassischen Bürgerrechts- und Friedensbewegung, andere eher der Computerbastler- und -experimentier-Szene wie die im Chaos Computer Club organisierten Hacker. Sie alle einte eines: Mit dem Internet und seinen Vorläufernhatten sie die Möglichkeit bekommen, sich über große Distanzen hinweg zu organisieren und miteinander zu diskutieren. Sie konnten sich nun vernetzen, ohne auf Transporteure wie die klassischen Medien angewiesen zu sein, ohne die Briefpost in Anspruch nehmen zu müssen. Sie waren schon lange da, bevor eBay und Amazon dem Internet vorübergehend ihren Stempel als Shoppingcenter der nächsten Generation aufdrücken konnten. News jenseits des Mainstreams, jenseits von ›Tagesschau‹ und ›Bild‹, das war für allerlei vorerst kleinere Gruppen eine spannende Möglichkeit.
    Im Jahr 2002 war Markus Beckedahl einer von wenigen deutschen Aktivisten und Wissenschaftlern, die sich im Koordinierungskreis rund um den mehrjährigen Prozess des U N-Weltgipfels zur Informationsgesellschaft vernetzt hatten. Der World Summit on Information Society (WSIS) sollte die erste internationale Debatte rund um Netzpolitik werden. Er suchte eine Möglichkeit, um in Tagebuch-Form von den Vorbereitungskonferenzen aus Genf und den gleichzeitigen Protesten auf E U-Ebene gegen eine Richtlinie zur Patentierung von Software von seinen Erlebnissen vor Ort zu berichten. Auf der Suche nach einem damals noch seltenen freien System für die Veröffentlichung einfacher Inhalte im Web fand er eine Software namens Nucleus. Diese ermöglichte es, ohne großen Programmieraufwand etwas zu schreiben und dann durch einen einfachen Klick den Text im Web zu veröffentlichen.
    Ein bis zwei Jahre berichtete er nun von seinen Reisen und Erlebnissen. Währenddessen lief in den USA die Wahlkampf-Kampagne von Howard Dean. Dabei entstanden große Netzwerke von Blogs, die gemeinsam Kampagnen durchführten. Erst dadurch erfuhr Markus Beckedahl, dass er ein »Blogger« war, da er eine Blog-Software nutzte. Im Sommer 2004 startete Netzpolitik dann als das Blog, als das es jetzt aufgestellt ist. Die kostenlose, quelloffene, also freie Software Wordpress bot mehr Möglichkeiten als Nucleus. In Deutschland entstand nach und nach eine Gemeinschaft von Blogs, die untereinander verlinkten und diskutierten. In dieser »Blogosphäre« und auf netzpolitik. org wurden aktuelle Entwicklungen kommentiert, wurde auf interessante Berichte, Artikel und Kampagnen hingewiesen. Ein Knotenpunkt entwickelte sich rund um das Themenfeld. Dieklassischen Medien fingen erst spät an, überhaupt über diese Themen zu berichten. Von anfänglich wenigen Dutzend über mehrere Hundert konnte sich netzpolitik.org währenddessen zu mehreren Zehntausend Lesern täglich vorarbeiten. Immer mehr Menschen stellten fest, dass die Politik mit der Thematik nach wie vor hilflos umging   – und stattdessen einen Bock nach dem anderen schoss.
    In seiner offenkundigen Hilflosigkeit unternahm der Bundestag 2010 dann das, was er immer tut, wenn man nicht so recht weiterweiß: Man setzte eine Enquete-Kommission mit dem schönen Namen Internet und digitale Gesellschaft ein, die sich mit den großen Fragen beschäftigen sollte. Markus Beckedahl wurde als eines von 17 sachverständigen Mitgliedern durch die Grünen vorgeschlagen, Falk Lüke arbeitete, zu Beginn noch beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, hinter den Kulissen an den Themen, wurde als Experte zum Thema Netzneutralität von der Kommission geladen und berichtete als Journalist über den Fortgang.
    Was kommt dabei heraus, wenn 17   Parlamentarier und 17   Sachverständige sich eines riesigen Themenpotpourris annehmen? Das Ziel sollte eigentlich sein, sich von den tagesaktuellen Debatten zu lösen. Aber wie geht das, wenn fast alle zukünftig wichtigen Themen auch heute virulent sind? Es wurden viele der wichtigen und richtigen Fragen gestellt. Aber dennoch wurde schnell klar, dass weder die Sachverständigen noch die Bundestagsabgeordneten bei den meisten Themen wirklich ihre tagespolitischen Brille ablegen oder gar die
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