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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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weil es keine anderen technischen Möglichkeiten gab. Dass ein Telefon eine Nummer und keinen Nutzernamen hat, ist dieser technischen Logik geschuldet, aber aus menschlicher Sicht vollkommen irrelevant. Schon jetzt ist das Prinzip, dass wir eineNummer anrufen, wenn wir einen Menschen sprechen wollen, eigentlich obsolet. Es wird vermutlich immer Menschen geben, die sich Telefonnummern merken. Aber notwendig wird es nicht mehr sein.
    Nora Normalnutzer
    Heute benutzt ein großer Teil der Bewohner der reichen Länder der Welt das Internet und agiert auch ansonsten immer mehr in digitalen Umgebungen. Sehr viele Menschen haben ein Mobiltelefon. Die modernen Geräte sind heutzutage in erster Linie Computer, die zusätzlich noch ein Funkmodul haben, das gesprochene Sprache erst digitalisiert und als Daten durch den Äther zum nächsten Funkmast schickt. Bis diese Daten dann beim empfangenden tragbaren Computer wieder zurück in menschliche Sprache umgewandelt werden.
    Für die meisten Menschen ist aber ein Mobiltelefon immer noch ein etwas komfortableres, herumtragbares Telefon, mit dem man gegebenenfalls auch einmal Kurznachrichten an andere Menschen schreiben kann. Für sie entspricht das Konzept Telefon im Grund immer noch dem Blechdosenprinzip: Man spricht auf der einen Seite hinein, ein Faden übermittelt das Signal an das andere Ende, und dort kann man hören oder sprechen.
    Diese Einstellung ist ein Erbstück der analogen Zeit, und nicht das einzige. Die Tastatur, auf der diese Zeilen gerade geschrieben werden, ist das beste Beispiel für solche Erbstücke. Die Anordnung der Tasten ist streng logisch betrachtet nicht intuitiv und auch nicht sinnvoll. Sie geht auf die mechanische Schreibmaschine zurück: Die am häufigsten benutzten Tasten sollten nicht dicht beieinander liegen, damit sich die Hämmerchen mit den Buchstaben möglichst selten ineinander verhakten.
    Viele andere der Konzepte und Nutzungsweisen unserer heutigen teildigitalen Welt stammen im Kern ebenfalls von analogen Vorläufern ab. Wir arbeiten am Computer unverändert mit Ordnern und Dateien, auf Englisch Files, zu Deutsch Akten. Auch heute noch erschwert oder erleichtert uns die eine oder andere Hängeregistratur der Bürowelt das Leben. Die »Reiter«, die uns in Firefox und Internet Explorer das Navigieren zwischen verschiedenenWebseiten vereinfachen, sind von den klassischen Mappen übernommen. Karlchen Klammer allerdings   – die aufdringliche Hilfsfunktion in Gestalt einer mit den Augen klimpernden Büroklammer in Microsofts Office-Paket   – war dann wohl für die meisten Nutzer zu viel des Analogen. Sie wurde wieder abgeschafft.
    Ursprünglich diente das alles dazu, den Sekretärinnen den Übergang zur »Elektronischen Datenverarbeitung« (EDV) zu erleichtern. Sie sollten die vertrauten Kategorien und Methoden auch in der elektronischen Welt wiederfinden. Sich davon loszumachen ist nach wie vor nur für einen Teil der Nutzer eine Selbstverständlichkeit. Statistiken zufolge nutzen fast vier Fünftel der Deutschen das Internet. Nur: Was heißt das eigentlich?
    Es gibt die einen, die mit ihrem iPhone kleine Videos drehen, diese auf YouTube stellen, bergeweise Bilder im Internet hochladen, bei dem standortbezogenen sozialen Netzwerk Four-Square ein- und auschecken und beim kreativen Neuinterpretieren von Kulturgütern mit den begrenzten Möglichkeiten des Urheberrechts analoger Prägung Erfahrung machen. Und es gibt die anderen. Die digitale Lebenswirklichkeit vieler Internet- und Computernutzer sieht anders aus. Tatsächlich gibt es zwei digitale Spaltungen. Zum einen die Spaltung in diejenigen, die einen Zugang zum Internet haben, und die anderen, die keinen haben. Letztere wurden im Lauf der letzten zwanzig Jahre deutlich weniger, sind aber dennoch eine relevante Größe.
    Die zweite Spaltung verläuft zwischen den Nutzern des Netzes. Und sie ist schwerer greifbar. Der Internetzugang als solcher lässt sich statistisch leicht abfragen. Aber welche Kriterien legt man für eine aktive Nutzung an? Ist der passive Konsum von YouTube-Videos wirklich ein guter Indikator? Die Europäische Statistikbehörde Eurostat versucht in ihren Statistiken einige Computer- und Internetfertigkeiten abzufragen. Wer sich diese Daten anschaut, sieht Erstaunliches. 74   Prozent der Deutschen waren im Jahr 2010 laut Eurostat im Internet unterwegs. Und 43   Prozent nutzten im Jahr 2010   Onlinebanking. Aber nur 28   Prozent der Bundesbürger gaben an, dass sie
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