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Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Titel: Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel
Autoren: Hans Warren
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      1. Kapitel Am Indravati  
     
      „Das Ungeheuer muß sich bestimmt hier in der Nähe aufhalten," sagte Rolf leise. .Die Strömung ist hier an der Innenseite der Flußbiegung sehr gering, der Bambus steht dicht, es kann sich also gut verstecken. Ich schlage vor, daß wir uns verteilen. Bleib du hier stehen, Hans, ich gehe hundert Meter weiter hinunter, Pongo muß die gleiche Strecke zurückgehen. Dann werden wir das Untier schon entdecken, wenn es zu neuem Raubzug nach Jagdalpur schwimmt."  
      „Meinst du nicht, daß die Erzählungen über das Untier übertrieben sind?" fragte ich. „Es mögen einige Kinder in den Indravati gefallen und von Krokodilen zerrissen worden sein, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß hier ein einzelnes, riesiges Exemplar hausen soll, das regelmäßig zur Stadt schwimmt, um sich ein neues Opfer zu holen. Das dürfte übertrieben sein!"  
      »Man kann es nicht wissen," erwiderte Rolf. „Leistenkrokodile sind sehr klug, wenn man mit menschlichen Ausdrücken reden darf, da es sich um ein Tier handelt. Du weißt ja, daß sie Menschen selbst aus Kähnen herausholen. Wir haben genug mit den beiden Bestien in Sumatra durchgemacht, als wir auf der Flucht vor den Bata waren." (Siehe Band 5.)  
      „Das stimmt," gab ich zu, „ich wundere mich nur, daß das Tier nicht längst erlegt ist. In Jagdalpur wohnen genug Engländer, die gut schießen können."  
      „Colonel Davis hat uns selbst eingestanden, daß das Krokodil mehr als schlau ist," sagte Rolf. „Davis ist ein alter, erfahrener Großwildjäger und hat mit den besten Schützen wochenlang vergeblich auf das Untier Jagd gemacht. Meiner Meinung nach war es ein Fehler von ihnen, sich an der Stelle, wo das Tier meist seine Opfer holt, zu postieren. Vielleicht hätten sie Erfolg gehabt, wenn eine Frau so mutig gewesen wäre, dort ihre Wäsche zu spülen, wie es vorher der Fall war, oder wenn Kinder dort gespielt hätten. Dann wäre das Untier vielleicht emporgekommen. Es ist doch beinahe teuflisch zu nennen, daß das Krokodil sich sofort ein neues Opfer holte, als Davis und seine Gefährten die Jagd als zwecklos aufgaben und die Kinder sich wieder auf die Sandbank wagten. Jetzt werden sie es natürlich unterlassen, bis das Krokodil erlegt ist."  
      „Wenn wir hier keinen Erfolg haben, können wir das Untier vielleicht überlisten, wenn wir selber auf die Sandbank gehen, uns laut unterhalten und im Wasser plätschern," schlug ich vor. „Ich kann mir kaum denken, daß wir es jetzt hier zu Gesicht bekommen."  
      „Vielleicht müssen wir viele Tage Geduld haben," entgegnete Rolf. „Mir war es aber sofort klar, daß das Tier außerhalb der Stadt seinen Schlupfwinkel haben muß. Deshalb hat es auch kein Jäger zu Gesicht bekommen. Hier ist ein Gelände, wie die Krokodile es lieben. Von hier aus wird es, wenn es Hunger verspürt, gegen Abend zur Stadt hinauf schwimmen, um nach Beute zu spähen. Mir will es einleuchten, daß wir es hier entdecken könnten."  
      „Dann müssen wir zum anderen Ufer hinüber," sagte ich. „Hier ist der Bambus so dicht, daß wir kaum den Fluß sehen können. Wenn auch einzelne Wildpfade hinabführen, können wir doch nur einen schmalen Ausschnitt des Flusses überblicken."  
      „Das genügt," widersprach Rolf. „Hier können wir hören, wenn das Krokodil ins Wasser gleitet. Dann wird es dicht am Bambus vorbei schwimmen, und wir können einen guten Schuß anbringen. Vom andern Ufer haben wir zu schlechte Sicht, da die Sonne auf den Wellen glitzert."  
      Ich sah ein, daß Rolf recht hatte. Aber ein neuer Gedanke kam mir, als ich den schmalen Wildpfad betrachtete, der durch das Bambusdickicht zum Fluß hinabführte.  
      „Es wäre sehr nett, wenn das Krokodil ausgerechnet den Pfad, auf dem einer von uns steht, benutzte, um ins Wasser zu gehen," meinte ich. „Dann kann es passieren, daß der Betreffende von dem Untier ins Wasser geschleudert wird."  
      „Hm, mit der Befürchtung hast du nicht unrecht," gab Rolf zu. „Das Krokodil wird wahrscheinlich ziemlich hoch am Ufer im Bambus stecken und ziemlich geräuschlos ankommen Daß einer von uns gefährdet wird, müssen wir vermeiden. Der Pfad ist anscheinend wenig benutzt. Die Tiere, die zum Fluß ziehen, werden weiter unten einen breiteren Weg zur Tränke haben. Weißt du, wir gehen zusammen hier an den Fluß, und einer muß immer nach rückwärts aufpassen."  
      Mit dem Vorschlag war ich einverstanden.
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